Gilt nur für einheimische Sicherheitskräfte: Taliban verkünden dreitägige Waffenruhe zum Ende des Ramadan

Erstmals seit 2001 haben die radikalislamischen Taliban eine Waffenruhe verkündet. "Ausländische Besatzer" seien von der Feuerpause ausgenommen: "Unsere Einsätze gegen sie werden andauern, wir werden sie angreifen, wo immer wir sie sehen."
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Foto: NOORULLAH SHIRZADA/AFP/Getty Images
Epoch Times10. Juni 2018

Die radikalislamischen Taliban haben in Afghanistan bei zwei Angriffen Dutzende Soldaten und Polizisten getötet – wenige Stunden danach am Samstag aber eine kurze Waffenruhe verkündet. Die befristete Feuerpause soll während der ersten drei Tage des muslimischen Eid-al-Fitr-Festes zum Ende des Fastenmonats Ramadan andauern, wie die Taliban mitteilten. Die Feuerpause gelte allerdings allein für einheimische Sicherheitskräfte, Vertreter der „ausländischen Besatzer“ seien ausgenommen.

Es ist das erste Mal in dem seit fast 17 Jahren andauernden Konflikt in Afghanistan, dass die Taliban eine Waffenruhe ausrufen. Alle Kämpfer der Miliz seien aufgefordert, während der ersten drei Tage des Eid-Festes die Angriffe auf afghanische Sicherheitskräfte einzustellen, hieß es.

Sollten die Taliban allerdings angegriffen werden, würden sie sich „stark verteidigen“. „Ausländische Besatzer“ seien von der Feuerpause zudem ausgenommen:

Unsere Einsätze gegen sie werden andauern, wir werden sie angreifen, wo immer wir sie sehen.“

Präsident Aschraf Ghani begrüßte die Ankündigung der Taliban. Er hatte am Donnerstag seinerseits eine einwöchige einseitige Waffenruhe der Sicherheitskräfte zum Ende des Ramadan-Festes angekündigt. Sie soll vom 12. bis 19. Juni dauern.

Ein Sprecher des Kabuler Verteidigungsministeriums sagte am Samstag im Fernsehen, er hoffe auf eine längere Waffenruhe. Der UN-Sondergesandte Tadamichi Yamamoto erklärte, er hoffe, dass die Feuerpause als Ausgangspunkt für Friedensgespräche zwischen der afghanischen Regierung und der radikalislamischen Miliz dienen könne.

„Drei Tage lang töten die Taliban uns nicht“

Nur Stunden vor der Taliban-Ankündigung zur Waffenruhe hatten Taliban-Kämpfer zwei Stützpunkte der afghanischen Sicherheitskräfte in Kundus im Norden des Landes sowie in der westlichen Provinz Herat angegriffen. Dabei wurden nach Behördenangaben mindestens 36 Soldaten und Polizisten getötet.

Viele Afghanen begrüßten die angekündigte Waffenruhe. „Drei Tage lang töten die Taliban uns nicht“, schrieb ein Einwohner auf Facebook. „Wenn sie ein Friedensabkommen mit der Regierung treffen, werden die Afghanen sie auf Schultern tragen.“

Die Frauenrechtsaktivistin Dewa Niazai aus der Provinz Nagarhar schrieb im Internet:

Lang leben die Taliban! Wir können an den Eid-Tagen einen tiefen Seufzer der Erleichterung ausstoßen. Ich hoffe, dass diese drei Tage Feuerpause zu einer dauerhaften Waffenruhe führen.“

In Kabul sagte eine Passantin, sie könne sich über eine lediglich dreitägige Waffenruhe nicht wirklich freuen.

Das reicht nicht aus, und unser Präsident sollte nicht zufrieden sein. Wir müssen einen dauerhaften Frieden im ganzen Land erreichen.“

Im Februar hatte Präsident Ghani einen Plan für Friedensgespräche mit den Taliban vorgestellt und deren Anerkennung als politische Partei in Aussicht gestellt. Die Taliban reagierten nicht offiziell auf den Vorschlag. Sie begannen kurz darauf jedoch ihre alljährliche „Frühjahrsoffensive“ gegen die afghanische Regierung. (afp)

Verhaftete Taliban in Jalalabad am 22. Mai 2018 mit ihren Waffen. Foto: NOORULLAH SHIRZADA/AFP/Getty Images



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