Horst Seehofer und das Dilemma „Aus drei mach‘ zwei“

Drei Ministerien bekommt die CSU im Fall einer Neuauflage der großen Koalition - Parteichef Seehofer will aber in jedem Fall Bundesinnenminister werden.
Titelbild
Horst Seehofer.Foto: Getty Images
Epoch Times2. März 2018

Drei Ministerien bekommt die CSU im Fall einer Neuauflage der großen Koalition – nur bei einem steht der Minister fest: Parteichef Horst Seehofer will „definitiv“ Bundesinnenminister werden.

Für das der CSU zudem zugeteilte Verkehrs- und Entwicklungsministerium gibt es mit Andreas Scheuer, Gerd Müller und Dorothee Bär Favoriten. Aus drei mach‘ zwei ist ein Dilemma, das Seehofer mit einem „Super-Staatssekretär“ auflösen könnte.

HORST SEEHOFER erfindet sich mit 68 Jahren mal wieder neu. Bundespolitisch hatte Seehofer sich bisher vor allem während seiner von 1992 bis 1998 dauernden Amtszeit als Gesundheitsminister unter Kanzler Helmut Kohl (CDU) profiliert. Nachdem er seit neuneinhalb Jahren als Ministerpräsident eine große Themenbreite abdeckt hatte, wird er mit einem sehr breit aufgestellten Innenministerium nun die vielleicht größte Aufgabe seiner Politikerlaufbahn zu bewältigen haben.

Auch in der CSU galt bisher als ausgemacht, dass nur ein Volljurist Bundesinnenminister sein sollte – Seehofer ist Verwaltungs-Betriebswirt. Kritiker fürchten, dass er sich mit den um die Bereiche Heimat und Bau zum Superministerium aufgewerteten Innenressort plus dem Parteivorsitz zu viel zumutet. Der immer wieder für Überraschungen gute CSU-Chef setzte aber eine üppige Personalausstattung für sich durch – womöglich präsentiert er einen besonders hervorgehobenen Staatssekretär.

ANDREAS SCHEUER ist derjenige Ministeranwärter der CSU, der mit größter Wahrscheinlichkeit ins Bundeskabinett darf. Der 43 Jahre alte Niederbayer ist seit Ende 2013 CSU-Generalsekretär. Er organisierte die Wahlkämpfe zur Europawahl 2014 und zur vergangenen Bundestagswahl. In der Flüchtlingskrise führte er mit Vehemenz Angriffe auf die Schwesterpartei CDU.

Auch wenn Scheuer eher als Mann fürs Grobe gilt denn als geschickter Stratege, dürfte er sich nicht zuletzt durch seine Loyalität dem CSU-Chef gegenüber ein Bundesministerium gesichert haben. Dass dies das Bundesverkehrsministerium wird, erscheint nach seiner Vita logisch. Der verheiratete Vater einer Tochter machte als Verkehrsstaatssekretär unter dem Minister Peter Ramsauer von 2009 bis 2013 seine ersten Regierungserfahrungen.

DOROTHEE BÄR könnte Profiteurin des Frauenproblems der CSU werden: Unter den 46 CSU-Abgeordneten sind nur acht Frauen, seit dem Amtsantritt von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) stellte die CSU nur einmal mit Ilse Aigner eine Ministerin. Nach Jahren in eher zweiter Reihe als stellvertretende CSU-Generalsekretärin von 2009 bis 2013 und als Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium seit 2013 scheint der Karrieresprung nun möglich. Favorisiert wird Bär als Entwicklungsministerin.

Ob die 39 Jahre alte Oberfränkin, deren Mann Oliver CSU-Landrat in Hof ist, tatsächlich das Zeug zur Ministerin hat, ist auch für manche in der CSU noch nicht erwiesen. Politikprofi ist Bär allerdings durch und durch: Die Mutter von drei Kindern sitzt bereits die fünfte Legislaturperiode im Bundestag, sie gehörte zur ersten Generation deutscher Politiker, die sich regelmäßig bei Twitter äußern.

GERD MÜLLER, bisher Bundesentwicklungsminister, könnte der Verlierer oder der unerwartete Gewinner im CSU-Postenpoker werden. Der 62 Jahre alte Müller ist seit 2013 Bundesminister für Entwicklung und wirtschaftliche Zusammenarbeit. Gerade in der Flüchtlingskrise sorgte er in diesem eher wenig beachteten Ressort wiederholt mit Initiativen für Aufsehen, wie Fluchtursachen vor Ort bekämpft werden können.

Der seit 1994 im Bundestag sitzende Müller kämpft offensiv um seinen Job. Zuletzt betonte er am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz, im Amt bleiben zu wollen. Hilfreich könnte für ihn seine Herkunft aus Schwaben sein – der Bezirksverband zählt zu den einflussreichsten der CSU. (afp)



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