Angehörige tragen Opfer der Unruhen in Usbekistan zu Grabe

Epoch Times15. Mai 2005

Andischan – Nach den schweren Unruhen in Andischan tragen am Sonntag die Familien Hunderter Todesopfer ihre Angehörigen zu Grabe, während von Ferne noch immer Schüsse zu hören sind.

Gepanzerte Armeefahrzeuge und schwer bewaffnete Sicherheitskräfte prägen das Bild auf den Straßen der usbekischen Stadt, in der am Freitag Soldaten das Feuer auf rund 3000 Demonstranten eröffnet hatten. Schätzungsweise 500 Menschen starben im Kugelhagel. „Sie schossen auf uns wie auf Kaninchen“, sagt ein Teenager, der vor einer von Einschüssen übersäten Schule steht. Augenzeugen zufolge flüchteten sich einige Demonstranten in Richtung der Schule, wo sie jedoch ins Kreuzfeuer gerieten.

Die Fassade des zweistöckigen Schulgebäudes zeugt von dem heftigen Beschuss: Mindestens 20 Einschusslöcher sind zu erkennen. In einem Gebüsch liegt eine Blut getränkte Baseball-Kappe, und in Abwasserrinnen haben sich Blutlachen mit Wasser und Schmutz vermischt. Auf Straßen und Fußwegen liegen Leichenteile – nur notdürftig mit Erde bedeckt.

Armeelastwagen blockieren wichtige Durchfahrtsstraßen der Stadt. Auf einem der Friedhöfe Andischans sagt ein Totengräber, er habe schon bis zum Morgen vier Gräber ausgehoben. Ein staatlicher russischer Fernsehsender zeigt Männer, die Leichen wegschleppen. Frauen weinen. In den Krankenhäusern der Stadt lägen weitere Todesopfer, berichten Anwohner. Gelegentlich sind erneut Schüsse von Scharfschützen zu hören. Soldaten und Polizisten würden „noch ein paar übrig gebliebene Kämpfer fertig machen“, sagt ein Mitglied der Sicherheitskräfte. Ein Augenzeuge, ein Geschäftsmann aus Andischan, berichtet hingegen: „Verwundete, die versucht haben zu fliehen, werden mit Einzelschüssen aus Kalaschnikow-Gewehren erledigt. Drei oder vier Soldaten sind beauftragt worden, die Verletzten zu töten.“

Am Freitag hatten in Andischan zunächst bewaffnete Aufständische Häftlinge aus einem Gefängnis befreit, zehn Polizisten in ihre Gewalt gebracht und schließlich das örtliche Regierungsgebäude besetzt. Am Sonntag ist eine schwarze Rauchsäule über dem Gebäude zu sehen und sporadisches Gewehrfeuer zu hören. Am Samstag hatte der autokratisch herrschende usbekische Präsident Islam Karimow erklärt, die Truppen hätten keinen Schießbefehl erhalten. Es habe verboten, Gewalt gegen Frauen, Kinder und Ältere anzuwenden.

Die gewaltsame Niederschlagung der Proteste hat in einigen Vierteln der rund 300.000 Einwohner zählenden Stadt Panik ausgelöst und bis zu 4000 Menschen in die Flucht geschlagen. Die russische Nachrichtenagentur Interfax zitierte einen der Flüchtlinge mit den Worten: „Etwa 1000 Menschen standen in der Schlange, in der ich war, die sich in Richtung Grenze bewegte. Usbekische Soldaten haben mehrfach auf uns geschossen, obwohl wir ihnen zuriefen, dass wir Zivilisten sind. Zuletzt wurden wir beschossen, als wir die Grenze nach Kirgisien durchbrachen. Es gab Verletzte und soweit ich weiß, wurden vier Menschen getötet“. Im benachbarten Kirgisien, hatten erst vor einigen Wochen Massendemonstrationen zum Rücktritt von Präsident Askar Akajew geführt. Dmitry Solovyov – Reuters



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