Drei Gründe, warum Macron die Wahlen in Frankreich gewinnen wird

Im Wahlkampf habe sich Emmanuel Macron als politischer Anfänger gezeigt, meint der Pariser Professor Guy Millière. Und doch war er erfolgreicher als alle seine Kontrahenten. Wie kam es also, dass der Neuling an allen Kandidaten vorbeiziehen konnte? Millière hat drei schlagkräftige Erklärungen dafür und noch einiges mehr.
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Emmanuel MacronFoto: über dts Nachrichtenagentur
Von 5. Mai 2017

„Im Wahlkampf hat Emmanuel Macron gezeigt, dass er ein politischer Anfänger ist“, meint der Pariser Professor Guy Millière. Macron sei über die Worte in seinen Reden oft gestolpert und habe damit seinen Zuhörern gezeigt, „dass er die Bedeutung der Sätze, die er gerade gelesen hatte, nicht verstand. Dem Professor habe das gezeigt, „dass er nicht gelesen hatte, was für ihn geschrieben wurde, bevor er es der Öffentlichkeit vorlas.

Und doch war Macron bisher erfolgreich gewesen. Auf dem Internet-Portal „Gatestone“ gibt Millière drei Erklärungen ab, wie sich sein Erfolg unter diesen Bedingungen erklären kann.

Die Elimination des schärfsten Kontrahenten

Erstens soll es an der „Elimination des Kandidaten der moderaten Rechten“ gelegen haben. Francois Fillon habe ein „glaubwürdiges und kohärentes Programm für die Erholung des Landes gehabt, sei dann aber durch den Skandal um gefälschte Arbeitsverträge schnell abgerutscht und habe sich nicht mehr davon erholt. Statt dessen habe er unverzüglich seine Unterstützung für Macron zugesichert.

Laut Millière zeige ein vor kurzem veröffentlichtes Buch, „dass der Skandal sorgfältig von einem „Schattenkabinett“ im Elysépalast orchestriert worden war. Millière weiter: „Zum ersten Mal in mehr als fünfzig Jahren wird die gemäßigte Rechte im zweiten Wahlgang einer französischen Präsidentschaftswahl keinen Kandidaten haben. Ihre eigene Schwäche zeigend, folgten die meisten dem Beispiel des gemäßigten rechten Führers Fillon und beschlossen, Macron zu unterstützen.

Ausgeklügelte Kommunikationsstrategie mit neutraler Struktur

Die zweite Erklärung für den Erfolg von Emmanuel Macron liege in einer sehr ausgeklügelten Kommunikationsstrategie. Während ihm eine neutrale und unpolitische politische Struktur mit Namen En marche! („Unterwegs“) geschaffen worden sei, habe er dafür die kontinuierliche Unterstützung einer Mehrzahl sozialistischer Minister der vergangenen fünf Jahre bekommen, inklusive die von Francois Hollande.

Ansonsten seien die Sozialisten ruhig geblieben und diese Kommunikationsstrategie könnte funktionieren, so Millière. Macron habe Unterstützung der Linken Milliardäre erhalten, „denen er geholfen hatte, als er Wirtschaftsminister war und die enge Beziehungen zu den Machthabern haben: Pierre Bergé, Xavier Niel und Patrick Drahi“.

Genau diese Leute würden auch die meisten französischen Mainstream-Medien besitzen und „konnten dadurch starke Medienkampagnen zur Unterstützung von Macron durchführen“. Niemals sei ein Präsidentschaftskandidat in der Geschichte Frankreichs so oft auf den Covern der Medien gewesen, heißt es in Millières Analyse weiter.

Und auch die Unterstützung der wichtigsten französischen Investmentbanken soll Macron haben. Bevor er Hollandes Kabinett beigetreten ist, habe er eine Karriere in einem Finanzinstitut gehabt, weiß Milliére.

Kampagne weitgehend ohne politischen Inhalt

Die dritte Erklärung für den Erfolg von Emmanuel Macron sieht Millière darin, „dass die Kommunikationskampagne zu seinen Gunsten weitgehend ohne politischen Inhalt ist, genauso wie En marche!.“Er sei als junger Mann präsentiert worden, der die „Zukunft“ verkörpert, eine „Erneuerung“, eine „Hoffnung“, eine „Veränderung“. Für den grössten Teil der Kampagne habe Emmanuel Macron kein Programm gehabt. Erst sechs Wochen vor der Wahl sei „sein Programm“  im Internet veröffentlicht worden.

Der Text seines Programms sei oft ohne Sinn, so Millière weiter. Angst werde darin als „tägliche Qual“ definiert. Frankreich müsse „Chancen“ bieten und Europa müsse eine „Chance“ sein, stehe nichtssagend darin. „Emmanuel Macron sagte den Sozialisten, dass er ein Sozialist sei, dann sagte er, dass er überhaupt kein Sozialist sei, als er ein anderes Publikum ansprach. Meinungsumfragen haben gezeigt, dass viele von denen, die im ersten Wahlgang für ihn stimmten, seine Vorschläge zu beliebigen Themen nicht kannten“, so Millière.

Präsidentschaftskampagne à la Obama

Diejenigen, die die Kampagne von Emmanuel Macron entwarfen, hätten eine Menge Inspiration von Barack Obamas Präsidentschaftskampagne von 2008 genutzt – mit Erfolg, meint der Pariser Professor.

Beunruhigend sei das Ergebnis deshalb, weil es zeige, „dass eine massive Kommunikationskampagne effektiv sein kann, auch wenn sie inhaltleer ist und die Wähler als Idioten zu betrachten scheint“. Macrons Kampagnenwirksamkeit sei auch darauf zurückzuführen, „dass in Frankreich praktisch keine Medien im Widerspruch zu dem stehen, was in den Mainstream-Medien gesagt wird“.

Die französische Wirtschaft sei eine sehr staatliche Wirtschaft, in der laut Millière die Medienunabhängigkeit von der Regierung und die Schaffung und Erhaltung von Medien unabhängig von staatlichen Subventionen fast unmöglich ist.

Marine Le Pen als „Vogelscheuche“, durch die die Wähler hinter Macron vereint werden

Marine Le Pens Rolle in der ganzen Sache bestehe für den Professor darin, dass sie und der Front National als Vogelscheuchen benutzt würden, „um die Wähler dazu zu bringen, sich massiv hinter Macron zu stellen, im Namen einer „republikanischen Front“ gegen den „Faschismus“. Die Strategie sei vor dreißig Jahren von der französischen Linken unter Präsident Francois Mitterrand entwickelt worden und habe „immer funktioniert“.

Macron habe jetzt die Unterstützung der gesamten sozialistischen Partei und die Unterstützung von fast allen anderen Politikern, so Millière. Er habe auch die Unterstützung aller französischen muslimischen Organisationen. Der Rektor der Großen Moschee von Paris habe gesagt, dass Muslime „massiv für ihn“ stimmen müssten. Die jüdischen Gemeindeführer hätten ebenfalls im Namen von Macron demonstriert. Am 7. Mai werde er wahrscheinlich mehr als 60% der Stimmen bekommen, meint der Professor.



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