Zum dritten Mal innerhalb weniger Wochen haben somalische Piraten am Horn von Afrika ein Schiff in ihre Gewalt gebracht. Ein indisches Frachtschiff mit elf Besatzungsmitgliedern wurde am Freitag auf seinem Weg von Dubai zum Hafen von Bossaso im Nordosten von Somalia entführt, wie der indische Schiffseigner Isaak Them am Montag mitteilte. Die Entführer verlangten ein Lösegeld. Das Schiff "Al Kausar" transportierte laut dem Reeder Lebensmittel wie Zucker und Getreide. Es war von Dubai über einen Hafen im Jemen in Richtung Bossaso unterwegs, als die Piraten es überfielen. "Das Schiff wurde auf dem offenen Meer entführt", sagte Adam Them, der Vorsitzende der Seefahrer-Vereinigung von Kutch im indischen Bundesstaat Gujarat. "Ein Besatzungsmitglied hat mich am Samstagabend angerufen, um mich über die Entführung zu informieren." Die Reederei habe die Besitzer der Schiffsladung gebeten, sich um die Befreiung der Besatzung und des Schiffs zu bemühen. Das Besatzungsmitglied hat mit seinem Anruf auch gleich die Forderungen der Entführer nach einem Lösegeld übermittelt: "Die Verhandlungen laufen", so Them. Die Seeleuten hätten berichtet, es seien fünf Bewaffnete an Bord. Es gebe aber keine Verletzten. Zuvor hatte ein Sicherheitsbeamter der halbautonomen Region Puntland, Mohamed Samater, die Schiffsentführung bekannt gegegen, ohne jedoch Angaben über die Herkunft des Schiffes zu machen. Drei Piratenangriffe auf Handelsschiffe innerhalb eines Monats Piratenangriffe auf Handelsschiffe am Horn von Afrika hatten seit dem Jahr 2005 deutlich zugenommen. Durch internationale Einsätze auf See, an denen auch die Bundeswehr beteiligt ist, gingen die Angriffe zurück. Auch hatten die Schiffe selbst ihre Wachsamkeit erhöht. Zuletzt wurden jedoch mehrere Angriffe auf Schiffe gemeldet: Am 15. März brachten Piraten vor Somalia einen Öltanker mit acht Seeleuten aus Sri Lanka in ihre Gewalt. Nach wenigen Tagen ließen sie die Besatzung wieder frei. Es war die erste Schiffsentführung in der Region seit dem Jahr 2012. Eine Woche darauf brachten Piraten einen einheimischen Fischkutter in ihre Gewalt. Experten warnten, dass das Schiff den Kriminellen als Ausgangspunkt für weitere Angriffe dienen könne. Als Ursache für die Piraterie gelten die große Armut in Somalia und die fehlenden Einnahmen der örtlichen Fischer, die unter dem illegalen Fischfang in ihren Gewässern leiden. Von den Schiffsentführungen erhoffen sich die Piraten die Zahlung von Lösegeld. Laut dem ehemaligen britischen Offizier John Steed, einem Piraterie-Experten, sind die Reedereien zuletzt nachlässiger geworden: Viele Schiffe seien wieder ohne bewaffnete Wachleute unterwegs und sie führen langsamer und näher an den Küsten entlang als es empfohlen werde. (afp)