Großeinsatz am Rande der Sahara – Bundeswehr täglich mit „terroristischen Angriffen“ konfrontiert

Kernaufgabe der Bundeswehr in Mali ist die Überwachung der Waffenruhe, die nach der Zurückdrängung radikalislamischer Kämpfer durch Frankreich zwischen den malischen Konfliktparteien im Rahmen eines Friedensabkommens vereinbart worden war. Zudem soll der Einsatz zur Sicherheit, Stabilisierung und zum Schutz der Bevölkerung beitragen.
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Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen in Mali. 19. Dezember 2016.Foto: KAY NIETFELD/AFP/Getty Images
Epoch Times27. Februar 2017

Die Mission im afrikanischen Krisenstaat Mali ist inzwischen nicht nur auf dem Weg zum größten Auslandseinsatz der Bundeswehr – sie ist auch eine der gefährlichsten. Jeden Tag habe es die Bundeswehr mit Sprengvorrichtungen und „terroristischen Angriffen“ zu tun, sagt der Kommandeur des deutschen Kontingents in Mali, Marc Paare, in der Stadt Gao.

Der Kontingentführer vergleicht das Risiko in Mali mit jenem im Afghanistan-Einsatz, auch wenn die Intensität der Angriffe in Mali geringer sei als am Hindukusch.

Seit einigen Tagen stehen im nordmalischen Gao, etwa 5000 Kilometer von Deutschland entfernt, vier Transporthubschrauber der Bundeswehr. Die Helikopter vom Typ NH90 sind Teil einer Aufstockung, die der Bundestag Ende Januar beschloss. Die Mission soll dem Wiedererstarken von Islamisten entgegenwirken.

Zu den NH90-Hubschraubern in Gao sollen Anfang März vier Kampfhubschrauber vom Typ „Tiger“ hinzukommen. In brenzligen Situationen können sie den Bundeswehrsoldaten und ihren Verbündeten im Rahmen der UN-Mission Minusma zu Hilfe kommen. Die Hauptaufgabe der Bundeswehr sind aber Aufklärungseinsätze, wie Kommandeur Paare hervorhebt.

Dazu hat die Bundeswehr auch drei Drohnen mit einer Reichweite von 900 Kilometern in Mali stationiert, die allerdings immer nur einzeln im Einsatz sind. „Wir können ganz Mali damit abdecken, zumindest den Norden“, sagt Paare.

In den kommenden Wochen soll die Zahl der deutschen Soldaten in Mali auf etwa tausend ansteigen. Diese Obergrenze hatte der Bundestag am 26. Januar festgelegt. Die Mali-Mission entwickelt sich damit zum derzeit größten Auslandseinsatz der Bundeswehr, denn die Mandatsobergrenze für Afghanistan liegt mit 980 Soldaten knapp darunter.

Kernaufgabe der Bundeswehr in Mali ist die Überwachung der Waffenruhe, die nach der Zurückdrängung radikalislamischer Kämpfer durch Frankreich zwischen den malischen Konfliktparteien im Rahmen eines Friedensabkommens vereinbart worden war. Zudem soll der Einsatz zur Sicherheit, Stabilisierung und zum Schutz der Bevölkerung beitragen.

Für das deutsche Engagement ist zudem nicht unerheblich, dass das instabile Land ein wichtiges Transitgebiet für Migranten und Flüchtlinge auf dem Weg in die EU ist. Außerdem beweist Deutschland mit dem Mali-Einsatz seine Solidarität mit Frankreich.

Die Regierung in Paris hatte immer wieder ein stärkeres europäisches Engagement im Kampf gegen Islamisten in Mali gefordert. Nach den Pariser Anschlägen vom November 2015 hob der Bundestag im Januar 2016 die Mandatsobergrenze für Mali zunächst von 150 auf 650 Bundeswehrsoldaten an und stockte nun noch einmal auf.

„Diese Stationierung stellt einen Akt der Entschlossenheit und der Solidarität uns gegenüber dar“, sagte der französische Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian am Samstag bei einem Besuch in Mali.

Seine deutsche Kollegin Ursula von der Leyen (CDU) macht sich grundsätzlich dafür stark, dass die Bundeswehr international mehr Verantwortung übernimmt. Sie spricht mit Blick auf Mali allerdings selbst von „einem der anspruchsvollsten“ und „einem der gefährlichsten Einsätze“ deutscher Soldaten.

Dass die Bundeswehr gemäß dem neuen Mandat die Rettungskette in dem Einsatz stellt, die bislang von niederländischen Soldaten gewährleistet wurde, soll sich nach von der Leyens Willen demnächst wieder ändern. Nach spätestens anderthalb Jahren müsse dieser Teil des Einsatzes auf eine andere Nation übertragen werden, forderte sie.

Wie fragil die Lage vor Ort ist, wurde vor gut einem Monat bei einem Selbstmordanschlag auf ein malisches Militärlager in Gao deutlich. Bei dem Attentat wurden etwa 70 Menschen getötet. Wegen der Gefahrenlage wurde den deutschen Soldaten in Mali inzwischen die höchste Stufe der Auslandszulage zuerkannt, die in der Bundeswehr gezahlt wird. (afp)

 



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