Menschenrechtler: Ankara verweigert syrischen Flüchtlingen Einreise und Versorgung

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) prangert in einer Pressemitteilung die türkische Regierung an, sie verhalte sich inhuman gegen syrische Flüchtlinge an der Grenze. Diese müssten teils im Freien in der Kälte ausharren. Andere seinen von der Versorgung abgeschnitten.
Titelbild
Syrer bitten um Wasser an der syrischen Grenze zur TürkeiFoto: BULENT KILIC / AFP / Getty Images
Epoch Times9. Februar 2016

In der Türkei verweigert man syrischen Flüchtlingen die Einreise und verhindert deren Versorgung, besagt eine Pressemitteilung der Gesellschaft für bedrohte Völker hier im Volltext.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat der türkischen Regierung am Montag vorgeworfen, sich nicht nur gegenüber den an der Grenze zu Syrien im Freien und in der Kälte ausharrenden syrischen Flüchtlingen aus Aleppo inhuman zu verhalten. „Auch die syrischen Flüchtlinge, die jetzt in der kurdischen Region Afrin im äußersten Nordwesten Syriens Zuflucht finden, sowie die dort ansässige Bevölkerung kommen in große Schwierigkeiten, weil die Türkei noch immer keinen Grenzübergang für die Versorgung der Menschen dort geöffnet hat“, kritisierte die GfbV.

Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte ist die Situation am geschlossenen syrisch-türkischen Grenzübergang Bab al-Salam dramatisch. Dort warten mehrere zehntausend Syrer aus Aleppo, die vor den Kämpfen zwischen Assads Truppen und radikalen Islamisten fliehen mussten, seit Tagen verzweifelt auf die Grenzöffnung.

In der von Kurden kontrollierten autonomen Region Afrin im Norden Syrien hingegen wurden allein im Flüchtlingslager Robar bereits 350 Flüchtlingsfamilien untergebracht. Dort werden jetzt insgesamt rund 2.000 Familien beherbergt. Insgesamt soll Afrin seit dem 3. Februar etwa 25.000 arabisch-sunnitische Flüchtlinge aus den umkämpften Ortschaften nördlich von Aleppo aufgenommen haben. Seit 2012 haben mindestens 300.000 arabische Flüchtlinge dort Zuflucht gefunden.

Die etwa 100 Kilometer lange Grenze zwischen Afrin und der Türkei wird für Zivilisten immer schwerer passierbar. „Weil die türkische Regierung die Entstehung einer autonomen Region in Afrin wie auch in anderen mehrheitlich von Kurden besiedelten Regionen Nordsyriens verhindern will, lässt sie die Menschen in Afrian – Kurden, Araber, Yeziden, Sunniten und Alawiten – aushungern“, kritisierte der GfbV-Nahostreferent Kamal Sido. Afrin ist neben Kobani und Cazire einer der drei mehrheitlich von Kurden besiedelten Regionen, die sich 2012 gegen die Widerstände des syrischen Regimes und der islamistischen Opposition für autonom erklärt haben. Afrin wird von verschiedenen radikalislamistischen Gruppen ständig bedroht und ist eingekesselt. Dort leben rund 800.000 Menschen.

Die Türkei hat rund 2,5 Millionen Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen. „Die allermeisten von ihnen verdienen dort als billige Arbeitskräfte ihren Lebensunterhalt selbst“, berichtete Sido. Auch viele Minderjährige versuchen, ihre Familien zu unterstützen und verdingen sich in der Regel als Schwarzarbeiter unter oft unsäglichen Bedingungen, berichten Betroffene der GfbV immer wieder. So gab ein syrisches Mädchen, das in Göttingen Zuflucht gefunden hat, kürzlich an, in der Türkei oft 18 Stunden am Tag gearbeitet zu haben. „Wer Arbeit findet und arbeiten kann, muss auf alle Bedingungen eingehen, um die hohen Mieten und den teuren Aufenthalt in der Türkei bezahlen zu können.“

Kamal Sido ist erreichbar unter Tel. 0173 67 33 980.

-- Gesellschaft für bedrohte Völker Pressereferat Postfach 2024, 37010 Göttingen Tel. 0551 499 06-25, Fax 0551 58028


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