Japan – Ruhig im Herzen

Als ich 15 Jahre alt war, traf ich Japaner zum ersten Mal in meiner Olympia-Heimatstadt Wash, USA. Ich erinnere mich, dass sie besonders höflich, ansprechend und intelligent waren.
Titelbild
Anstehen, um das Nötigste zu besorgen.Foto: Toshifumi Kitamura/AFP/Getty Images
Von 18. März 2011

Sie waren Austauschstudenten, die zwei Wochen lang bei der Familie meines besten Freundes wohnten. Ich verbrachte den größten Teil dieser zwei Wochen während meiner kostbaren Sommerferien mit ihnen. Gegen Ende des Sommers habe ich dann beschlossen, mich am Japanischunterricht an meiner Hochschule einzuschreiben und die Sprache meines neu entdeckten Landes und seiner Menschen zu lernen.

Weil meine Heimatstadt an der Pazifikküste liegt, kam ich in den nächsten drei Jahren viele Male mit Japanern in Kontakt. Mit 25 Jahren lebte, studierte und arbeitete ich dreimal bei Gastfamilien in Japan. Ich tauchte in die Fast-Stammeskultur eines Landes ein, die dem veralteten Ausdruck des „geheimnisvollen Orients“ einen Sinn verleiht.

Es ist ein Land, das ich genau kennenlernte und das ich sehr tief und weitgehend respektiere. Japan wurde durch den Westen und in besonderer Weise durch Amerika stark beeinflusst. Trotzdem ist es ein Land mit dem faszinierenden Talent, das, was es mag, aufzunehmen und zu besitzen.

Als ich noch an der High School war, besuchte ein Austauschstudent den Japanischunterricht meiner elften Klasse. Der Student Oba blieb bis zum heutigen Tag ein enger Freund von mir. Ich beobachtete seinen Werdegang, wie er nach dem Studium in den Beruf einstieg, heiratete und mit seiner Frau drei schöne Kinder bekam. Oba und seine Familie leben in der Präfektur Chiba und ich dachte zuerst an sie, als ich von dem schrecklichen Erdbeben, dem Tsunami und den Explosionen im Kernreaktor hörte. Sie sind die einzigen meiner japanischen Freunde, von denen ich dachte, dass sie in Gefahr wären. Ich suchte am vergangenen Freitag fieberhaft nach Informationen über sie, als die erste Nachricht eintraf.

Am Wochenende schrieb mir Oba, dass er und seine Familie in Sicherheit wären, aber ich konnte sagen, er war beunruhigt über das, was geschehen war. „Die betroffene Region sieht verwüstet aus und sehr viele Menschen sterben durch den Tsunami und das Feuer“, schrieb mir Oba in seiner durch LinkedIn gesendeten Mitteilung. Es war die einzige Möglichkeit, miteinander Kontakt aufnehmen zu können. Ich möchte sagen, dass er erleichtert war, in Sicherheit zu sein, aber beunruhigt, dass sein Land von einer solchen Katastrophe getroffen wurde.

Aber die Japaner sind für ihre Zurückhaltung und Gelassenheit unter den schlechtesten Bedingungen bekannt. Und das ist es auch, was ich wirklich in der E-Mail meines Freundes zwischen den Zeilen lesen konnte. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Japan keine kaiserliche Dynastie mehr. Es war tief gebrochen und besiegt, das Land hielt zusammen wie ein sich selbst schützender Clan und die Nation erneuerte sich von Grund auf. Ich bin keine Studentin der Geschichte, aber ich glaube es weist einen der bemerkenswertesten Erfolge der Neuzeit auf. Von einem besiegten Gegner stieg Japan zu einer Weltmacht auf, der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt, und es verdiente sich seinen rechtmäßigen Platz am Tisch der mächtigen Nationen. Von wie vielen modernen Staaten kann man das gleiche sagen?

Epoch Times-Mitarbeiter in Japan berichten, dass sich die Menschen am Wochenende beeilten, in den Supermärkten Nahrung und Wasser auf Vorrat zu kaufen, um sich auf unvorhersehbare Stromausfälle vorzubereiten. Dabei blieben sie bezeichnenderweise höflich und verhielten sich ordentlich. Alle stellten sich beim Einkauf an, niemand kaufte mehr, als er seiner Meinung nach brauchte, und es gab keine Berichte über Chaos und Plünderungen, wie es leicht bei den meisten Katastrophen in anderen Ländern passiert.

Deshalb störte es mich am Montagmorgen sehr, auf der Titelseite einer Zeitung das Foto einer zerstörten japanischen Landschaft mit einer einzigen Frau zu sehen, die nur halb angezogen war, auf einem zerstörten Haus saß und untröstlich weinte. Die Not der Menschen, die ihre Häuser, ihre Lieben und ganze Städte verloren, muss unvergleichlich sein. Aber in seinem Kern ist der japanische Geist weit stärker als das ikonische Bild eines einsamen Opfers in einer Landschaft aus Trümmern.

Das japanische Volk wird als ganze Nation zusammenhalten und tut das jetzt auch schon. Sie werden sich erholen und wieder aufbauen – und die Dinge wahrscheinlich noch besser machen als vorher. Ihr wesentliches Merkmal in diesem Moment ist nicht ihr Leid, sondern ihre Stärke.

Artikel auf Englisch: Japan – Japanese at Heart

 



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