Anklage entsiegelt: Satanistischer Nazi-Orden plante IS-inspirierten Anschlag auf US-Soldaten

Am 10. Juni wurde ein 22-jähriger US-Soldat verhaftet. Er soll vertrauliche Informationen über seine Einheit an den neonazistisch ausgerichteten Satanisten-Orden O9A weitergereicht haben. Dieser plante einen Terrorakt, der einer Anleitung des IS folgen solle. Die Ermittlungsakten zu dem Fall wurden erstmals entsiegelt.
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Das Hauptquartier des FBI in Washington D.C. USA.Foto: iStock
Von 23. Juni 2020

Der 22-jährige US-Soldat Ethan M. soll einen Anschlag auf die eigene Einheit geplant haben, um durch den eigenen Tod einer möglichen Verlegung in den Nahen Osten zu entgehen. Am 10. Juni verhaftete ihn das FBI.

M. soll dazu dem in Großbritannien ansässigen, neonazistisch beeinflussten Satanisten-Orden „Order of Nine Angles“ (O9A) vertrauliche Informationen über seine Einheit zugespielt haben – damit dieser einen Terroranschlag auf die Soldaten verüben könne.

Abtrünniger Soldat „von Rassismus und Hass motiviert“

Wie „Fox News“ berichtet, wurden am Montag (22.6.) erstmals die Ermittlungsakten zu dem Fall entsiegelt.

Die Anklage lautet unter anderem auf Verabredung und Versuch des Mordes an US-Bürgern und Militärangehörigen, tätige Unterstützung von Terroristen und Verschwörung zu Mord und weiteren Straftaten gegen Leib und Leben auf ausländischem Boden.

M. soll den Extremisten sensibles militärisches Material, unter anderem Daten über den Aufenthaltsort, die Bewegungen und die Sicherheitsvorkehrungen für die Truppe zugespielt haben.

„Ethan M. verabredete einen tödlichen Angriff auf seine Kameraden als Dienst an einem teuflischen Ideologiecocktail, der mit Hass und Gewalt versetzt war“, erklärte John C. Demers, der stellvertretende Generalstaatsanwalt für die nationale Sicherheit. „Unsere Frauen und Männer in Uniform riskieren ihr Leben für unser Land, aber sie sollen nie einer solchen Gefahr aus den eigenen Reihen ausgesetzt sein.“

M. sei von „Rassismus und Hass motiviert“ gewesen, als er versucht habe, diese bis zum äußersten gehende Verratshandlung durchzuziehen. Die US-Armee und das FBI konnten das Komplott, wie die BBC berichtet, im vergangenen Monat aufdecken.

IS-Handbuch als Anleitung

Der mutmaßliche Terrorhelfer, der aus Louisville, Kentucky stammt, war im Jahr 2018 in die Armee eingetreten. Ein Jahr später soll er sich dem Orden angeschlossen haben. Im Oktober 2019 wurde er mit seiner Einheit ins Ausland verlegt. Vor dem geplanten Terrorakt soll M. sich mit Propagandamaterial unterschiedlicher Terrororganisationen vertraut gemacht haben.

Im April 2020 speicherte er den Ermittlern zufolge das vom „Islamischen Staat“ (IS) herausgegebene Dokument „Harvest of the Soldiers“ in seinem iCloud-Account ab, in dem Anleitungen zu Angriffen und Mordanschlägen auf US-Personal gegeben werden.

Seinen Tatentschluss soll M. gefasst haben, als er darüber informiert worden war, dass die Stationierung seiner Einheit im Ausland verlängert werden sollte.

Gegenüber den Ermittlern war der Beschuldigte in vollem Umfang geständig und erklärte, seinen eigenen Tod als „Märtyrer“ in Kauf genommen zu haben. Diesen hätte er einer möglichen Verlegung in den Nahen Osten vorgezogen:

„Keinen interessiert’s… Es wäre nur ein weiterer Krieg gewesen… Ich wäre erfolgreich gestorben. Hingegen hätte ein weiterer zehnjähriger Krieg im Nahen Osten zweifellos eine Narbe hinterlassen.“

Mitgründer gründete später „Combat 18“ und gab Gastspiel als Islamist

Der „Orden“ O9A stammt aus Großbritannien, seine Wurzeln reichen in die 1960er Jahre zurück. Einer der führenden Akteure hinter der Gründung soll der einer okkultistischen Spielart des Neonationalsozialismus verschriebene David Myatt gewesen sein, der in den 1990er Jahren auch die in mehreren Ländern als Terrorgruppe verbotene Vereinigung „Combat 18“ dirigiert haben soll.

Myatt erklärte sich 1998 zum Islamisten und nannte sich fortan „Abdul-Aziz ibn Myatt“. Dennoch schrieb er auch weiterhin für „White Supremacy“-Publikationen. Im Jahr 2010 erklärte er, sich vom Islam abgewandt zu haben, und näherte sich wieder seinem ursprünglichen Okkultismus an.

Der O9A strebt die „Überwindung der judeo-christlichen Ordnung“ des Westens an und fordert seine Mitglieder dazu auf, sich von der Gesellschaft zu isolieren, Straftaten zu begehen und politischen Extremismus zu praktizieren. Ziel ist die Unterminierung der bestehenden Ordnung, die als von „Zionisten“ kontrolliert betrachtet wird.

Differenzen mit anderen Satanisten-Vereinigungen

Es gibt zudem eine Art Probezeit und Neulinge werden dazu angehalten, etablierte Institutionen als Teil eines Rollenspiels zu infiltrieren und zu unterwandern.

Satanismus erschöpft sich nach dem Konzept von O9A nicht allein in der Zurückweisung des jüdisch-christlichen Menschenbildes und der Sexualmoral. Zum Zwecke der Umgestaltung der Gesellschaft sollen auch Praktiken zur Selbstbeherrschung, Selbstüberwindung und Erlangung „kosmischer Weisheit“ eingeübt werden.

In der sozialdarwinistischen Doktrin des Ordens wurden die Zulässigkeit von Menschenopfern zumindest als theoretische Frage erörtert.

Der „Order of Nine Angles“ betrachtet den Nationalsozialismus als kontemporäre Form des Heidentums, die alle anderen obsolet mache. Konkurrierende Lehren westlicher okkultistischer Esoterik wie jene von Helene Blavatsky, Anton Szandor LaVey oder Aleister Crowley werden als „pseudo-mystisch“ oder gar „kabbalistisch“ – und damit semitischer Tradition entstammend – abgelehnt.



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