Analyse: 195 Staaten beschließen Pakt für Mensch und Natur

Oxfam-Sprecher Gore: „Die mächtigen Staaten der Welt haben sich geeinigt, und die ärmsten wurden ausgetrickst." Die Staaten werden verpflichtet, auf fossile Brennstoffe zu verzichten und Investoren werden aus der klassichen Energieversorgung aussteigen. Das BIP Europas wird durch die Klimaziele bis 2030 um 1,6 Prozent sinken.
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195 Teilnehmerstaaten rangen in Paris um ein Weltklimaabkommen.Foto:  Ian Langsdon/dpa
Epoch Times13. Dezember 2015

Läuft alles nach Plan, dann haben die Staaten auf dem Klimagipfel in Paris die Erde vor einer künftigen Klimakatastrophe bewahrt. Zugleich läuteten sie das Ende der fossilen Energien Kohle, Öl und Gas ein. Was bedeutet das für die Schwellenländer und Entwicklungsländer? Eine Katastrophe.

„Wir haben ein Ziel, das in Einklang mit der Wissenschaft ist“, sagt der Leiter des Potsdam-Instituts für Klimafolgen- forschung, Hans Joachim Schellnhuber. Die Wirtschaft wird dem untergeordnet.

Tim Gore, Sprecher von Oxfam, sieht es in den Deutschen Wirtschaftsnachrichten etwas anders: „Die mächtigen Staaten der Welt haben sich geeinigt, und die ärmsten wurden ausgetrickst. Ihre Zukunft hängt an einem seidenen Faden. Wir sehen eine Verschiebung der globalen Klima-Aktion, weil eigentlich einige der ambitioniertesten Forderungen von den Entwicklungsländern gekommen sind.“

Der Ausstieg aus den fossilen Energieträgern wird vor allem auf dem Rücken der ärmsten Staaten der Welt ausgetragen. Welches Land ist tatsächlich mit erneuerbaren Energien lebensfähig? Oder kann sie sich leisten? Alle erneuerbaren Energien werden massiv vom Staat und Steuerzahler sub ventioniert.

Die Entwicklungsländer bekamen keine konkreten Finanzzusagen,100 Milliarden Dollar reichen nicht im Geringsten aus, um den Staaten zu helfen. Anderseits werden die Staaten verpflichtet, auf fossile Brennstoffe zu verzichten – was zu Energiemangel und höheres Kosten führt.

Die Klima-Ziele werden das BIP der EU um 1,6 Prozent senken

Die dwn schreiben: „Im Wall Street Journal hatte Björn Lomborg bereits im Vorfeld der Pariser Konferenz errechnet, dass das Programm jährlich eine Billion Dollar kosten werde. Lomborg ist Präsident des Copenhagen Consensus Center. Unter Bezugnahme auf eine Berechnungsmodell von Stanford kommt er zu dem Ergebnis, dass die Klima-Ziele das BIP allein in der EU um 1,6 Prozent im Jahr 2030 senken werden – in absoluten Zahlen wären das 287 Milliarden Dollar. Diese Kosten werden, so Lomborg, die Erderwärmung nur marginal senken und werden vermutlich noch höher sein, wenn die erhoffte Energieeffizienz sich nicht wirklich einstellt.“

Auswirkungen auf die Wirtschaft

Die schärfste Sanktion, die der Vertrag nach sich ziehen wird, ist die Tatsache, dass Investoren ab sofort davon abgehalten werden, in fossile Brennstoffe zu investieren.

Der Gouverneur der Bank of England, Mark Carney, warnte, dass Investoren mit großen Verlusten bei ihren Investments in der traditionellen Energieerzeugung rechnen müssen. Die ersten Investoren haben bereits die Konsequenzen gezogen und wie die Allianz ihren Ausstieg aus der Kohle angekündigt.

Die russische Stellungnahme zur Pariser Einigung war sehr kurz: Die TASS berichtet, Moskau habe zur Kenntnis genommen, dass „alle russischen Vorschläge berücksichtigt wurden“ und dass man „umgehend mit einer den neuen Zielen entsprechenden nationalen Gesetzgebung beginnen“ werde, schreibt dwn.

Und weiter: „Für Russland könnte diese Entwicklung im Zusammenspiel mit dem niedrigen Ölpreis sehr teuer werden – sehr zum Schaden der russischen Bevölkerungen, die keine Möglichkeit hat, ihre Wetten auf den Finanzmärkten zu „hedgen““.

Fazit: Energie wird zum Luxusgut

Diejenigen, die sich erneuerbare Energien leisten können, werden das tun. Entwicklungs- und Schwellenländer werden zu „energiepolitischen Kolonien“, die sich über Kredite teure Technologien aus dem Westen einkaufen müssen.

