Flüchtlingskrise: Niger will mehr Hilfe von Europa – „Perspektivlosigkeit in Herkunftsländern beseitigen“

Die Chefin der nigrischen Anti-Menschenschmuggel-Agentur (NAAHT) meint, die Flüchtlingskrise werde sich allein mit Polizei nicht lösen lassen. Es müssten deutlich mehr Zentren geschaffen werden, in denen die Menschen über die Gefahren der Flucht durch die Sahara aufgeklärt werden. "Jede Woche finden wir dort Tote ohne Dokumente - ganz offensichtlich Migranten."
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Afrikanische Migranten in einer Notunterkunft in der libyschen Hafenstadt Zawiyah am 31. August 2016Foto: MAHMUD TURKIA/AFP/Getty Images
Epoch Times10. Oktober 2016

Mit Blick auf den Besuch von Angela Merkel im Niger hat eine hohe Regierungsbeamtin des Landes gewarnt, die Flüchtlingskrise mit den falschen Mitteln zu bekämpfen. „In Europa fehlt das Bewusstsein, dass Migranten Opfer sind, Opfer von Armut“, sagte die Chefin der nigrischen Anti-Menschenschmuggel-Agentur (NAAHT) der „Welt“. Diese „Perspektivlosigkeit“ müsse „in den Herkunftsländern beseitigt werden“.

Das Problem werde sich allein mit Polizei nicht lösen lassen. Es müssten deutlich mehr Zentren geschaffen werden, in denen die Menschen über die Gefahren der Flucht durch die Sahara aufgeklärt werden. „Jede Woche finden wir dort Tote ohne Dokumente – ganz offensichtlich Migranten.“

Zudem müsse Menschen, die ihre Flucht abbrechen, künftig besser geholfen werden, in ihre Heimatländer zurückzukehren. Die NAAHT-Chefin warnte Europa davor, allein auf Grenzschutz zu setzen. „Allein die Region Agadez, von wo aus die meisten Flüchtlinge durch die Wüste nach Libyen und schließlich Europa aufbrechen, ist größer als Frankreich“, sagte sie. „Mit der Überwachung eines solch großen Gebietes hätte auch eine Industrienation Probleme – und unser Land zählt zu den ärmsten der Welt.“

Niger ist laut UN-Zahlen das ärmste Land der Erde und zugleich das wichtigste Transitland für Flüchtlinge aus West- und Zentralafrika. In der nordnigrischen Stadt Agadez, dem größten Flüchtlings-Drehkreuz in Afrika, kommen derzeit pro Woche rund 16.000 Menschen an, die durch die Sahara illegal nach Libyen oder Algerien wollen und dann über das Mittelmeer nach Europa.

Die NAAHT-Chefin koordiniert die Anti-Flucht-Projekte des Justizministeriums im Land. Am Montag wird mit Angela Merkel erstmals eine deutsche Kanzlerin offiziell das Land besuchen. Sie will dort mit Präsident Mahamadou Issoufou über die künftige Zusammenarbeit sprechen. Niger ist das wichtigste von fünf afrikanischen Ländern, mit denen die EU sogenannte „Migration Compacts“ anstrebt, also Flüchtlingsabkommen ähnlich jenem der Türkei.

Europa hat mehrere Milliarden Euro bereitgestellt, um den Ländern finanziell und logistisch bei der Bekämpfung der Flüchtlingskrise zu helfen.

(dts Nachrichtenagentur)



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