Emotion und Macht

Wie das Erdbeben in China von den Propaganda-Strategen in Peking genutzt werden konnte, um im In- und Ausland den schlechten Ruf der KPCh zu zerstreuen.
Titelbild
(AP Photo)

Man könnte meinen es ist ein Videoclip auf M-TV, der da im staatlichen chinesischen Fernsehen gezeigt wird. Als seien sie Fans einer erfolgreichen Popband, wiegen sich die Akteure der Erdbebenopfershow klatschend zu der stark emotionalen Musik, mit geschlossenen Augen und erhobenen Armen. Das Video wird in Zeitlupe abgespielt, die perfekt arrangierten Bilder aus verschiedensten Perspektiven wechseln präzise im Rhythmus der ergreifenden Musik. Die für die Fernsehshow arrangierten jungen Chinesen zeigen sich vereint hinter den Erdbebenopfern und der angeblich einzigen Kraft die diese nun retten kann: Der Partei.

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Dann wechselt die Szene. Wieder in Zeitlupe. Zerstörte Häuser in schwarzweiß. Davor tragen rot kolorierte Soldaten der Volksbefreiungsarmee gerettete Erdbebenopfer auf Tragen, reichen Überlebenden Wasser, Hubschrauber fliegen über Häuserruinen, auch sie rot koloriert. Das Ganze endet, bevor sich dieser oder ein ähnlicher Clip in wenigen Minuten widerholen wird, indem die Kamera zu der roten Fahne schwenkt, die Soldaten in den Ruinen gehisst haben und zoomt sie langsam heran. Ergreifende Bilder zu ergreifender Musik in ergreifendem Arrangement. Die Partei ist es, die alles gibt um die Opfer zu retten. Das ist die Botschaft, die dem Zuschauer unmissverständlich vermittelt wird, und der man sich kaum entziehen kann wenn man die Clips länger auf sich wirken lässt. Und daran führt kein Weg vorbei, wenn man sich über das Erdbeben im chinesischen Fernsehen informieren möchte. Fakten erfährt man freilich wenig. Denn Bilder wie diese wiederholen sich endlos im Wechsel mit den Nachrichten über die ruhmreiche Partei und den selbstlosen Einsatz der Funktionäre für das Volk.

Darüber, dass in den ersten Tagen fast nur dort die Rettungskräfte auftauchten, wo Premierminister Wen Jiabao die Kinder herzte und wo die staatlichen Medien ihre Filme drehten; darüber, dass die Soldaten erst am dritten Tag nach dem ersten Beben mit Hubschraubern in die Region geflogen wurden, erfährt man nichts. Dass deutliche Erbebenwarnungen unterdrückt wurden; dass in über 6.800 Klassenzimmern die Kinder starben und es Städte gab, in denen fast nur die Schulen eingestürzt sind; dass sich die Überlebenden über die Einsatzkräfte beschweren, die nicht ausgebildet und schlecht ausgerüstet sind, darüber erfährt man nur in Blogs, die schnell von der allgegenwärtigen Internetpolizei gelöscht werden. In weite Teile des Erdbebengebietes, zum Beispiel die Gebiete der Tibeter, sind wahrscheinlich bis heute keine Rettungskräfte vorgedrungen. Zumindest hört man nichts darüber.

Szenenwechsel. Im Jahr 2002 gelang es dem amtierenden Bundeskanzler Schröder das Hochwasser für sich zu nutzen und die schon fast verloren geglaubten Bundestagswahlen für sich zu gewinnen. In den Umfrageergebnissen lag er damals deutlich hinter seinem Konkurrenten Edmund Stoiber. Doch als im August die deutschen Städte entlang der Elbe überschwemmt wurden, war er es, der rechtzeitig vor Ort war, um die durch die Katastrophe aufgewühlten Emotionen der Menschen für die Steigerung seine Popularität zu nutzen. Wenn Menschen sich in großer Not befinden, projizieren sie ihre Hoffnung auf einen Retter, der die Kraft hat, sie aus der Misere zu führen. Was Schröder damals gelang, schafft die KP Chinas mit ihren Mitteln allemal. Schon Mao war ein Meister der Propaganda. Mit ihrer Hilfe hat er sich in den Status eines gottgleichen Herrschers erhoben. Und das, obwohl zu seinen Lebzeiten Millionen Menschen eines unnatürliche Todes starben und er die traditionelle chinesische Kunst und Kultur fast völlig zerstören ließ.

Der große Vorsitzende ist tot. Heute versteht es die KP Chinas unter Einsatz moderner Kommunikationsmittel und westlicher PR Strategen noch besser als zu Maos Zeiten, sich ins gewünschte Licht zu setzten und die unterdrückten Massen hinter sich zu vereinen.

Peking hat nach dem Skandal um SARS dazugelernt. Vertuschen kommt schlecht an, besonders wenn man es mit dem Westen zu tun hat. Diesmal demonstriert man Transparenz, schnelle Reaktionen und Offenheit. Vor allem dort, wo westliche Journalisten und ausländische Rettungskräfte zugelassen sind. Und der Westen wünscht’s, glaubt’s und lobt‘s. Dabei würde schon ein kleiner Blick hinter die Fassade genügen, um zu sehen, dass es der Partei kaum darum geht, den Menschen zu helfen. Um ihre Macht zu erhalten, muss sie die Massen hinter sich bringen und den Westen besänftigen. Das ist ihr voll und ganz gelungen. Es war ein erfolgreicher Monat für die Partei.



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