100 Dollar pro Ölfass? Analysten dementieren Drohung des Iran

Iran droht, die Meeresstraße von Hormus zu blockieren - als Vergeltung gegen die US-Politik gegenüber dem Iran. Analysten meinen, dass es nicht dazu kommen werde: "Es würde für den Iran ein militärischer Selbstmord sein".
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Auf diesem Archivbild ist die USS Kitty Hawk in der Straße von Hormus mit einem 50-Kaliber-Maschinengewehr an Bord zu sehen.Foto: US-Navy/Fotograf Mate 3rd Class Todd Frantom/Getty Images
Von 10. Juli 2018

Iranische Drohungen, den Ölpreis auf über 100 Dollar pro Fass zu erhöhen sind laut Branchenanalysten nicht glaubhaft. Dies wäre durch die Blockade der Straße von Hormus denkbar. Die Trump-Administration hat sich aus dem Atomabkommen mit dem Iran zurückgezogen und verhängt erneut Sanktionen gegen das Land. Auch drängt sie andere Länder, ihre Iran-Investitionen zurückzuziehen.

Der iranische Präsident Hassan Rouhani hat am 3. Juli während den anhaltenden Spannungen zwischen den Vereinigten Staaten und dem Iran angedeutet, dass der Iran die Straße von Hormus blockieren könnte, um Ölexporte aus seinen Nachbarländern als Vergeltung für die US-Politik gegenüber dem Iran einzudämmen.

Als Reaktion auf Rouhanis Drohung sagte Capt. Bill Urban, Sprecher des Zentralkommandos des US-Militärs, am 4. Juli gegenüber Associated Press, dass die US-Marines und ihre Verbündeten in der Region „bereit sind, die Freiheit der Seefahrt und den freien Fluss des Handels zu gewährleisten, wo immer es das internationale Recht erlaubt“.

Hossein Kazempour, der iranische Gouverneur von OPEC (Organisation erdölexportierender Länder) sagte am 5. Juli zu Reuters, dass der Ölpreis bald auf 100 Dollar pro Fass steigen könne.

Trotz dieser Drohungen erwarten Branchenexperten nicht, dass es dazu kommt.

Hillard Huntington, Geschäftsführer des „Energy Modeling Forum“ der Stanford University, sagte, dass der Iran höchstwahrscheinlich nicht versuchen werde, die Meerenge zu schließen.

„Wenn sie es tun und den Ölstrom teilweise unterbrechen, hat Saudi-Arabien eine gewisse Kapazität, aber nicht genug, um die Verluste auszugleichen“, so Huntington.

Ich könnte mir eine Situation vorstellen, in der der Brent-Ölpreis für eine Weile auf über 90 Dollar steigen könnte (gegenwärtig ca. 79 Dollar pro Barrel). Das ist nicht das, was ich erwarte, aber es wäre möglich.“

Ein potenzieller „militärischer Selbstmord“ für den Iran

Phil Flynn, Senior-Marktanalyst bei „The PRICE Futures Group“, sagte:

Es ist wahrscheinlich kein guter Aktionsplan für den Iran. Denn wenn sie das tun, werden sie internationale Gesetze brechen, und es wird weitergehen.“

Flynn sagte, wobei er den US-Verteidigungsminister frei zitierte: „Die US-Navy wird sehr aggressiv handeln, um die Meeresstraße in internationalen Gewässern offen zu halten.“

„Der Markt hat die Möglichkeit, Importe aus dem Iran stark zu reduzieren, eingepreist“, sagte Flynn. „Wir haben das Gefühl, dass Saudi-Arabien und Russland einiges davon auffangen werden. Aber es reduziert definitiv die globale ungenutzte Produktionskapazität, was zu einem Preisanstieg führen könnte, wenn die Dinge irgendwann zusammenbrechen.“

Dass der Iran seine Drohung wahrmacht, die Meerenge zu blockieren, schloss Flynn aber aus.

„Das würde beinahe zu einem Krieg in Asien herausfordern“, so Flynn weiter.

Es würde für den Iran ein militärischer Selbstmord sein. Wenn der Iran damit beeindrucken will, wie stark er sei, würde Ihnen jeder Militär sagen, dass das nicht die richtige Vorgehensweise ist.“

Verpasste Chance

Während der Iran die USA beschuldigte Druck auszuüben komme der wirkliche Druck, so glaubt Flynn, aus dem Inneren des Iran.

„Die Iraner sind verärgert. Schauen Sie sich ihre Wirtschaft an. [Iran] hat die Zeit wirklich vertan, die für ihre Wirtschaft vorteilhaft war, da sich der Ölpreis ziemlich dramatisch erholt hat. Aber anstatt das zu nutzen, um ihre Wirtschaft voranzubringen, haben sie beschlossen, Kriege im Jemen und in Libyen zu führen. Das hat ihrer eigenen Wirtschaft geschadet.

Es ist nicht nur der Druck aus den Vereinigten Staaten, um den sich das iranische Regime sorgen sollte. Es ist der Druck, der von den Menschen ausgeht, die verärgert sind. Sie fragen sich, warum sie in einer Zeit, in der sie mit ihrer Wirtschaft zu kämpfen haben, Kriege führen. Ihre Wirtschaft sollte doch florieren.“

Die ökonomische Misswirtschaft habe eine Revolte ausgelöst, meint Flynn.

„Das hat dem iranischen Volk nicht viel Hoffnung gegeben. Sie haben gerade ihre eigene Version des Arabischen Frühlings. Der einzige Grund, dass es nicht zu weiteren Folgen kam, ist der Umstand, dass die iranische Regierung Gewalt gegen ihr eigenes Volk angewendet hat, um alle Folgen zu ersticken. Also, es ist eine sehr schwierige Zeit.

Die iranische Regierung muss sehr vorsichtig sein. Sie haben die Unterstützung ihrer eigenen Leute verloren. Ich denke, das iranische Volk ist an einer besseren Wirtschaft interessiert und nicht daran, jedermanns Kriege zu führen. Deshalb sehen wir den Aufstand im Iran.”

Zu den eskalierten Spannungen zwischen dem Iran und den Vereinigten Staaten nach dem Rückzug von Präsident Trump aus dem Atomabkommen mit dem Iran sagte Flynn:

Es ist die richtige Entscheidung, aus dem Atomabkommen auszusteigen. Es ist an der Zeit, Druck auf sie [das iranische Regime] auszuüben. Absolut.”

Das Original erschien in The Epoch Times (deutsche Bearbeitung von aw)

Originalartikel: Analysts Discount Iranian Threat of $100 Per Barrel Oil



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