Ehemaliger Leiter der New Yorker Justizvollzugsanstalt: Risiken rund um Epstein wurden „einfach ignoriert“

Der ehemalige Leiter der New Yorker Justizvollzugsanstalt erklärt die Umstände und Versäumnisse der Haftanstalt, in der Epstein untergebracht war, die seinen Tod ermöglicht hätten.
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Stacheldraht am Metropolitan Correctional Center in Lower Manhattan.Foto: Emily Michot/TNS via ZUMA Wire/dpa
Epoch Times14. August 2019

Der Tod von Jeffrey Epstein wurde erst durch das Versagen der für seine Inhaftierung verantwortlichen Behörden ermöglicht, sagt Bernard Kerik, der ehemalige Leiter der New Yorker Justizvollzugsanstalt.

Kerik bestätigte die offizielle Mitteilung, dass Epstein offenbar in seiner Haftzelle Selbstmord begangen habe und merkte an, dass er vorausgesagt habe, dass Epstein dies tun würde.

Basierend auf dem, was namenlose Polizeiquellen den Medien mitteilten, trat Keriks Vorhersage bis auf die spezifische Methode, die Epstein anwenden würde [ein Bettlaken], tatsächlich ein. Dennoch haben die Behörden keine verfügbaren Maßnahmen ergriffen, um dies zu verhindern.

„Wenn sie dich am Leben erhalten wollen, verspreche ich dir, dann halten sie dich am Leben“, sagte er in einem Telefongespräch mit der Englischen Epoch Times.

Kerik leitete von 1998 bis 2000 die New Yorker Justizvollzugsanstalt und von 2000 bis 2001 das Polizeipräsidium der Stadt. Auch saß er selbst acht Monate im Bundesgefängnis, nachdem er sich wegen Steuerbetruges schuldig bekannt und falsche Aussagen gemacht hatte. Vor seiner Verurteilung wurde er 60 Tage lang in derselben Hochsicherheitseinrichtung wie Epstein im Metropolitan Correctional Center in Manhattan in Einzelhaft gehalten.

Vorhersehbar

Epstein wurde am Morgen des 10. August in seiner Zelle bewusstlos vorgefunden und später in einem Krankenhaus für tot erklärt.

Berichten zufolge wurde er nach einem offensichtlichen Selbstmordversuch zwischen dem 23. und dem 24. Juli unter Selbstmordwache im Schutzhaftflügel der Bundeshaftanstalt gestellt. Später wurde er angeblich von der Suizidüberwachung abgezogen und sein Zellengenosse wurde versetzt, sodass Epstein de facto in Einzelhaft blieb.

Unter diesen Bedingungen sei sein Selbstmord vorhersehbar gewesen, so Kerik.

Die Einzelhaft nagt an der Psyche des Häftlings auf eine Weise, die für jemanden, der keine solche Erfahrung gemacht hat, schwer vorstellbar ist. In der 2,5 x 4,5 Meter großen Zelle gibt es wenig zu tun. Keine Lesematerialien außer der Bibel.

„Weißt du, was du tust? Du zählst die Risse in der Wand. Man zählt die Federn im Etagenbett über einem“, so Kerik.

„Du tust alles dir Mögliche, um deinen Verstand zu beschäftigen, aber dein Verstand schwebt immer wieder zurück zu im Grunde genommen: „Ich bin [Kraftausdruck].“

Irgendwann merkt die Person, dass sie verrückt wird.

„Du wachst auf und redest mit dir selbst oder du gehst in Trance“, sagte Kerik. „Ja, du realisierst es.“

Die Schwere der Auswirkungen hängt von der Person ab – bei einigen beginnt die geistige Verschlechterung sehr früh, bei anderen braucht es Zeit. Nach Keriks Einschätzung wäre Epstein gegenüber einer solchen Situation nicht besonders widerstandsfähig gewesen.

„Ich sehe Epstein nicht als einen harter Kerl“, sagte er.

Der Kontrast zwischen Epsteins scheinbar hedonistischem Lebensstil und der extremen Kargheit seiner Gefängniszelle würde den Schock noch verstärken.

Seine Anwälte hatten gegen die Entscheidung, ihm die Kaution zu verweigern, Berufung eingelegt, aber die Berufung hatte eine hohe rechtliche Barriere zu überwinden. Epstein war sich dessen vielleicht bewusst. Er sah sich der Tatsache gegenüber, den Rest seines Lebens im Gefängnis zu verbringen, wo Pädophile bekanntlich von Mitinsassen am härtesten behandelt werden.

„Dieser Typ wird deprimiert sein“, sagte Kerik. „Der Typ wird das als hoffnungslos ansehen.“

Vermeidbar

Epstein soll sich mit einem Bettlaken aufgehängt haben, was Kerik vorhergesagt hatte – indem er im Detail erklärte, wie die Zelle aussieht, wie der Häftling das Laken normalerweise an die Oberseite des 1,5 Meter hohen Etagenbettes binden würde und wie der Häftling sich dann selbst ersticken würde.

„Ich habe das schon dutzende Male gesehen“, sagte er.

Selbstmorde im Gefängnis sind sehr üblich und schwer zu verhindern, so Kerik. Er hatte einen Fall in Manhattan, wo sich ein Häftling mit seinen eigenen Socken erwürgt hatte. Ein anderer erstickte sich selbst, indem er einer Plastiktüte schluckte.

Dennoch gibt es Möglichkeiten, Selbstmorde zu verhindern, besonders wenn die Person so prominent ist wie Epstein.

Kerik sagte, dass Epsteins Art von Zelle, in der er war, nicht mit einer richtigen Suizidüberwachung vereinbar gewesen sei. Hier hätte ein Aufseher alle 10 Minuten an seiner Zelle vorbeigehen sollte, anstatt der normalen 30 Minuten.

Selbst der 30-minütige Intervall soll in der Nacht vor Epsteins Tod nicht eingehalten worden sein, jedoch braucht man nur 10 Minuten, um das Bettlaken vorzubereiten und sich selbst zu ersticken, so dass die 30 Minuten laut Kerik ohnehin zu lang gewesen wären.

Eine weitere Vorsichtsmaßnahme hätte sein können, Epstein in eine Zelle außerhalb der Beamtenstationen zu bringen, so dass er ständig überwacht würde. Die Behörden hätten auch das Gericht bitten können, eine Kamera in seiner Zelle zu installieren.

Die Risiken rund um Epstein wurden „einfach ignoriert“, so Kerik.

Das FBI und die US-Staatsanwaltschaft des Südlichen Bezirks von New York untersuchen noch den Tod von Epstein. Generalstaatsanwalt William Barr sagte, es gebe „schwere Unregelmäßigkeiten“ in der Haftanstalt, in der Epstein untergebracht war. Er sagte, er habe den Generalinspektor des Justizministeriums gebeten, die Angelegenheit zu untersuchen. (rm)

Aus dem Englischen Original



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