La La Lauch

Epoch Times29. März 2017

Neben Pariser Bürgersteigen wachsen Lauchstangen, und am Fuße von Platanen schießen Gartenkräuter in die Höhe. Das Urban Gardening erobert die französische Hauptstadt. Und weil Grünflächen im dicht bebauten Paris eher Mangelware sind, suchen sich die Hobbygärtner Nischen am Straßenrand.

So versammelt sich an einem Samstagnachmittag eine Gruppe Pariser in der Rue de Charenton zur Gartenarbeit. Hier im Südosten der französischen Hauptstadt ist zwischen Straße und Bürgersteig auf einer Länge von 30 Metern ein Gemüsegarten entstanden. „Es ist super, die Hände in der Erde zu haben“, schwärmt die 59-jährige Armelle Lorier. „Man denkt nur an das, was man macht, man vergisst den ganzen Rest.“

Der zehnjährige Edmond findet die Gartenarbeit am Straßenrand sogar „besser als Videospiele“. „Zwei Freunde von mir sind mitgekommen, und sie finden Gartenarbeit genial.“ Der Junge hat auch schon von der eigenen Ernte kosten können. Den Salat fand er ein bisschen „sauer“, der Rest war aber „lecker“.

Seit knapp zwei Jahren verteilt das Pariser Rathaus Genehmigungen an Bewohner, die sich als Hobbygärtner versuchen und die Hauptstadt zugleich grüner machen wollen. „Wir haben zwei große Ziele“, sagt Pénélope Komitès von der Stadtverwaltung. „Wir wollen, dass mehr Natur in die Stadt kommt. Vor allem aber wollen wir den Parisern die Möglichkeit geben, einen neuen Blick auf den öffentlichen Raum zu werfen und sich diesen Raum wieder anzueignen.“

Das Rathaus hat einige einfache Regeln aufgestellt: Die Gartenprojekte dürfen den Verkehr nicht behindern, Pestizide sind untersagt, die Pflanzen müssen regionaler Herkunft sein und Bienen anziehen – und die Hobbygärtner müssen sich natürlich dauerhaft um ihr Projekt kümmern.

Im Gegenzug stellt das Rathaus Blumenerde und Samen zur Verfügung, Anfänger können sogar kostenlose Gartenkurse belegen. Bislang wurden 2500 Anträge für solche Projekte gestellt, von denen 1500 bewilligt wurden.

Ingrid Michel hat zusammen mit Mitstreitern Holzbänke und Blumenkästen um vier Bäume im 14. Pariser Bezirk aufgebaut. „Klick gemacht hat es, als wir von einem Wochenende auf dem Land zurückgekommen sind“, berichtet sie. „Meine vierjährige Tochter hat mir gesagt: ‚Ich mag Paris nicht, es gibt keine Bäume und keine Natur.'“

Jetzt wachsen in den Blumenkästen auf offener Straße Kräuter und Beeren. „Wir haben viel Minze, Petersilie, Himbeeren, Erdbeeren, Brombeeren, ganz viele verschiedene kleine Sachen“, zählt Michel auf. Zwar würden sich immer wieder Zigarettenstummel in der Blumenerde finden; alles in allem seien die Menschen aber viel rücksichtsvoller als erwartet.

Zurück in der Rue de Charenton. Michel Cerdan, Mitglied in einem Stadtteilkomitee, sieht den Gemüsegarten am Straßenrand als Beweis, dass eine „Utopie“ möglich ist. „Die Idee ist schön und begeistert die Menschen.“ 

Ganz so einfach ist es natürlich aber auch nicht, räumt Cerdan ein: „Im Winter kommt hier nicht ein Sonnenstrahl an, es ist kalt wie am Fuße einer Felswand. Im Sommer dagegen heizt sich der Teer auf 50 Grad auf. Man muss lernen, wo die Pflanzen wachsen können – das ist Landwirtschaft.“

Der Gemüsegarten bedeutet viel Arbeit und muss im Sommer jeden Tag mit 150 Litern Wasser gegossen werden. Doch Cerdan schwebt schon das nächste Projekt vor: ein Reisfeld am Straßenrand. Es wäre, sagt er, eine weltweite Premiere.

fs/yb



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