Einigkeit zwischen Frankreich und Italien: Conte und Macron für europäische Asylzentren in Herkunftsländern

Im Streit um die europäische Flüchtlingspolitik scheinen sich Italien und Frankreich einig: Für die Bearbeitung von Asylanträgen sollen Asylzentren in den Herkunftsländern errichtet werden.
Titelbild
Migranten im Mittelmeer.Foto: ANGELOS TZORTZINIS/Symbolbild/AFP/Getty Images
Epoch Times16. Juni 2018

Im Streit um die europäische Flüchtlingspolitik haben sich Italiens neuer Ministerpräsident Giuseppe Conte und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron für die Bearbeitung von Asylanträgen in den Herkunftsländern ausgesprochen.

„Wir sollten europäische Zentren in den Herkunftsländern schaffen“, sagte Conte am Freitag nach einem Arbeitsessen mit Macron in Paris. Unterdessen verzögert sich die Ankunft des Rettungsschiffes „Aquarius“ in Spanien wegen hohen Wellengangs.

Macron sagte bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Conte, er unterstützte die Idee von „Zweigstellen unserer Asylbehörden, um diese Frage auf der anderen Seite“ des Mittelmeers zu lösen. Macron forderte zugleich eine größere Solidarität mit Italien in der Flüchtlingskrise und rief zu „tiefgreifenden Reformen“ der europäischen Asylpolitik, der sogenannten Dublin-Verordnung auf.

Der neue italienische Regierungschef führt seit Anfang Juni eine Koalition aus der Fünf-Sterne-Bewegung und der Lega an. Die Regierung in Rom hatte zwischenzeitig mit einer Absage von Contes Antrittsbesuch in Paris gedroht, nachdem Macron Italien „Zynismus und Verantwortungslosigkeit“ im Umgang mit dem Rettungsschiff „Aquarius“ vorgeworfen hatte. Italien beschuldigte im Gegenzug Frankreich, selbst zu wenige Flüchtlinge aufzunehmen.

In einem Telefonat einigten sich Macron und Conte darauf, gemeinsam die Reform des europäischen Asylsystems voranzutreiben. Dies ist eines der Hauptthemen des EU-Gipfels Ende Juni. Wegen eines Streits um die Asylpolitik stehen derzeit in Berlin die Unionsparteien CDU und CSU vor einer Zerreißprobe.

Sowohl Italien als auch Malta hatten sich geweigert, das Schiff „Aquarius“ in ihren Häfen anlegen zu lassen. Die 629 Migranten waren am Samstag vergangener Woche bei verschiedenen Rettungsaktionen von SOS Mediterranée aufgenommen worden. Sie werden derzeit an Bord der „Aquarius“ und zweier weiterer italienischer Schiffe nach Spanien gebracht.

Nach Angaben der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen befindet sich die „Aquarius“ derzeit westlich von Sardinien. Das Schiff werde voraussichtlich Sonntagvormittag den Hafen von Valencia erreichen. Wegen hohen Wellengangs und schlechten Wetters habe das Schiff die Route ändern müssen, weshalb sich die Ankunft verzögere.

An Bord der „Aquarius“ befinden sich noch 106 aus Seenot gerettete Menschen: 51 Frauen, 45 Männer und zehn Kinder. Überlebende hätten dem Team von Ärzte ohne Grenzen von extremer Gewalt, Folter und Erpressung in Libyen berichtet, teilte die Hilfsorganisation mit. Zudem würden seit den Rettungsaktionen am vergangenen Wochenende zwei Menschen vermisst, die vermutlich ertrunken seien.

Eine Sprecherin der spanischen Regierung teilte mit, die insgesamt 629 Migranten würden „ganz normal“ behandelt und es sei nicht auszuschließen, dass einige von ihnen ausgewiesen würden. „Spanien geht ganz normal vor, wie Europa normalerweise funktioniert“, sagte die Sprecherin in Madrid. Jedem Migranten werde mitgeteilt, „ob er einen Flüchtlingsstatus hat, ein Wirtschaftsflüchtling ist und auch, natürlich, ob er wegen bestimmter Delikte ausgewiesen werden muss“.

US-Präsident Donald Trump lobte unterdessen Conte für die rigorose Flüchtlingspolitik der neuen italienischen Regierung. Conte sei „großartig“, sagte Trump in einem Interview des US-Fernsehsenders Fox News. Conte sei „sehr stark hinsichtlich der Einwanderung – wie ich, übrigens“. (afp)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion