Türkei erklärt 15. Juli zum „Gedenktag für Märtyrer“ – es begann die große Säuberung

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan erklärte in der vergangenen Nacht den Beginn des Putschversuches in der Türkei als "Gedenktag für Märtyrer". Damit will er offiziell der 260 Opfer des gescheiterten Militärputsches gedenken. Kritiker hingegen werfen Erdogan vor, die Gunst der Stunde für eine längst vorbereitete Säuberung des Staates von unliebsamen Personen zu nutzen, um seinen Weg zum Präsidialstaat zu ebnen.
Titelbild
Türkische Soldaten stehen am Taksim-Platz in Istanbul. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan will nun massiv gegen mutmaßliche Putsch-Unterstützer vorgehen.Foto: Sedat Suna/dpa
Epoch Times22. Juli 2016

Präsident Erdogan ernannte jetzt den 15. Juli zum „Gedenktag für Märtyrer“. An diesem Tag begann der Putschversuch in der Türkei. Dies teilte der türkische Präsident in der Nacht während einer Pressekonferenz in Ankara mit. Der türkische Staatsführer sagte der Nachrichtenagentur Anadolu an seinem Amtssitz:

„Kommende Generationen werden die Helden des Kampfes für die Demokratie nie vergessen“ (Präsident Erdogan)

Bei dem Putschversuch waren mehr als 260 Menschen ums Leben gekommen. Inzwischen sollen, nach Erdogans Angaben, 10.400 Beschuldigte in diesem Zusammenhang festgenommen worden sein. Gegen 4.060 von ihnen wurde Haftbefehl erlassen.

Erdogan kündigte im Interview mit der Nachrichtenagentur „Reuters“ in Ankara eine Umstrukturierung des Militärs an. Man müsse aus dem Putschversuch ernste Lehren ziehen, hieß es und: „Wir können es uns nicht leisten, selbstzufrieden zu sein“, berichtete der „Spiegel„. Er rief dazu auf, die von der Regierung als „Demokratie-Wachen“ bezeichneten Versammlungen in den türkischen Städten fortzuführen.

Was für die einen jetzt der „Gedenktag für Märtyrer“ ist, wird für andere als Tag des Beginns der großen „Säuberung“ in Erinnerung bleiben. Bereits kurz nach Beendigung des Putsches wurden im ganzen Land Menschen, die auf vorbereiteten Schwarzen Listen standen, verhaftet oder entlassen. Das Online-Magazin „Krautreporter“ veröffentlichte eine Liste der Betroffenen, die auf Geheiß von Präsident Erdogan festgenommen, suspendiert oder entlassen wurden. Dabei soll es sich um eine Größenordnung von über 65.000 Menschen handeln.

Nur ein Bruchteil davon hat militärischen Hintergrund. Zwei Drittel davon kommen aus dem Bildungssektor, sind Lehrer, Dekane, Beamte des Bildungsministeriums. Auch Tausende Staatsanwälte und Richter wurden entlassen und rund 500 Fernseh- und Radiostationen die Lizenz entzogen. (sm)

Siehe auch:

Türkei: Aktuell 65.000 Menschen „gesäubert“

Türkei bereit für die Todesstrafe: Erdogan will 8.777 Putschisten hinrichten lassen



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