Ex-UBS-Chef Grübel: „Trump stellt sich als Erster den Chinesen entgegen“

Oswald Grübel ist kein Freund des US-Präsidenten Donald Trump und dessen Auftretens. Dennoch kommt er nicht umhin, ihm im Interview mit der Luzerner Zeitung eine beeindruckende Leistung in der Wirtschaftspolitik zu attestieren. Vor allem aber habe Trump die politischen Ambitionen Pekings durchschaut.
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Trump habe in der Wirtschaftspolitik bisher alles richtig gemacht, meint Oswald Grübel.Foto: SEBASTIAN DERUNGS/AFP/Getty Images
Von 24. September 2018

In einem ausführlichen Interview mit der „Luzerner Zeitung“ spricht der 74-jährige Ex-CEO von Credit Suisse und UBS, Oswald Grübel, über sein Leben, über Erfahrungen im Bankengeschäft und über die weltweite Finanzkrise, die sich derzeit zum zehnten Male jährt.

Ein besonderes Augenmerk widmete er in dem Gespräch dem US-Präsidenten Donald Trump, dem er selbst stets kritisch gegenübergestanden hatte. Die Finanzkrise habe eine Rolle gespielt bei der Wahl Trumps, der seinen Wahlkampf erfolgreich auf die „vergessenen“ Leute ausgerichtet habe. „Entscheidend war wohl aber, dass seine Gegnerin Hillary Clinton hieß. Trump war für viele das kleinere Übel.“

Er selbst, so Grübel, habe Trump Ende der 1980er Jahre in New York getroffen – dieser sei als Präsident „genau so, wie ich ihn damals erlebt habe – unausstehlich“. Er sei sich treu geblieben.

„Alles richtig gemacht und in kurzer Zeit viel bewirkt“

Für Europäer sei es sehr schwer, sich an das selbstbewusste Auftreten Trumps zu gewöhnen. „Meine Erfahrung ist: Wer sich als den Besten bezeichnet, ist es meistens nicht“, meint Grübel. In der Wirtschaftspolitik mache Trump bis dato allerdings alles richtig:

„In seiner bisherigen Amtszeit verdient er 100 Punkte. Er hat alles richtig gemacht und in sehr kurzer Zeit viel bewirkt. Natürlich hat Trump auch von den tiefen Zinsen profitiert. Aber der Aufschwung ist eindrücklich: Vier Prozent Wirtschaftswachstum, davon ist Europa weit entfernt. Die Arbeitslosigkeit ist äußerst tief.“

Allerdings hielten es gute Leute, die Trump ins Weiße Haus hole, nicht „lange aus mit ihm“.

Besonders interessant an der Wirtschaftspolitik findet Grübel neben den Deregulierungen und Steuersenkungen jedoch den veränderten Umgang gegenüber der Volksrepublik China. Trump habe erkannt, dass die USA sich in den vorangegangenen Jahren ihren mächtigen geopolitischen Konkurrenten nicht zuletzt auch selbst herangezogen hatten:

Trump ist der Erste, der sich den Chinesen entgegenstellt. Die USA mit ihren enormen Handelsdefiziten haben China unterstützt und groß gemacht. Ohne Amerika wäre China noch immer ein Arbeiter- und Bauernstaat, ohne topmoderne Großstädte, wie es sie heute gibt. Die konnten die Chinesen mit den Trillionen bauen, die ihnen die Amerikaner rübergeschickt haben für ihre Waren.“

EU gegenüber chinesischen Machtambitionen blauäugig

Es sei ungewiss, wie lange Trump am Ruder bleiben werde und als wie dauerhaft sich seine politische Wende gegenüber der Volksrepublik erweisen wird. Trump habe jedoch erreicht, dass über die aggressiven weltpolitischen Ambitionen Pekings gesprochen werde:

Ist es aus Sicht des freien, demokratischen Westens wirklich so clever, den Chinesen dabei noch zu helfen? Trump wird in China ernst genommen – schauen Sie sich nur an, wie seine Ankündigungen die chinesische Börse runterrasseln ließen.“

Europa verhalte sich den chinesischen Machtambitionen gegenüber hingegen blauäugig. Während man selbst bereitwillig chinesischen Unternehmen – die im Regelfall mit der Rückendeckung des Staates agieren – die Grenzen öffne, sei es mit der gleichen Liberalität in der Gegenrichtung alles andere als weit her. Die Volksrepublik China kaufe die Industrien anderer Staaten auf, ohne diese selbst im eigenen Land Fuß fassen zu lassen.

Gegenüber der Luzerner Zeitung erklärt Grübel:

„Die EU sagt nur Nettes über China. Viele Europäer verkennen, was die Chinesen wirklich vorhaben. Der Fall ist klar: China will alle von sich abhängig machen, man sieht es bereits in Afrika, wo sie Infrastrukturen bauen. Wenn die Chinesen zur größten Wirtschaftsmacht werden, dann werden sie auch versuchen, ihr politisches Modell weltweit durchzusetzen. Das ist gewiss nicht in unserem Interesse.“



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