Kinderehe ab null Jahren: Demnächst in Bangladesch per Gesetz möglich

Kinderehe ab null Jahren: In Bangladesch wurde ein Gesetz verabschiedet, das dies möglich macht. 94 Prozent aller Mädchen Bangladeschs werden bereits unter 18 verheiratet.
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32-jähriger Mann, 15-jähriges Mädchen: In Bangladesch ist diese Kombination völlig üblich, was ein neues Gesetz umso heikler macht.Foto: Allison Joyce/Getty Images
Von 12. März 2017

In Bangladesch wird durch eine neue Gesetzeslücke die Kinderehe ab null Jahren möglich. Zwar sieht das neue „Gesetz zur Einschränkung der Kinderehe“ ein Mindestalter von 18 Jahren bei Frauen und 21 Jahren bei Männern vor. Es soll aber Ausnahmen geben. Im Klartext heißt das, Mädchen können „in speziellen Fällen“ wenn es ihrem „besten Interesse“ dient, unter 18 verheiratet werden. Da keinerlei Altersgrenze definiert wird, sinkt diese automatisch auf Null. Eine gerichtliche Zustimmung brauchen diese Ehen trotzdem.

Kinderehe ist dort normal

Ein Report von Human Rights Watch ergab 2015, das insgesamt 94 Prozent aller Mädchen minderjährig verheiratet werden: 29% aller Mädchen werden vor ihrem 15. Geburtstag verheiratet, 65% vor ihrem 18. Geburtstag. Bangladesch hat damit die zweithöchste Kinderehe-Rate der Welt.

Kinderschützer sagen, mit dem neuen Gesetz könne man Missbrauchs- und Vergewaltigungsopfer, die schwanger geworden sind, zur Heirat ihrer Peiniger zwingen. Ein Szenario, das wahrscheinlich ist.

Zum Schutz der „Ehre“

„Die Notwendigkeit, die ‚Ehre‘ von Mädchen zu schützen, die schwanger geworden sind, wurde von der Regierung Bangladeschs weithin als Grund für diese Bestimmung zitiert. Die Ehe ist jedoch nicht der beste Weg, heranwachsende Mädchen zu schützen“, kommentierte die Organisation „Girls not Brides“ laut „Independent“. Im Gegenteil, die Ehe setzte die Mädchen weiterem Schaden aus. Die meisten jungen Bräute brechen die Schule ab. Schwangere Mädchen zwischen 15-20 sterben in Bangladesch mit doppelt so großer Wahrscheinlichkeit bei einer Geburt wie Frauen, die über 20 sind. Mädchen unter 15 sterben sogar fünfmal häufiger bei einer Geburt, fand Human Rights Watch heraus.

„Wir sind besorgt, dass dieses neue Gesetz zur Verbreitung von Missbrauch führen könnte, dass es den Tatbestand Vergewaltigung legitimiert und es Eltern erlaubt, ihre Töchter zur Heirat ihrer Vergewaltiger zu zwingen“, so „Girls not brides“. Damit werde die Praktik der Kinderehe weiter gefördert in einem Land, das bereits eine der höchsten Kinderehe-Raten weltweit hat, so die Erklärung. Dass keine „Sonderfälle“ definiert worden seien, mache es noch heikler.

Die genaue Definition für „Sonderfälle“ würde noch bekannt gegeben, sagte Meher Afroze Chumki, Staatsministerin für Frauen und Kinderangelegenheiten laut „Dhaka Tribune“: „Wir werden die Gefängnisstrafe erhöhen für jeden, der dieses Gesetz verletzt oder missbraucht“, sagte sie. Auch Standesbeamte, die illegale Kinderheiraten durchführten, wolle man bestrafen.

Heiratsalter 18 wird „weitgehend ignoriert“

Ein Experte von Human Rights Watch (HRW) sagte: „Nichts kann die Tatsache ändern, dass dies ein zerstörerisches Gesetz ist“ Er sieht darin einen „verheerenden Schritt rückwärts“. Laut HRW wurde der Versuch der Regierung, das Heiratsalter für Mädchen auf 18 festzulegen, bereits „weitgehend ignoriert“. Auch das Regierungsversprechen, die Heirat von unter 15-jährigen Mädchen bis 2021 zu beenden, habe zu nichts geführt.

„Girls not brides“ forderte Bangladeschs Regierung dazu auf, lieber die Ursachen der Kinderehe zu bekämpfen, sowie Gesundheitswesen, Sexualerziehung, Empfängnisverhütung und Kinderbetreuung zu verbessern.

Das Gesetz wurde schon im vergangenen Monat vom Parlament in Bangladesch verabschiedet. Heute werden eventuelle Ergänzungen vorgenommen. In Kraft tritt es durch die Unterschrift des Präsidenten.



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