„Die diesjährige Ernte ist verloren“ – Darjeeling-Tee als Druckmittel für einen eigenen Staat

In der Region Darjeeling gibt es einen ethnischen Konflikt. Die Gorkhas, die einen Großteil der Arbeiter stellen, streben einen eigenen Staat "Gorkhaland" in Westbengalen an. Um das zu erreichen, holten sie keine Ernte ein und stellten die Pflege der Plantagen ein.
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Was darf es denn heute sein: Grüner oder schwarzer Tee? (Symbolbild)Foto: China Photos/Getty Images
Epoch Times11. September 2017

Was für Frankreich die Champagne und für Italien Parma ist – das ist für Indien die Region Darjeeling: Der Ort ist untrennbar mit dem dazugehörigen Produkt verbunden, der Markenname international geschützt. Doch schon bald droht womöglich ein Engpass im Teeregal. Wegen schwerer ethnischer Konflikte in der nordöstlichen indischen Region droht die diesjährige Ernte zu einem Desaster zu werden.

Von Juni bis August wird in den Teeplantagen von Darjeeling im Staat Westbengalen eigentlich der größte Teil der fast acht Millionen Kilogramm Tee geerntet, der jährlich verkauft wird. Der meiste Darjeeling wird nach Europa exportiert.

Doch allein im Juni wurden gerade einmal 140.000 Kilogramm Tee produziert – im Vergleich zu 1,33 Millionen Kilogramm im vergangenen Jahr. „Die diesjährige Ernte ist verloren“, sagt Sanjay Mittal vom Teegarten Ambiok dazu der Nachrichtenagentur AFP.

Grund: Gorkhas streben einen eigenen Staat in Westbengalen an

Grund dafür ist ein schwerer ethnischer Konflikt zwischen den nepalesischsprachigen Ureinwohnern der Gorkhas und der Regierung von Westbengalen, der immer wieder aufflammt.

Die Gorkhas streben einen eigenen Staat „Gorkhaland“ in Westbengalen an. Auslöser der jüngsten Unruhen war die Entscheidung der Regierung des Bundesstaates, in den staatlichen Schulen bengalischen Sprachunterricht einzuführen.

Seit Anfang Juni gab es deshalb schwere Zusammenstöße und mehrere Tote bei Protesten, tausende Touristen flohen, Geschäfte und Schulen mussten schließen.

Die Gorkhas stellen außerdem den Großteil der Arbeiter auf den Plantagen. Aus Protest stellten sie nicht nur die Ernte sondern auch die Pflege der Plantagen auf unbestimmte Zeit ein und forderten ein Ende der örtlichen Tee-Industrie.

Neben Tee wuchert das Unkraut

Auf den Plantagen wuchert neben den Teeblättern jetzt das Unkraut. „Teepflanzen müssen regelmäßig bewässert und von Unkraut und Ästen befreit werden“, sagt Mittal. „Es könnte Monate dauern, um sie wieder in Form zu bekommen und noch länger, um wieder mit der Produktion zu beginnen.“

Ankit Lochan, Präsident der Vereinigung der Siliguri Teehändler, rechnet damit, dass „fast 50 Prozent“ der Darjeeling-Teegärten im Himalaya für zwei bis drei Jahre schließen müssen, wenn die Proteste weiter anhalten.

Der Darjeeling hat eine lange Tradition in Indien. Der britische Soldat Arthur Campbell begann 1841 damit, in Darjeeling Tee anzubauen, die kommerzielle Produktion startete dann in den 1850er Jahren.

Mittlerweile ist Darjeeling die einzige international geschützte Marke Indiens – das bedeutet, dass nur Tee, der wirklich von dort stammt, so genannt werden darf. Spezialitätensorten werden für umgerechnet bis zu 1500 Euro pro Kilo verkauft.

Die Unruhen gehen bis ins 19. Jahrhundert zurück

Doch auch die Unabhängigkeitsbestrebungen der nepalesischsprachigen Ureinwohner gehen bis ins 19. Jahrhundert zurück. Bis heute kritisieren sie, dass Bengalisch sprechende Zugezogene ihre Ressourcen ausbeuten und der Region ihre Sprache und Kultur aufzwingen.

Bei schweren Unruhen wurden 1980 fast 1200 Menschen getötet. Die Partei Ghorka Janmukti Morcha (GJM) gilt seit Jahrzehnten als eine Verfechterin der Unabhängigkeitslösung.

Sollten die Unruhen anhalten, drohen Preissteigerungen von mehr als 20 Prozent für den berühmten Darjeeling-Tee.

Lochan von der Teevereinigung fürchtet außerdem einen Verlust für Indien: „Wenn das so weitergeht, könnten wir das Geschäft an Teesorten in China, Sri Lanka und Nepal verlieren.“ (afp)



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