Annäherungsversuche? Irans Außenminister in den USA

Teheran hat Gespräche mit Washington bislang an Bedingungen geknüpft - und tut das weiter. Nun ist Irans Außenminister für mehrere Tage in New York. In Teheran gibt es Gerüchte über Annäherungsversuche. Läuft da was zwischen den beiden Erzfeinden?
Titelbild
Mohammed Dschawad Sarif, Außenminister des Iran.Foto: Hussein Malla/AP/dpa
Epoch Times15. Juli 2019

Ein mehrtägiger Besuch des iranischen Außenministers Mohammed Dschawad Sarif in den USA nährt Spekulationen über mögliche Annäherungsversuche zwischen Teheran und Washington. Sarif traf am Sonntag in New York ein.

Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA will er am kommenden Mittwoch vor dem Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen eine Rede halten. Weitere Details über seine Termine in den USA wurden zunächst nicht bekannt. In Teheran kursieren Gerüchte, Sarif wolle in New York eventuell ein Treffen mit der amerikanischen Seite am Rande der UN-Vollversammlung im September vorbereiten. Offizielle Stellungnahmen gab es dazu nicht.

Iran für Verhandlungen bereit

Parallel zu Sarifs Trip nach New York erklärte der iranische Präsident Hassan Ruhani erneut, seine Regierung sei – unter Bedingungen – gewillt, mit der US-Regierung zu reden.

Für Verhandlungen (mit den USA) sind wir immer bereit, auch diese Stunde, sogar jetzt gleich“, sagte Ruhani am Sonntag.

Er stellte laut seinem Webportal allerdings wie bereits zuvor Bedingungen: Vorher müssten die Amerikaner „zur Vernunft“ kommen, den Druck beenden und die Sanktionen gegen den Iran aufheben.

Das internationale Atomabkommen mit dem Iran sieht vor, dass Teheran auf industrielle Aktivitäten verzichtet, die den Bau einer Atombombe ermöglichen könnten. Im Gegenzug wurde die Aufhebung von Sanktionen zugesagt. Die US-Regierung war im vergangenen Jahr aber aus dem Abkommen ausgestiegen. Sie versucht, Teheran seitdem mit massiven Wirtschaftssanktionen unter Druck zu setzen, um ein neues, strengeres und erweitertes Abkommen auszuhandeln. Der Iran lehnt das bislang ab.

Lage extrem angespannt

Die Lage in dem Konflikt zwischen den USA und dem Iran ist extrem angespannt. Nach mehreren Zwischenfällen rund um die Schifffahrtswege im Persischen Golf und im Golf von Oman waren in den vergangenen Wochen Befürchtungen gewachsen, es könne zu einer militärischen Eskalation zwischen beiden Ländern kommen. Washington und Teheran überzogen einander mit Vorwürfen und Drohungen. Vertreter der US-Regierung betonten dennoch immer wieder, die USA wollten keinen Krieg mit dem Iran und seien um eine diplomatische Lösung bemüht. Sie machten aber zugleich klar, dass sie den Kurs wirtschaftlicher Sanktionen aufrechterhalten und eher noch verstärken wollen.

Im Juni hatte die US-Regierung angekündigt, dass auch Sarif mit Sanktionen belegt werden solle. Dies hätte de facto bedeutet, dass er nicht mehr in die USA hätte einreisen dürfen. Die Amerikaner nahmen von dem Vorhaben aber vorerst Abstand – was als Zeichen gewertet werden könnte, dass sie die Tür für diplomatische Bemühungen nicht zuschlagen wollten.

Iran schlug Trumps Gesprächsvorschläge aus

US-Präsident Donald Trump hat dem Iran mehrfach Gespräche angeboten – ohne Vorbedingungen. Die iranische Regierung schlug das aber aus und knüpfte die Bereitschaft zu Verhandlungen – wie auch jetzt – an Bedingungen.

Sarif wollte einen möglichen Kontakt mit der amerikanischen Seite mit Blick auf seinen Besuch weder bestätigen noch dementieren.

Derzeit sind nur Treffen im Rahmen der UN geplant“, sagte Sarif iranischen Reportern nach seiner Ankunft in New York.

Zum vierten Jahrestag des Atomabkommens verteidigte Sarif erneut den Deal. Er würde diesen auch heute wieder unterschreiben, sagte er. Das eventuelle Scheitern des Abkommens habe nichts mit dem Deal selbst zu tun, sondern mit dem „unrechtmäßigen Ausstieg“ der USA.

Der Iran erklärt zwar, man wolle in dem Abkommen bleiben, argumentiert aber, solange der Deal nur von der iranischen Seite umgesetzt werde, könne man nicht alleine an der Vereinbarung festhalten. Mit dieser Begründung hat der Iran seine Verpflichtungen in zwei Phasen bereits reduziert und bereitet schon den nächsten Teilausstieg im September vor. Bereits jetzt hält sich das Land nicht mehr an die vorgeschriebene Menge der Uranvorräte und auch nicht an die 3,67 Prozent Obergrenze bei der Urananreicherung. Im September soll der Anreicherungsgrad sogar bis auf 20 Prozent erhöht werden. (dpa)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion