Denuklearisierung Koreas: Ein Ziel mit unterschiedlichen Auslegungen

Nordkorea und Südkorea verständigten sich auf eine "vollständige Denuklearisierung und eine atomwaffenfreie koreanische Halbinsel". Was wird darunter verstanden?
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Rakete in Nordkorea.Foto: STR/AFP/Getty Images
Epoch Times29. April 2018

„Durch eine vollständige Denuklearisierung eine atomwaffenfreie koreanische Halbinsel zu verwirklichen“ – auf dieses Ziel haben sich die Staatschefs von Nord- und Südkorea, Kim Jong Un und Moon Jae In, am Freitag bei ihrem historischen Gipfeltreffen verständigt.

Doch vor dem in den kommenden Wochen erwarteten Gipfel zwischen Kim und US-Präsident Donald Trump ist unklar, was genau unter Denuklearisierung zu verstehen ist.

Das Weiße Haus fordert die „Denuklearisierung Nordkoreas“, spricht also eindeutig nur von der Demokratischen Volksrepublik Korea (DPRK) im Norden der Halbinsel.

Hat Nordkorea Atomwaffen?

Die Stärke von Pjöngjangs sechstem und vorerst letztem Atomwaffentest im vergangenen September schätzten Experten auf 250 Kilotonnen – 16 Mal stärker als die von den USA 1945 über dem japanischen Hiroshima abgeworfenen Atombombe, die den Tod hunderttausender Menschen verursachte.

In einem Papier von 2016 schätzte Südkorea die Menge an waffenfähigem Plutonium im Besitz Nordkoreas auf 50 Kilogramm – dies würde für ungefähr zehn Atombomben reichen. Dem im Zweijahresrhythmus veröffentlichten Weißpapier zufolge verfügt der Norden außerdem über „beträchtliche“ Kapazitäten zur Fertigung von Bomben mit hochangereichertem Uran.

Siegfried Hecker, Atomwaffenexperte an der kalifornischen Stanford-Universität, hält es für wahrscheinlich, dass Pjöngjangs Reserven an Plutonium und Uran für 20 bis 30 Atomwaffen reichen. In der „Washington Post“ hieß es allerdings, der US-Militärgeheimdienst DIA vermute, dass Nordkorea bereits bis zu 60 Atomwaffen habe.

Wo genau Nordkorea seine Raketen lagert, ist nicht bekannt. Es wird vermutet, dass sich die Geschosse in unterirdischen Anlagen befinden, die über das ganze Land verstreut sind.

Südkorea unterhält eine Sicherheitsallianz mit den USA

Südkorea verfügt über keine eigenen Atomwaffen, unterhält aber eine Sicherheitsallianz mit den USA, der mächtigsten Atommacht der Welt.

Trumps Aussage, dass sein Atomwaffenknopf größer ist als derjenige von Kim, trifft sicherlich zu. Nach Angaben des US-Außenministeriums verfügte Washington am 1. September über 1393 Atomsprengköpfe – einsatzbereit mittels land- und U-Boot-gestützter Raketen und Kampfbomber. Die US-Nichtregierungsorganisation Arms Control Association bezifferte die Zahl der Atomsprengköpfe insgesamt auf 6550, darin sind deaktivierte Sprengköpfe mit eingerechnet.

Aus Südkorea zogen die USA taktische Atomwaffen in den 90er Jahren ab. Washington kann aber mit atomarer oder konventioneller Munition weltweit Ziele erreichen. Es verfügt über Langstreckenbomber, Flugzeuge zur Luftbetankung und eine Flotte von Atom-U-Booten mit gewaltiger Zerstörungskraft.

Nordkorea stimmte nach Angaben von Trump der Denuklearisierung zu

Trump zufolge hat Nordkorea der „Denuklearisierung zugestimmt“. Das bedeute, „dass sie alle ihre Nuklearwaffen loswerden – ganz einfach“, sagte der US-Präsident. Eine derartige Zusage Pjöngjangs gibt es jedoch nicht.

Seoul zufolge bot Nordkorea an, einen Verzicht auf seine Atomwaffen zu erwägen, sollte es im Gegenzug nicht näher genannte Sicherheitsgarantien bekommen.

Bei seinem China-Besuch im vergangenen Monat sagte Kim, eine atomwaffenfreie koreanische Halbinsel sei möglich, „wenn Südkorea und die USA mit gutem Willen auf unsere Bemühungen reagieren, eine Atmosphäre des Friedens und der Stabilität schaffen sowie progressive und gleichzeitige Maßnahmen für die Umsetzung von Frieden ergreifen“.

Pjöngjang gelten seine Atomwaffen als Überlebensversicherung gegen Angriffe der USA. Die regelmäßigen umfassenden Militärmanöver von USA und Südkorea sieht es als Provokation und Bedrohung an.

Nordkorea fordert das Ende der Sicherheitsallianz zwischen beiden Ländern und den Abzug der rund 28.500 US-Soldaten aus Südkorea. (afp)



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