Clinton als erste Frau auf dem Weg zur Präsidentschafts-Kanditatur

Fünf Monate lang dürfte sie sich dazu mit dem Republikaner Donald Trump ein Gefecht bis aufs Messer liefern, ehe am 8. November der Wähler das letzte Wort haben wird.
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"Madam President" - eine Clinton-Anhängerin macht schon einmal klar, in welcher Position sie Clinton künftig sieht.Foto: Peter Foley/dpa
Epoch Times8. Juni 2016
Es geschah in New Jersey, im Schatten der Wolkenkratzer von New York City, bei Clintons um die Ecke.

Nach dem wohl längsten, teuersten, zermürbendsten und nervenzehrendsten Vorwahlkampf in der Geschichte der US-Demokraten nahm Hillary Clinton die Hürde, deren Überschreiten sie zur Präsidentschaftskandidatin ihrer Partei machen wird.

Als erste Frau wird sie um die politische Position mit dem größten Einfluss in aller Welt ringen.

Fünf Monate lang dürfte sie sich dazu mit dem Republikaner Donald Trump ein Gefecht bis aufs Messer liefern, ehe am 8. November der Wähler das letzte Wort haben wird. Dann könnte Clinton zur Präsidentin werden, 100 Jahre und einen Tag nachdem Jeannette Rankin als erste Frau in den US-Kongress gewählt worden war. Trump will das verhindern.

Wenige Stunden vor dem großen Vorwahlfinale in den USA, bei dem die Demokraten noch einmal in sechs Staaten zur Urne gerufen hatten, hatte das „Forbes“-Magazin Angela Merkel zum sechsten Mal in Folge zur mächtigsten Frau der Welt gekürt. Clinton landete auf Platz zwei, wie schon im Vorjahr. Hinter ihr kommt die US-Notenbankchefin Janet Yellen. Wenn die fast jeden Monat den Daumen über eine Zinsentscheidung hebt oder senkt, hält die Finanzindustrie für einen Moment den Atem an.

Clinton ist dagegen nur eine mächtige Frau im Wartestand. Dennoch: Es ist ein historisches Versprechen, in das sie ihren Wahlkampf kleidet. Die erste Frau im Weißen Haus, so wie Barack Obama der erste schwarze Präsident ist. Sie sieht sich in der Tradition der Suffragetten und der Frauenrechte-Bewegung in den 1960er Jahren und erinnert an ihre eigene Rede von 1995 in Peking, wo Clinton einen häufig wiederholten Satz prägte: „Frauenrechte sind Menschenrechte und Menschenrechte sind Frauenrechte.“

Im Vorwahlkampf verfing das kaum. Eine große Frauenbewegung steht nicht hinter der 68-Jährigen, es ist vor allem der institutionalisierte Feminismus, auf den sie bauen kann. Etliche Wählerinnen, vor allem Jüngere, wählten lieber ihren Kontrahenten Bernie Sanders. Sie scherten sich schlicht nicht darum, Geschichte zu schreiben, andere Themen waren wichtiger.

Das mag sich im direkten Duell mit Donald Trump ändern. Viele Frauen sind angewidert von dessen verächtlicher Rhetorik, seinem machohaften Habitus. Doch Politologen warnen Clinton auch davor, allzu sehr Frauenthemen in den Vordergrund ihres Wahlkampfes zu stellen. „Wer sich um Frauenrechte kümmert, wählt sowieso demokratisch“, sagt etwa Professorin Amanda Friesen von der Universität in Indianapolis. Mit anderen Worten: Mit diesem Thema kann Clinton nicht allzu viele Wähler hinzugewinnen.

Hinzu kommt: Clintons Beliebtheitswerte sind historisch niedrig, etwas, das sie mit Trump gemeinsam hat. Viele Menschen tun sich schwer mit dem, wofür sie steht. Ein Teil des verkrusteten Establishments, das die demokratische Partei nun schon seit vielen Jahren darstellt. Eine Maschinerie von Politprofis, denen gerne eine Nähe zum großen Geld unterstellt wird. Das ist nicht mehr gefragt.

Das hat auch mit ihrem Mann zu tun. Zu lebendig sind manchen noch die Neunziger in Erinnerung, die etlichen Skandale, die den Präsidenten umgaben, seine Affäre mit der Praktikantin Monica Lewinsky nur als Spitze eines ganzen Eisbergs von Fehltritten.

Dass Bill Clinton die Finanzbranche nicht an die Leine legte, sondern ihr großzügig Spielraum gewährte, nehmen ihm all jene besonders übel, die nach der großen Wirtschaftskrise 2008 noch heute zu den Verlierern zählen.

Und Hillary Clinton kämpft mit ihrer Glaubwürdigkeit. Weil die leidige Geschichte mit den E-Mails, die sie als Außenminister von einem nicht gesicherten, privaten Account versandt hatte, immer noch nicht ausgeräumt ist. Das ist Gegenstand einer Ermittlung des FBI. Schlimmstenfalls droht ihr eine Anklage.

Dieser Umstand und viele anderen Schwächen haben es einem 74 Jahre alten Senator aus dem kleinen Ostküsten-Staat Vermont ermöglicht, die große Weltpolitikerin Clinton monatelang vor sich her zu treiben. Bernie Sanders füllte auch am Dienstag in Kalifornien Stadien, obwohl einige seiner Anhänger schon aufgegeben hatten.

Sanders hat Millionen von Stimmen weniger als Clinton eingesammelt. Die Superdelegierten umzustimmen, die sich bei den Demokraten mit überwältigender Mehrheit für Clinton ausgesprochen hatten, hat er sich vorgenommen. Es ist zumindest ein kleiner Pferdefuß, den Clinton noch bis zum Parteitag mit sich herumschleppen muss.

Will die ehemalige Außenministerin und First Lady auf dem Nominierungsparteitag in Philadelphia Ende Juli verhindern, dass Sanders in einer Kampfabstimmung gegen sie antritt, muss sie ihm möglicherweise politische Zugeständnisse machen. Sanders hat für nächste Woche noch neue Kundgebungen angesetzt. Sieht nicht so aus, als würde er sich kampflos geschlagen geben.

(dpa)

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