China hat eventuell andere Möglichkeiten, doch die Abhängigkeit der Staaten vom IWF oder der Weltbank wird auch auf dem Sektor der Energieerzeugung zunehmen.

Länder der Dritten Welt werden weder für die Folgen des Klimawandels entschädigt, noch gibt s eine faire Entwicklung auf dem Energiesektor.

Ein paar Fakten zum Pariser Vertrag

POSITIV: Die Staaten vereinbarten, die Erderwärmung im Vergleich zur vorindustriellen Zeit auf klar unter 2 Grad Celsius zu begrenzen, wenn möglich sogar auf 1,5 Grad. Das Zwei-Grad-Ziel soll die schlimmsten Folgen des Klimawandels abwenden, auch die G7-Staaten hatten sich explizit nochmal dazu bekannt.

Zudem sollen in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts nicht mehr Treibhausgase ausgestoßen werden, als sogenannte CO2-Senken, also zum Beispiel das Pflanzen von Wäldern, ausgleichen können. „Das ist ehrgeiziger als das Ziel der G7-Staaten, von Kohle, Öl und Gas wegzukommen, weil es alle Treibhausgase, also auch Methan und Lachgas, umfasst“, sagt Malte Meinshausen von der australischen Universität Melbourne.

NEGATIV: Die vorgelegten nationalen Klimaziele reichen allenfalls, um die Erdtemperatur auf rund drei Grad zu begrenzen. Und das Abkommen schreibt nicht vor, die Klimaschutzpläne schnell zu verbessern. „Wenn diese aber nicht verschärft werden, ist zumindest das 1,5-Grad-Ziel schon begraben“, sagt Jan Kowalzig von Oxfam. Die EU etwa solle sofort anfangen, ihr Ziel zu verbessern, von 1990 bis 2030 den Treibhausgasausstoß um 40 Prozent zu senken. „Denn jetzt wird das Ziel in nationale Gesetze umgesetzt, dann ist es erstmal fest. Die EU wird damit mit zum Totengräber des 1,5-Grad-Zieles.“

Um das Zwei-Grad-Ziel zu erfüllen, dürften gerechnet von 2011 an nur noch etwa 1000 Gigatonnen CO2 in die Atmosphäre gelangen. „Wenn man die derzeitigen Selbstverpflichtungen der Staaten zusammenrechnet, werden bis 2030 schon 800 Gigatonnen ausgestoßen“, sagte Anders Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. „Es gibt dann nur ein winziges Fenster, um unter zwei Grad zu bleiben, und die Tür zu 1,5 Grad ist dann geschlossen.“

DAS KANN PASSIEREN: Bereits eine Erderwärmung um zwei Grad hat nach Angaben von Levermann große Folgen: Unter anderem sterbe ein großer Teil der Korallen weltweit. „Das arktische Meereis wird schmelzen und damit das Wetter auch in Deutschland beeinflussen“, erläutert der Klimaforscher. „Eine Stadt wie Hamburg kommt unter massiven Anpassungsdruck.“ Hamburg gäbe es seit mehr als 500 Jahren, es könnte innerhalb der kommenden 500 Jahre aber großteils unter dem Meeresspiegel liegen. „Bei einer Erderwärmung von nur 1,5 Grad wird das Risiko für solche Schäden einfach geringer.“

DAS IST ZU TUN: „Die Klimaziele müssen jetzt schnell freiwillig erhöht werden, aber sie sind ja ohnehin freiwillig“, sagt Schellnhuber. Das gelte auch für Deutschland und die EU. „Wenn Ministerin Barbara Hendricks sagt, wir wollen das 1,5-Grad-Ziel unterstützen, dann muss sofort der deutsche Klimaschutzplan nachgebessert werden. Dann muss man alles darin noch mal auf den Prüfstand stellen.“

Der Vertrag habe keinen Sanktionsmechanismus, „aber man hat es sich gegenseitig in die Hand versprochen“, sagte Schellnhuber. „Es wurde Zwang durch Moral ersetzt, was ja oft besser ist.“ Ähnlich sieht es der Forscher Meinshausen. „Wir hoffen, dass die Staaten mehr machen, als in ihren Klimazielen steht.“

Was bedeutet das?

Die großen, reichen Länder können ihre Ignoranz fortsetzen, auf die kleinen Entwicklungsländer übt der Vertrag einen enormen Druck aus. Mit dem Vertrag wird vorgeschrieben, wie künftig Energie erzeugt werden soll. Der Klimaschutz ist ab jetzt als globaler Wert festgeschrieben – „Doch die Entwicklungsländer müssen für das Erreichen dieses Werts einen viel zu hohen Preis bezahlen: Sie müssen ihr Wachstum zurückschrauben, was mit Sicherheit zu mehr Armut, sozialen Unruhen und neuen Migrationsbewegungen führen wird“ (Quelle: dwn). (dpa/ks)



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