Bekannte französische Politikerin und Feministin Simone Veil gestorben

Die Auschwitz-Überlebende war von 1979 bis 1982 Präsidentin des Europaparlaments. Später führte sie die Fraktion der Liberalen im EU-Parlament. Für ihre Verdienste um den europäischen Einigungsprozess erhielt Veil 1981 den internationalen Karlspreis der Stadt Aachen.
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Simone Veil (mitte).Foto: LIONEL BONAVENTURE/AFP/Getty Images
Epoch Times30. Juni 2017

Sie war überzeugte Europäerin und schrieb als Vorkämpferin für das Recht auf Abtreibung Geschichte: Im Alter von 89 Jahren ist die bekannte französische Politikerin Simone Veil gestorben. Die frühere Präsidentin des EU-Parlaments starb am Freitagmorgen bei sich zu Hause, wie ihr Sohn Jean Veil der Nachrichtenagentur AFP sagte. Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron würdigte die Feministin als Inspiration für die Franzosen.

Die Auschwitz-Überlebende war von 1979 bis 1982 Präsidentin des Europaparlaments. Später führte sie die Fraktion der Liberalen im EU-Parlament. Für ihre Verdienste um den europäischen Einigungsprozess erhielt Veil 1981 den internationalen Karlspreis der Stadt Aachen.

In Frankreich wurde die charismatische Politikerin insbesondere als Vorkämpferin für das Recht auf Abtreibung bekannt. Als Gesundheitsministerin erstritt die Feministin 1974 unter Staatschef Valéry Giscard d’Estaing die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen. Sie wurde dafür von vielen offen angefeindet. „Ich hatte nicht den Hass erwartet, den ich wecken würde“, erinnerte sie sich später. „Man hat auf meine Haustür ‚Veil = Hitler‘ geschrieben.“

Das war besonders schmerzhaft für die Politikerin, die als Jugendliche das NS-Vernichtungslager Auschwitz überlebt hatte. Geboren wurde sie 1927 als Simone Jacob im südfranzösischen Nizza, ihr Vater war ein jüdischer Architekt. Die Familie wurde 1944 in verschiedene Konzentrationslager deportiert. Nur Simone und ihre beiden Schwestern überlebten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg machte Veil als Juristin Karriere, bevor sie in die Politik wechselte. Sie hatte in konservativen oder liberalen Regierungen mehrere Ministerämter inne. 1998 zog sie in den französischen Verfassungsrat ein, 2008 wurde sie Mitglied der ehrwürdigen Académie Française.

Charismatisch und stets engagiert war die dreifache Mutter eine der beliebtesten Persönlichkeiten Frankreichs. Am 13. Juli wäre sie 90 Jahre alt geworden.

Über die Parteigrenzen hinweg wurde Veil am Freitag als große Persönlichkeit geehrt. „Möge ihr Beispiel unsere Landsleute inspirieren, die in ihr das Beste Frankreichs finden werden“, schrieb Staatschef Macron über den Kurzbotschaftendienst Twitter. Macrons Vorgänger François Hollande erklärte, Veil habe „Würde, Mut und Rechtschaffenheit“ verkörpert. „Frankreich verliert eines seiner großen Gewissen.“

Der frühere konservative Premierminister Alain Juppé äußerte auf Twitter seine Trauer über den Tod der 89-Jährigen. Er würdigte ihren „Wagemut im Kampf für die Rechte der Frauen“. (afp)

 



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