Der Sklavenhandel ist kein Geheimnis – Politiker sollen aufhören mit der „Heuchelei“

Menschenrechtsorganisationen werfen den Politikern anlässlich des EU-Afrika-Gipfels in Abidjan "Heuchelei" vor - denn die Vorwürfe des Sklavenhandels seien seit langem bekannt.
Titelbild
Flüchtlinge in Libyen.Foto: MAHMUD TURKIA/AFP/Getty Images
Epoch Times29. November 2017

„Grauenhaft“, „schändlich“, „empörend“ – die jüngsten Berichte über Sklavenhandel mit afrikanischen Flüchtlingen in Libyen haben bei UNO, EU und Afrikanischer Union einhellige Reaktionen hervorgerufen.

Der französische Präsident Emmanuel Macron sprach von einem „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“. Menschenrechtsorganisationen werfen den Politikern anlässlich des EU-Afrika-Gipfels am Mittwoch und Donnerstag in Abidjan dagegen „Heuchelei“ vor – denn die Vorwürfe seien seit langem bekannt.

Auslöser der Empörung ist ein Bericht des US-Senders CNN. Er zeigt, wie Flüchtlinge für jeweils mehrere hundert Dollar als Landarbeiter auf einer Auktion verkauft werden. Die Aufnahmen aus einer nicht namentlich genannten libyschen Stadt zeigen laut dem Sender einen jungen Mann aus dem Niger, der als „starker Junge für Feldarbeit“ angepriesen wird.

Sklavenhandel seit Jahren bekannt

John Dalhuisen von Amnesty International (ai) sagt: Keiner der Staats- und Regierungschefs, die sich bei dem Gipfel in der Elfenbeinküste versammelten, solle „überrascht tun“. „Seit Jahren dokumentieren wir, wie Flüchtlinge und Migranten in Libyen willkürlicher Verhaftung, Folterung, Mord, Vergewaltigung, Erpressung und Ausbeutung ausgesetzt sind“, sagt der Regionaldirektor für Europa.

Dies gelte auch für den Sklavenhandel, betont ai-Afrika-Direktor Alioune Tine. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) weist in Berichten bereits seit April auf die Existenz von „Sklavenmärkten“ in Libyen hin. Auch die Präsidentin der internationalen Organisation für medizinische Nothilfe Médecins Sans Frontières, Joanne Liu sagt: „Wir können nicht so tun, als hätten wir nichts gewusst.“

Auch EU-Flüchtlingskommissar Dimitris Avramopoulos nennt die CNN-Bilder „empörend“. „Die grauenvollen und erniedrigenden Bedingungen, unter denen bestimmte Migranten festgehalten werden, kennen wir“, räumt er ein. Das könne „nicht so weitergehen“. Nach seinen Angaben macht die EU Druck auf Libyen, etwas gegen die Zustände zu unternehmen.

Islamische Milizen kontrollieren das Land

Das hat die Regierung in Tripolis auch zugesagt. Aber das Land wird seit dem Sturz des früheren Staatschefs Muammar al-Gaddafi im Herbst 2011 größtenteils von islamischen Milizen kontrolliert, zudem bekämpft eine selbst ernannte Gegenregierung die offizielle Exekutive. Das Machtvakuum trägt nicht zur Aufklärung der Menschenrechtsverstöße bei.

Da ist es schwer, Sanktionen gegen Verantwortliche zu verhängen, wie es französische Diplomaten bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats in New York am Dienstagabend forderten. Paris bereitet demnach eine Liste mit Namen bekannter Menschenschleuser vor, gegen die ein Einreiseverbot in die EU verhängt werden könnte.

Uneinsichtig zeigte sich der libysche UN-Botschafter Elmahdi Elmadscherbi: „Libyen ist Opfer einer groß angelegten Fake-News-Kampagne“, sagte er zu dem CNN-Bericht. Er riet der internationalen Gemeinschaft, die Wurzeln der Fluchtbewegung zu bekämpfen, statt sich über mutmaßlichen Sklavenhandel aufzuregen. (afp)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion