Die Kurden im Nordirak – ölreich und autonom

Im Nordirak verfügen die Kurden seit Jahrzehnten über weitgehende Autonomie. Dank ihres Ölreichtums und der relativen Stabilität und Sicherheit hat sie sich wirtschaftlich gut entwickelt.
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Kurdische Kämpfer in Syrien.Foto: Sedat Suna/Archiv/dpa
Epoch Times22. September 2017

Die irakische Kurdenregion im Nordirak verfügt seit Jahrzehnten über weitgehende Autonomie. Dank ihres Ölreichtums und der relativen Stabilität und Sicherheit hat sie sich wirtschaftlich gut entwickelt. Mit dem für Montag angesetzten Unabhängigkeitsreferendum sucht Kurdenpräsident Massud Barsani nun die Kraftprobe mit der Zentralregierung in Bagdad.

AUTONOM SEIT 1991

Die Kurdenregion verfügt seit dem ersten Golfkrieg 1991 de facto über Autonomie. Die Kurden hatten sich nach der Niederlage des Irak gegen Bagdad erhoben, woraufhin die USA und ihre Verbündeten zu ihrem Schutz eine Flugverbotszone im Nordirak verhängten. Ein Jahr später gründeten die Kurden ein Parlament und eine eigene Regierung.

Von 1994 bis 1998 waren diese Institutionen durch den blutigen Machtkampf zwischen der Demokratischen Partei Kurdistans (DPK) und der rivalisierenden Patriotischen Union Kurdistans (PUK) gelähmt. Unter der neuen Verfassung von 2005 wurde Kurdistan offiziell Autonomieregion, und DPK-Chef Massud Barsani wurde zum Präsidenten gewählt.

UMSTRITTENE GRENZEN

Mit 4,69 Millionen Einwohnern leben 15 bis 20 Prozent der irakischen Bevölkerung in der bergigen Autonomieregion, welche die Provinzen Erbil, Dohuk und Suleimanijeh umfasst. Neben Kurden leben in der Region auch turkmenische und arabische Minderheiten. Die Mehrheit der Bevölkerung gehört dem sunnitischen Islam an und spricht Kurdisch oder Arabisch.

Während des Konflikts mit der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) kamen hunderttausende Flüchtlinge ins Kurdengebiet. Zugleich dehnten die kurdischen Peschmerga-Milizen die Gebiete unter ihre Kontrolle aus. Erbil beansprucht von Bagdad die Kontrolle über mehrere Gebiete, darunter die ölreiche, ethnisch gemischte Provinz Kirkuk.

AUFSCHWUNG DANK ERDÖL

Die großen Ölreserven in den Kurdengebieten haben der Region einen wirtschaftlichen Aufschwung beschert. Allerdings sind die Kurden für den Export des Rohstoffs auf die Türkei angewiesen, da es mit Bagdad einen ungelösten Streit um die Aufteilung der Öleinnahmen gibt. Zudem sind die Einnahmen wegen des Verfalls des Ölpreises eingebrochen.

Es wird erwartet, dass Kurdenpräsident Barsani mit dem Referendum seine Verhandlungsposition gegenüber Bagdad stärken will, um mehr Rechte bei Ölförderung und beim Ölexport zu erreichen. Auch will er über die Kosten für die Peschmerga verhandeln, die durch den Anti-IS-Kampf in die Höhe gegangen sind und das Budget belasten.

KAMPFSTARKE TRUPPEN

Die kurdischen Peschmerga-Einheiten haben eine wichtige Rolle im Kampf gegen die IS-Miliz in der nördlichen Provinz Ninive gespielt. Sie sind ein wichtiger Verbündeter der internationalen Anti-IS-Koalition und werden von den USA mit Waffen und Ausbildern unterstützt. Auch die Bundeswehr bildet Peschmerga aus und schickte ihnen Waffen.

Allerdings sind auch die anderen ethnischen Gruppen in der Region bewaffnet. Es wird befürchtet, dass das Referendum die Spannungen zwischen den Volksgruppen anheizt. Insbesondere in der umstrittenen Provinz Kirkuk droht eine Eskalation, da Turkmenen und Araber den Volksentscheid und eine Abspaltung der Kurdenregion ablehnen. (afp)



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