Ausgeschäumt: Droht diesen Sommer die Prosecco-Krise?

Rom/Treviso (dpa) - Es wird richtig heiß, aber für den Sommercocktail Hugo oder den Aperol Spritz fehlt der Prosecco: Was für ein Schreckensszenario. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Großbritannien und den USA geistert derzeit die…
Epoch Times5. Juni 2015
Es wird richtig heiß, aber für den Sommercocktail Hugo oder den Aperol Spritz fehlt der Prosecco: Was für ein Schreckensszenario.

Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Großbritannien und den USA geistert derzeit die Botschaft herum, dass diesen Sommer das beliebte Perlengetränk aus Italien knapp und somit teurer werden könnte.

Ausgangspunkt für das Zittern vor einer angeblichen Prosecco-Krise war ein Artikel auf der Fach-Webseite „thedrinksbusiness.com“, die sich rasch verbreitete. Dort sagte der Exportmanager des Prosecco-Weinguts Bisol: „Letztes Jahr war die Ernte sehr schlecht, in manchen Teilen fiel sie um 50 Prozent geringer aus. Es besteht also die sehr reale Möglichkeit einer globalen Knappheit.“ Weil es eine so große Nachfrage gebe, könnten die Preise um bis zu 50 Prozent steigen. Zwischenhändler würden die wahren Bestände geheim halten, so dass niemand wisse, wie viel Prosecco es wirklich gebe.

Laut italienischem Agrarverband Coldiretti fiel die gesamte Weinlese im vergangenen Jahr wegen des verregneten Sommers so schlecht aus, wie seit etwa 65 Jahren nicht mehr. Gleichzeitig habe es in den ersten beiden Quartalen 2015 einen Export-Rekord bei italienischen Schaumweinen gegeben, so ein Verbandssprecher. „Das betrifft aber nicht nur Prosecco, sondern alle italienischen Schaum- und Perlweine.“ Vor allem in den USA und in Großbritannien – neben Deutschland die wichtigsten Exportmärkte – sei der Absatz in die Höhe geschnellt. 2014 wurde zum Beispiel in Großbritannien 55 Prozent mehr Schaumwein als im Vorjahr gekauft – auch weil Prosecco billiger als Champagner ist und gerade in Krisenzeiten Konjunktur hatte. Selbst im Champagner-Land Frankreich sei der Absatz um 20 Prozent gestiegen.

Die Lieferprobleme sollen vor allem den am weitesten verbreiteten Prosecco DOC (Denominazione di Origine Controllata) betreffen. Dieser muss in neun bestimmten Provinzen Norditaliens hergestellt werden, um die kontrollierte Ursprungsbezeichnung zu bekommen.

Das Konsortium der Prosecco-DOC-Hersteller wehrt sich gegen Vorwürfe, die Preise absichtlich in die Höhe zu treiben und sich bei der Vergabe von Anbauflächen verrechnet zu haben. Dies sei nicht nur falsch, sondern werde als Rechtfertigung von manchen Unternehmen genutzt, die sich selbst bei den Lagerbeständen verkalkuliert hätten und nun mit den veränderten Kundenerwartungen konfrontiert seien. „Prosecco ist kein künstliches Produkt, das unbegrenzt erhältlich ist wie industriell hergestellte Getränke“, hieß es in einer Mitteilung.

Zwar sei die Ernte letztes Jahr nicht gut gewesen und die Produktion geringer als erhofft, sagte Konsortiums-Direktor Luca Giavi der Deutschen Presse-Agentur. „Aber es wird dieses Jahr keinen Prosecco-Mangel geben und auch keine großen Preissteigerungen.“ Letztes Jahr wurden laut Konsortium mehr als 300 Millionen Flaschen Prosecco DOC produziert. Das seien 27 Prozent mehr als im Vorjahr. Fast 200 Millionen Flaschen würden ins Ausland verkauft.

Allerdings: Wegen der hohen Nachfrage ist Prosecco in den letzten Jahren kontinuierlich teurer geworden. Vor einigen Jahren habe der Preis für einen Liter im Großhandel bei 1,50 Euro gelegen, nun seien es 2,80 Euro, sagte Carolina Fioravanti Onesti von einem kleineren Weingut bei Treviso der dpa. „Die Nachfrage steigt immer weiter.“ Von einem Prosecco-Notstand kann aber auch sie nicht berichten.

(dpa)

Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion