Ermittler rätseln über Motiv des Todesschützen von Las Vegas

Nach dem historisch beispiellosen Massenmord von Las Vegas sucht die Polizei nach dem Motiv des Täters. Der 64-Jährige hat nach Polizeiangaben mindestens 59 Menschen durch Schüsse aus einem Zimmer des Mandalay Bay Hotels in Las Vegas getötet.
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Nach der Schießerei in Las Vegas wird zum Beten aufgefordert.Foto: Drew Angerer/Getty Images
Epoch Times3. Oktober 2017

Der Todesschütze von Las Vegas gibt den Ermittlern Rätsel auf. Der 64-jährige Stephen Paddock, ein vermögender und zuvor unauffälliger Rentner mit einer Leidenschaft für Glücksspiel, hinterließ nach Polizeiangaben vom Montagabend (Ortszeit) keine Erklärung für seine Bluttat, bei der mindestens 59 Menschen starben. In seinem Hotelzimmer in Las Vegas und seinem Wohnhaus stellten Beamte große Mengen Waffen, Munition und Sprengstoffe sicher.

Paddocks Tat ist das schlimmste Massaker in der jüngeren US-Geschichte. Sheriff Joseph Lombardo sprach von mindestens 59 Toten und 527 Verletzten.

Ermittler rekonstruierten den Tatablauf: Am Sonntagabend durchbrach Paddock mit einem Hammer oder ähnlichem die Scheibe seines Zimmers im 32. Stock des Hotels „Mandalay Bay“ in Las Vegas. Er schoss mit automatischen Waffen auf tausende völlig wehrlose Menschen, die sich zu einem Freiluftkonzert eingefunden hatte. Bevor Sondereinheiten sein Zimmer stürmen konnten, erschoss er sich. Ermittler stellten in dem Zimmer 16 Schusswaffen sicher.

Bei einer Razzia in Paddocks Privathaus in Mesquite 130 Kilometer von Las Vegas entfernt fanden Beamte dem Sheriff zufolge weitere 18 Schusswaffen, tausende Schuss Munition, den Sprengstoff Tannerit sowie Ammoniumnitrat, das zum Bombenbau verwendet wird. Auch das zweite Wohnhaus des Mannes in Reno sollte untersucht werden.

Die Beweggründe des Täters lagen zunächst im Dunkeln. Die Bundespolizei FBI und der Auslandsgeheimdienst CIA reagierten skeptisch auf eine Mitteilung der Dschihadistenmiliz IS, der zufolge Paddock zum Islam konvertiert war und die Tat als „Soldat des IS“ beging. Laut Polizei gab es dafür zunächst keinerlei Belege. Ein CIA-Sprecher warnte vor „vorschnellen Schlüssen, bevor alle Informationen ausgewertet sind“.

Die Ermittler gingen bis auf weiteres davon aus, dass es sich bei Paddock um einen Einzeltäter handelte. Sheriff Lombardo bezeichnete ihn als „Psychopathen“ und „einsamen Wolf“.

Paddocks Bruder Eric schilderte ihn in US-Medien als unauffälligen und wohlhabenden Mann. „Er hatte wahrscheinlich nicht mal einen Strafzettel“, sagte Eric Paddock. Stephen Paddock habe keine „politischen oder religiösen Verbindungen“ gepflegt und sei „absolut kein Waffennarr“ gewesen. Die Familie könne sich keinen Reim auf das Geschehen machen.

Allerdings habe sich Stephen Paddock einer starken Spielleidenschaft hingegeben und oftmals tausende Dollar beim Glücksspiel eingesetzt. „Er hat mir einmal eine SMS geschickt und geschrieben, dass er 250.000 Dollar im Casino gewonnen hat“, berichtete Eric Paddock.

Der familiäre Hintergrund des Täters ist schillernd: Sein vor einigen Jahren verstorbener Vater war ein Bankräuber und wurde zeitweise von der Bundespolizei FBI auf der Liste der zehn meistgesuchten Verbrecher geführt. Nach Darstellung von Eric Paddock hatten er und sein Bruder jedoch keinen Kontakt zum Vater.

Der Schütze hinterlässt zwei Privathäuser neueren Datums im Bundesstaat Nevada. Immobilienexperten schätzten deren Wert auf mindestens 700.000 Dollar (knapp 600.000 Euro).

Das Blutbad löste allgemeines Entsetzen aus. US-Präsident Donald Trump sprach von einer „Tat des reinen Bösen“ und kündigte für Mittwoch seinen Besuch in Las Vegas an. Gleichzeitig rief Trump sein Land zur Geschlossenheit. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die britische Premierministerin Theresa May sowie Papst Franziskus zeigten sich erschüttert.

In den USA gibt es immer wieder tödliche Angriffe mit Schusswaffen. Trotz mehrerer Amokläufe an Schulen und Universitäten gelang es Trumps Vorgänger Barack Obama nicht, gegen den Widerstand der Republikaner schärfere Waffengesetze durchzusetzen. In jüngster Zeit gab es zudem mehrere blutige Anschläge auf Bars oder Veranstaltungsorte.

Das Weiße Haus erklärte nach den Schüssen von Las Vegas, eine Debatte über eine Verschärfung der Waffengesetze sei „verfrüht“, bevor nicht die Hintergründe geklärt seien. (afp)



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