Top-Banker: „In Russland wird es kein billiges Geld für die Banken geben wie in Europa oder Amerika“

Traumhafte Leitzinsen und Gewinne von Banken, so beschreibt Alexander Kostin, der Chef der zweitgrößten russischen Bank, die Lage in Russland. Sekundärsubventionen allerdings überlagern Privatisierungsbemühungen. Daneben übt Kostin im Interview mit dem "Handelsblatt" Mitgefühl mit der Deutschen Bank und erklärt, warum es keine Verbindung zum US-Präsidenten Donald Trump gibt.
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Sanktionen.Foto: iStock
Epoch Times18. November 2019

Der Chef der zweitgrößten russischen Bank VTB (ehemals Vneschtorgbank), Alexander Kostin, plauderte im Interview mit dem „Handelsblatt“ über die Finanzpolitik Russlands und die Konsequenzen westlicher Sanktionen.

EZB kann von russischem Leitzins allenfalls träumen

„Die Zentralbanken drängen die Banken, weniger Risiko einzugehen und mehr Kapital bereitzustellen, und die Banken versuchen genau das Umgekehrte“, beschreibt Kostin das Verhältnis zwischen Zentralbanken und Geschäftsbanken. Das sei wie ein „Katz- und Mausspiel in der Zeichentrickserie Tom und Jerry“.

Von Russlands Leitzins kann die Europäische Zentralbank momentan jedenfalls nur träumen. Mit einem Leitzins von 6,5 Prozent erziele die VTB immerhin noch einen Gewinn von gut drei Prozent. „Das wäre unmöglich, wenn wir wie in Europa Negativzinsen hätten“, so Kostin.

Verschärfte Regulierungen beeinträchtigen das Bankengeschäft allerdings weltweit, erläutert Kostin. So auch in Russland. Kapitalanforderungen mit negativen Konsequenzen erschweren das lukrative Geschäft mit Privatkunden.

Ohne Sanktionen wäre VTB schon längst privatisiert

Aber spezielle Probleme in Russland seien eher die Sanktionen. Dadurch sei Russland komplett von der Außenfinanzierung abgeschlossen.

Ohne Sanktionen wäre die Zentralbank schon längst komplett privatisiert, womit man 2007 begonnen habe, betont der Banker. Neben rund 61 Prozent Beteiligung des Staates halten nach Handelsblattinformationen weitere Anteile von  insgesamt 39 Prozent: Staatsfonds aus Aserbaidschan, China, Norwegen, die Qatar Holding, US-Hedge Fonds und die russische Bank Otkrytie.

Lustig: Jeder hat Angst vor Sanktionen, obwohl man eigentlich verkaufen könnte

Am staatlichen Einfluss gebe es zwar Kritik. Doch der Staat sei sogar bereit, Aktien zu verkaufen. Auf die Frage des Handelsblattes, ob China ein potenzieller Investor sei, antwortete Kostin nicht.

Hinweis: Die Europäische Zentralbank und Deutsche Bundesbank sind im Gegensatz zu Russland komplett verstaatlicht. Vergleichen Sie hier eine Anfrage an das Bundesministerium der Finanzen.

Bloß niemand aus dem Ausland kaufe die Aktien, obwohl Auslandsinvestoren sogar – rechtlich zulässig – alle staatlichen Anteile der VTB kaufen könnten. Der Grund:

Das Lustige ist, dass die russische Regierung bereits existierende Aktien verkaufen könnte. Sie unterliegen keinen Sanktionen, nur neue Aktien. Die Regierung könnte also die restlichen 61 Prozent der VTB verkaufen, aber die Anleger haben keinen großen Appetit. (…) Jeder hat Angst vor den Sekundärsanktionen der USA.“

Ist Russlands Zentralbank schlauer als die EZB?

„In Russland wird es kein billiges Geld für die Banken geben wie in Europa oder Amerika. Das ist sicher“, so Kostin.

Der russische Finanzminister befürworte ebenfalls billige Kredite. Aber die Zentralbank ließe Vorsicht walten, aus Befürchtung vor einer Inflation. Maximal rechne Kostin mit einer Senkung des Leitzins auf 5,5 Prozent innerhalb der kommenden 2 Jahre. Damit ließe sich die – ähnlich wie in Deutschland – schwächelnde Wirtschaft zwar nicht beleben, aber an Russlands hohem Haushaltsüberschuss, ließe sich etwas machen.

Denn das Steueraufkommen wachse viel schneller als die Staatsausgaben. Steuersenkungen wolle der Staat zwar nicht. Aber immerhin habe die Regierung unter anderem in Infrastruktur und Bildung investiert.

„Es ist bedauerlich zu sehen, was jetzt mit der Deutschen Bank passiert“

Kostin lobte den damaligen Vorstandschef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, als „großen Star in der Branche“, von dessen Investmentpolitik Russland gelernt habe. Er fände es aber „bedauerlich zu sehen, was jetzt mit der Deutschen Bank passiert.“

Dabei räumte er auch in Bezug auf die Vorurteile zu einer Verbindung zwischen US-Präsident Donald Trump und Russland auf.

So erklärte er: „Amerikanische und englische Journalisten fragen mich oft, ob wir mit der Deutschen Bank zusammengearbeitet haben. Natürlich haben wir es getan, und wir tun es noch immer. Und dann sagen diese Journalisten, dass die Deutsche Bank auch mit US-Präsident Donald Trump zusammengearbeitet hat und es deshalb eine Verbindung zwischen VTB und Trump geben muss. Auf die Frage, warum das so sein sollte, lautet die Antwort dieser Kritiker: ‚Weil beide mit der Deutschen Bank zusammengearbeitet haben.‘ (…) Im Ernst, das ist ihre Logik. (bm)

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