AIDS fordert immer mehr Leben von Frauen

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Foto: Brent Stirton/Getty Images for the GBC
Von 11. März 2010

AIDS wird immer mehr zu einer ernsten Bedrohung für Frauen, vor allem in Entwicklungsländern. Laut WHO (World Health Organization – Weltgesundheitsorganisation) sind Krankheiten aufgrund von AIDS die Hauptursache für Todesfälle und Erkrankungen bei Frauen im gebärfähigen Alter in Ländern mit niederem und mittlerem Einkommen, vor allem in Afrika.

Während es 1985 in den unterhalb der Sahara liegenden Ländern Afrikas so viele HIV-infizierte Männer wie Frauen gab, hat sich die Infektionsrate bei Frauen ständig erhöht. Die Anzahl der HIV-infizierten Frauen liegt heute höher als die der Männer. Bis heute leben fast drei Viertel aller Frauen mit HIV in den unterhalb der Sahara liegenden Ländern Afrikas.

Es gibt mehrere Gründe für diese Anfälligkeit. Frauen und Mädchen sind aufgrund von biologischer, sozialer, kultureller und wirtschaftlicher Faktoren für Infektionen besonders empfänglich. Der weibliche Genitaltrakt hat eine größere ungeschützte Oberfläche als der männliche, was ihn mit jeder Exposition für Infektionen anfälliger macht. Jüngere Frauen sind vielleicht auch deshalb noch anfälliger, weil sie öfter Opfer von erzwungenen oder mit Gewaltanwendung verbundenen sexuellen Beziehungen mit möglicherweise schon infizierten Männern sind.

Bei Frauen, die Opfer sexueller Gewalt sind, besteht eine größere Gefahr infiziert zu werden. Laut einer Studie über Südafrika bestand bei Frauen, die von ihren Partnern dominiert oder geschlagen wurden, eine viel höhere Wahrscheinlichkeit für eine HIV-Infektion als bei denen, die nicht darunter litten. Laut einer in Indien durchgeführten Studie mit 20.425 Paaren bestand bei Ehemännern, die ihre Frauen missbrauchten, eine viel höhere Wahrscheinlichkeit für eine HIV-Infektion als bei denen, die das nicht taten.

Der niedrigere sozio-ökonomische Status der Frauen führt wohl auch zu hochriskantem Verhalten und lässt ihnen weniger Möglichkeiten Informationen zu darüber bekommen, wie sich schützen können. Weltweit nur 38 Prozent der jungen Frauen konnten die Möglichkeiten zur Infektionsvermeidung beschreiben und wussten wohl weniger als die Männer, dass Kondome vor einer HIV-Infektion schützen können. Vor allem im unterhalb der Sahara liegenden Afrika kommt HIV allgemein häufiger bei Mädchen zwischen 15 und 19 vor als bei gleichaltrigen Jungen.

Außerdem lassen sich viele junge Mädchen auf sexuelle Beziehungen mit älteren Männern ein, die sexuell erfahrener und leistungsfähiger sind sowie mit größerer Wahrscheinlichkeit infiziert sind und sie somit anstecken können. Michel Sidibé, der Generaldirektor von UNAIDS, stellte klar: „Wir müssen den jungen Menschen helfen die Fähigkeit zur beiderseitigen Zustimmung zum Sex und zur Ehe zu entwickeln und gewaltsamem und erzwungenem Sex ein Ende setzen.“

Es hat sich gezeigt, dass Gewalt oder schon deren Androhung dazu führen kann, dass Frauen die HIV-Prävention, -Behandlung, -Betreuung und Hilfsdienste nicht nutzen. Das Problem der Gewalt gegen Frauen verstärkt sich in Ländern im Kriegszustand, wo in vielen Fällen Vergewaltigung als „Kriegswerkzeug“ eingesetzt wird. In einigen Fällen wurden Frauen absichtlich mit HIV infiziert, damit sie einen „langsamen Tod“ erleiden.

In vielen Gesellschaften sind Frauen Männern gegenüber wirtschaftlich benachteiligt. In den unterhalb der Sahara liegenden Ländern Afrikas zum Beispiel haben im allgemeinen die Männer Eigentum und sogar, wenn sie verheiratet sind, haben die Frauen nicht so viele Besitzrechte wie ihre Ehemänner. Besitzlosigkeit bedeutet auch eingeschränkte wirtschaftliche Stabilität und erhöht folglich die Gefahr Opfer sexueller Ausbeutung und Gewalt zu werden.

Große Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen in allen Bereichen des Lebens bestehen in vielen Teilen der Welt. Dies zeigt sich in den Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten sowie in ungleicher Machtverteilung in Beziehungen. In solchen Situationen erreichen Frauen aufgrund der Geschlechterrollen nur Positionen, in denen sie nicht die Macht haben sich vor körperlicher Misshandlung und vor HIV zu schützen. Die Ungleichheiten bei den Geschlechtern hindern die Frauen daran ihre Rechte sicherzustellen und die Umstände zu kontrollieren, unter denen sie für Infektionen anfälliger werden.

Als Antwort auf diese Situation haben internationale Entwicklungsorganisationen ihre Arbeit zur Förderung der Grundrechte der Frauen verstärkt. Das erkennen und in Frage stellen von Stereotypen und unvorteilhaften Geschlechterrollen ist entscheidend um die Ausbreitung von HIV zu verhindern. Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass ebenfalls Programme, in deren Mittelpunkt die Männer und die Notwendigkeit stehen, ihr stereotypisches Verhalten zu verändern, umgesetzt werden müssen. Der Kampf gegen HIV und AIDS liegt in der Verantwortung jedes einzelnen.

Cesar Chelala, MD, PhD, ist ein international anerkannter Gesundheitsexperte und der Autor von „AIDS: A Modern Epidemic,“ einer Veröffentlichung der Pan American Health Organization.

 

Originalartikel auf Englisch: AIDS Extracts Increasing Toll on Women’s Lives

Foto: Brent Stirton/Getty Images for the GBC


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