Tee-Kultur: Man soll für das Wohlergehen jedes einzelnen Gastes sorgen

Kleine Geschichte der japanischen Teezeremonie (Sado)
Von 6. Dezember 2004

Schon vor mehr als eintausend Jahren hat die chinesische Tang-Dynastie (618-907) die Japaner bezaubert. Das ganze Land hat sich nach der Tang-Dynastie ausgerichtet. Es wurden Abgesandte nach Changan, der seinerzeitigen Hauptstadt Chinas, geschickt um die Tang-Kultur gründlich zu studieren. Daraus entwickelte sich eine Art kulturelle Tang-Dynastie-Revolution, die in vielen Bereichen sichtbar wurde: in Schriftzeichen und Kleidung, in Essen, Ritualen und vielem mehr. Der Einfluß hat die japanische Kultur anhaltend geprägt. Zum Beispiel hat sich bis heute in Japan die Sitte erhalten den Kimono zu tragen.

Noch immer trinkt man in Japan auch viel Tee, seit der Renaissance der Tang-Kultur ist das so geblieben. Schon im 8. Jahrhundert brachten die Botschafter, die nach China geschickt wurden, Tee-Samen mit nach Japan. Gleichzeitig wurde die Sitte, dass man im chinesischen Tempel armen Leuten vor der Buddhastatue Tee darbietet, auch in japanischen Tempeln eingeführt.

Bis ungefähr ins 15. Jahrhundert hinein haben in Japan die Gebildeten gegenüber der chinesischen Song-Dynastie (sie folgte von 960-1279 auf die Tang-Dynastie) den Wettbewerb in der Technik des Teekochens fortgeführt. Die ursprüngliche Teezeremonie im Tempel hat sich zu einer Kunst des Tee-Trinkens für normale Menschen entwickelt, bei der man auf Vornehmheit und Feinheit achtet. Mit der Zeit wurde das Tee-Trinken in Japan Mode und zu einer kulturellen Aktivität in allen Gesellschaftsschichten.

In der Endphase der japanischen Shogun-Zeit (1537-1598) tauchte Sen nô Rikyû (1522 – 1591) auf, auch er war ein großer Tee-Künstler. Er hat vier Gebote und sieben Regeln verfasst und damit die Teezeremonie zu ihrer größten Blüte gebracht. Er erlangte großen Ruhm, und man bezeichnete ihn als den Ersten unter den Tee-Gelehrten. Er übte nicht nur seine große Aufgabe als Tee-Meister des damaligen japanischen Herrschers Toyotomi aus, sondern er war auch dessen politischer Berater. Sen nô Rikyû hat seine Position genutzt um die Teezeremonie weiter zu entwickeln und in allen Kreisen einzuführen. Ihm lag die Einfachheit des Raumes für die Tee-Zeremonie und die innere Gelassenheit bei dieser Zeremonie besonders am Herzen.

Aber die Zeit der Harmonie war bald vorüber. Toyotomi Hideyoshi, der die Macht innehatte, konnte es nicht ertragen, dass Sen nô Rikyû beim Volk so beliebt war, und unter dem Vorwand, den Keim eines Aufruhrs damit zu unterdrücken, hat er ihn durch eine erdichtete Anschuldigung zum Selbstmord getrieben. Der Vorwand, Aufruhr zu unterdrücken, und erdichtete Anschuldigungen waren seinerzeit häufig angewandte Tricks der Machthaber um unliebsame Menschen zu beseitigen und treue Beamte der Verfolgung auszusetzen. Es kam in allen Zeitaltern vor, dass unschuldige Menschen, die im Volk hohes Ansehen genossen, von den Machthabern nur aus Neid der Verfolgung ausgesetzt wurden. Auch Sen nô Rikyû ist ein Beispiel dafür.

Das Teetrinken ist eigentlich ein ganz einfacher Vorgang im täglichen Leben, aber politische Grabenkämpfe haben diese gehaltvolle Zeremonie damals kompliziert gemacht. Was konnte Teetrinken mit Politik zu tun haben?

Bei der Teezeremonie soll sich geistige Reinheit, Ruhe und Bescheidenheit einstellen. Sie läßt in dieser kultivierten japanischen Form die Prinzipien erkennen, nach denen sich ein Mensch als Mensch verhalten soll. Die Tee-Zeremonie war sowohl für die Bevölkerung als auch für den Staat von Vorteil und hatte keine einzige negative Auswirkung.

Tee ist nichts anderes als Tee, nur die verdrehten Menschenherzen und die Politik haben dem Teetrinken zeitweilig einen unangenehmen Beigeschmack gegeben, aber die wirkliche Seele des Tees konnten sie nicht ändern. Erst als man das Teetrinken zu einer einfachen Zeremonie unter Menschen zurückführte, konnte dies die Seele der Teezeremonie wieder herstellen.

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Sen nô Rikyû verfaßte „Die Vier Gebote“:

Harmonie, Ehrfurcht, Reinheit, Stille

Die Sieben Regeln:

1. Der Tee darf nicht zu stark und nicht zu schwach sein.

2. Man muss darauf achten, wie stark das Feuer brennt.

3. Die Temperatur des Wassers muss man dem Wechsel der Jahreszeiten anpassen.

4. Die Blumengebinde auf dem Tisch müssen frisch sein.

5. Die Tageszeit muss früh genug sein.

6. Auch wenn es nicht regnet soll man Schirme zur Verfügung stellen.

7. Man soll für das Wohlergehen jedes einzelnen Gastes sorgen.



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