Afghanistan: Maas glaubt nicht mehr an Sieg über Islamisten und spricht von „friedlicher Koexistenz“

Außenminister Heiko Maas glaubt nicht mehr an einen Sieg über die radikalislamischen Taliban in Afghanistan.
Titelbild
Wache-Stehen am Hügel von Wazir Akbar Khan in Kabul am 14. Februar 2019.Foto: WAKIL KOHSAR/AFP/Getty Images
Epoch Times11. März 2019

Bundesaußenminister Heiko Maas hat der Regierung in Kabul die Ausrichtung einer neuen Afghanistan-Konferenz in Deutschland angeboten. Ziel ist, über eine dauerhafte Friedenslösung in dem mehr als 17 Jahre langen Konflikt zu verhandeln.

Die bereits laufenden Gespräche zwischen US-Vertretern und den radikalislamischen Taliban in Doha seien nur ein erster Schritt, sagte Maas in Kabul bei einem Treffen mit seinem afghanischen Amtskollegen Salahuddin Rabbani. Maas rief außerdem den Bundestag zur Unterstützung für die Verlängerung des Ende März ablaufenden Mandats für den Einsatz der Bundeswehr auf.

Maas glaubt nicht an Sieg über Taliban

Zudem machte Maas deutlich, dass auch er nicht mehr an einen Sieg über die Taliban glaubt. Verhandlungen mit den Islamisten seien der einzige Weg, sagte der Außenminister nach Angaben der „Welt“.

Während einer Zeremonie für die gefallenen Armeeangehörigen in Afghanistan, sprach Maas den Soldatinnen und Soldaten sowie den Einsatzkräften der Polizei ein „herzliches Dankeschön“ für ihren Kampf gegen die Taliban aus. Rund 1200 Bundeswehrangehörige sind im Rahmen des Nato-Einsatzes „Resolute Support“ in Afghanistan stationiert. Vor fast 18 Jahre begann das Mandat am Hindukusch. Würde man das krisengeschüttelte Land nun verlassen, würde alles Aufgebaute „sehr schnell in sich zusammenbrechen“, sagte Maas.

Doch die Tage der ausländischen Soldaten in Afghanistan sind gezählt: Donald Trump hat im Dezember angekündigt rund 7000 Soldaten – also die Hälfte der amerikanischen Truppen – abzuziehen. Auf die Ankündigung des US-Präsidenten folgte heftige Kritik, woraufhin Regierungsvertreter versicherten Trump „evaluiere“ lediglich entsprechende Ideen.

Abzug aus Afghanistan unausweichlich

Doch früher oder später scheint ein Abzug aus Afghanistan unausweichlich zu sein. Die USA und ihre Verbündeten der Nato sind bereits seit 2001 in dem Krisenland. Die Motivation der Soldaten sinkt zusehends – ihr Kampfeinsatz ist soweit beendet. Aktuell bilden die ausländischen Militärangehörigen nur noch afghanische Sicherheitskräfte aus.

Auch der politische Rückhalt in den Staaten der Truppensteller schwindet, während das Erstarken der Taliban und anderer islamistischer Milizen unaufhaltsam zu sein scheint.

Dass die radikalen Islamisten besiegt werden können, scheint niemand mehr zu glauben – auch der Bundesaußenminister nicht. Stattdessen sei eine „friedliche Koexistenz“ zwischen der afghanischen Regierung und den Islamisten erstrebenswert, so Maas.

Verhandlungen mit den Taliban

Derweil wurde die Präsidentenwahl von April auf Juli verschoben. Der afghanischen Regierung zufolge würden die Vorbereitungen mehr Zeit in Anspruch nehmen. Unterdessen finden in Katar Friedensgespräche zwischen den USA und den Taliban statt.

Aktuell deutet zwar nichts auf ein schnelles Ende des internationalen Afghanistan-Einsatzes hin. Doch, wie Außenminister Maas betonte, müssten sich die Taliban mit der Regierung an einen Tisch setzen – für Afghanistan sei dies „der einzige gangbare Weg“. (dpa/so)



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