Iran: Nach Verfall der Währung verdienen afghanische Arbeiter nicht mehr genug und verlassen das Land

Der Verfall der iranischen Währung führt auch dazu, dass viele Zuwanderer aus Afghanistan wieder nach Hause zurückkehren. Dabei kehrten 191.000 Afghanen freiwillig zurück, 251.000 wurden vom Iran ausgewiesen.
Titelbild
Pistazienfarm in Izadabad, einer Stadt im Südosten Irans, der Provinz Kerman.Foto: ATTA KENARE/AFP/Getty Images
Epoch Times11. August 2018

Seit Jahren kommen Afghanen zum Arbeiten in den Iran, um ihre Familien in ihrer von Krieg und Dürre geplagten Heimat zu unterstützen. Doch nun zwingt der dramatische Verfall des iranischen Rial hunderttausende afghanische Arbeiter, in ihr Heimatland zurückzukehren.

„Es macht keinen Sinn, hierher zurückzukommen, doch mir blieb keine Wahl“, sagt der 22-jährige Abdul Mussawir in einem Hotel im westafghanischen Herat, in dem er wie andere afghanische Arbeitsmigranten nach seiner Rückkehr aus dem Iran abgestiegen ist. Drei Jahre lang hat er in einer Autofabrik im zentraliranischen Isfahan gearbeitet, um seine Eltern und neun jüngere Geschwister zu unterstützen, doch zuletzt lohnte es sich einfach nicht mehr.

„Ich habe fast alles Geld, das ich verdiente, zur Unterstützung meiner Familie geschickt, doch war es nicht genug“, erzählt Mussawir, dessen Vater als Taxifahrer allein die Familie nicht ernähren kann.

Früher habe er in der Autofabrik umgerechnet 18.000 Afghanis im Monat verdient, doch nach dem Absturz des Rial in den vergangenen Monaten sei sein Lohn zuletzt nur noch 6000 Afghanis wert gewesen. Da ergebe es keinen Sinn, in Isfahan zu bleiben.

191.000 kehrten freiwillig zurück, 251.000 wurden vom Iran ausgewiesen

Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind in den ersten sieben Monaten des Jahres mehr als 442.000 Afghanen aus dem Iran zurückgekehrt – mehr als doppelt so viel wie im Vorjahreszeitraum. „Die Zahl der afghanischen Rückkehrer aus dem Iran ist 2018 beispiellos“, sagt die IOM-Sprecherin Eva Schwörer.

Während gut 191.000 Afghanen freiwillig zurückgekehrt sind, wurden laut der IOM über 251.000 von den iranischen Behörden deportiert. Auch der 17-jährige Alim Mohmini wurde rausgeschmissen, nachdem er drei Monate auf einer Tomatenfarm bei Schiras gearbeitet hatte.

„Ich weiß nicht, was ich machen soll. Es gibt in meiner Familie niemand, um Geld zu verdienen“, sagt der junge Mann in einem Zentrum des IOM für Rückkehrer in Herat.

Die Organisation befürchtet, dass die Rückkehrer die Löhne der einfachen Arbeiter in den Städten drücken werden. Wegen der beispiellosen Dürre, die Afghanistan derzeit heimsucht, sind nach UN-Angaben bereits mehr als 70.000 Menschen in die Städte gezogen, wo sie nun um die raren Jobs konkurrieren.

Weiterwandern nach Deutschland

Durch die Rückkehr ihrer Angehörigen verlieren viele Bauernfamilien zudem ein in der Dürrekrise dringend benötigtes Einkommen. In Herat und anderen grenznahen Städten Afghanistans leben viele Läden von den Arbeitsmigranten, doch ist das Geschäft deutlich eingebrochen.

„Früher waren die Geschäfte viel besser, die Leute waren reich, sie konnten alles kaufen“, erinnert sich Sia Fahmi, dessen Umsatz in den vergangenen Monaten um 80 Prozent zurückgegangen ist. Wenn die Situation so weiter gehe, werde er selbst auswandern, um Arbeit zu suchen, sagt er.

Auch Abdullah Wasi Saharian will nicht in Afghanistan bleiben. Der 22-Jährige hat ein Jahr auf einer Gurkenfarm bei Isfahan gearbeitet, doch entschied er sich zur Rückkehr, als der Verfall des Rial seine Einkünfte dahinschmelzen ließ. „Ohne Job in Afghanistan gibt es auch hier keine Zukunft“, sagt Saharian. Wenn er nicht bald Arbeit in seiner Heimat findet, will er sich auf den Weg in die Türkei machen – und von dort nach Deutschland. (afp)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion