Ex-Rebellenführer Strelkow: „Russland hätte es mit der Ukraine wie mit der Krim machen können“

Titelbild
Der russische Agent Igor Strelkow im Sommer 2014: Damals war er "Verteidigunsminister" der ostukrainischen Rebellengebiete.Foto: BULENT KILIC / AFP / Getty Images
Epoch Times13. Februar 2015

Als Russland am 27. Februar 2014 die Krim übernahm, geschah dies keineswegs mit Unterstützung der Bevölkerung. Das sagte nun auch ein russischer Insider im russischen Fernsehen: Der Agent und Ex-Rebellenführer der Ostukraine, Igor Girkin, genannt Strelkow. Er muss es wissen, denn er war selbst vor Ort, als Russlands Soldaten das Regionalparlament der Krim zwangen, sich für die Unabhängigkeit von der Ukraine zu „entscheiden“.

In der Talkshow „Polit-Ring“ schilderte Strelkow den Ablauf der Dinge wie folgt: „Die Abgeordneten wurden von der Volksmiliz eingesammelt, um sie ins Parlament zu treiben, damit sie abstimmen.“ Der konservative Publizist Nikolai Starikow hatte zuvor behauptet, dass der Anschluss der Krim an Russland gelungen sei, weil Bewohner, Lokalpolitiker und lokale Sicherheitsorgane die Abspaltung von der Ukraine geschlossen unterstützt hätten. Strelkow schüttelte daraufhin den Kopf und fiel ihm ins Wort: „Was Sie da erzählen ist völliger Blödsinn. Über welche Sicherheitsorgane, die die Seite gewechselt haben, reden Sie überhaupt?“

Er selbst habe keine Unterstützung der staatlichen Organe bemerkt. Speziell die ukrainischen Polizisten und Soldaten hätten weiterhin Kiew gehorcht. Die Annexion der Krim sei nur deshalb so reibungslos verlaufen, da russische Truppen massiv präsent gewesen seien, so Strelkow.

Mit der Ostukraine könnte das auch klappen, aber …“

Und dann kam der eigentliche Clou: Wenn es jetzt in Donezk und andere ostukrainischen Städten eine ähnliche Präsenz von russischen Soldaten gäbe, wären die Gebiete schon längst übernommen, so der Ex-Rebellenführer in der Talkshow weiter. Im wortlaut:

„Wenn in Donetsk und Lugansk russische Truppen stationiert wären, wäre alles genauso wie auf der Krim verlaufen. Ich möchte unterstreichen, dass es dann auch in Kharkov genauso wäre und auch in Nikolaev und Odessa und überall. Der einzige Faktor der gefehlt hat, war die Präsenz russischer Truppen.“

Diese Aussage zitierten die Berichte von Bild und NNZ nicht in dieser Deutlichkeit, schließlich sagt Strelkow damit, dass es eben „nicht genug“ russische Soldaten im Osten der Ukraine gibt, ein Statement, dass westlichen Medienberichten widerspricht. (Vor wenigen Tagen hatte auch der oberste General der ukrainischen Armee im Poroschenko-kontrollierten Fernsehen zugegeben, dass in der Ostukraine „keine regulären russischen Truppen“ kämpfen würden. (Mehr dazu hier.) Aber einige russischen Bürger, die „Mitglieder illegaler bewaffneter Truppen“ seien – also Söldner, die nicht von Regierungen, sondern durch andere Kanäle bezahlt werden, die gebe es.)

Strelkows Rolle

Die Sache ist also kompliziert: Igor Strelkow ist laut mehreren Quellen ein Mann des russischen Geheimdienstes und war beim Anstacheln des Aufstands der selbsternannten Volksrepubliken Donezk und Lugansk federführend. Trotzdem beklagte er schon im Sommer, dass Putin „Neurussland im Stich gelassen“ habe und kurz darauf trat er von seinem „Amt“ als Verteidigungsminister der Rebellengebiete zurück. Hintergründe dazu berichtete EPOCH TIMES hier. In einer Youtube-Botschaft hatte Strelkow über den mangelnden Rückhalt geklagt, den die Separatisten bei der lokalen Bevölkerung hätten: „Ich hätte nie gedacht, dass sich in der ganzen Region nicht einmal 1000 Männer finden, die bereit sind, ihr Leben zu riskieren“, hatte er im Mai über die Ostukrainer gesagt.

Wenn also sowohl die westlich-installierte Poroschenko-Regierung und die prorussischen Rebellen ein Problem haben, die ukrainische Bevölkerung dazu zu motivieren, sich gegenseitig umzubringen – weshalb wird dann überhaupt gekämpft?

Ein Redakteur des News-Blogs „Fortruss“ vermutet, dass Russlands Präsident Putin hier die Zeit für sich arbeiten lassen will: „Die Zeit ist nicht auf Seiten der Ukraine, weder in politischer, wirtschaftlicher, noch militärischer Hinsicht“, so J. Hawks. Ein direktes Eingreifen Russlands, wie es von Strelkow gefordert wird, könnte zwar den Kollaps der Ukraine beschleunigen, würde aber im Gegenzug die Übernahme des Landes durch Turchinov/Yatsenyuk und Avakov rechtfertigen, genauso wie ein verstärktes Engagement der NATO und EU im Bürgerkrieg. Die beiden letztgenannten Punkte seien ausschlaggebend für Putins Zurückhaltung. Das ganze sei eine Wiederholung der Strategie, die Russland schon bei Napoleon und Hitler angewandt habe und die heiße: Krieg mit Minimalaufwand führen und gewinnen – nur kämpfen, wenn es unbedingt notwendig ist.

Hier Strelkows Fernseh-Auftritt im Original:

https://youtube.com/watch?v=aelwn_UfeN0%26feature%3Dshare

(rf)



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