Libyen: Vom Westen unterstützte Einheitsregierung in Folter und Menschenhandel verwickelt
Die libyschen Behörden haben Haftbefehle gegen mehr als 200 mutmaßliche Mitglieder eines Menschenhändlerrings erlassen. Zudem wird der vom Westen unterstützen Einheitsregierung Menschenhandel und Folter vorgeworfen.

Flüchtlinge in Libyen.
Foto: TAHA JAWASHI/AFP/Getty Images
Die libyschen Behörden haben Haftbefehle gegen mehr als 200 mutmaßliche Mitglieder eines Menschenhändlerrings erlassen.
Die 205 Verdächtigen sollen Flüchtlinge gegen Geld nach Europa geschleust haben, zudem wird ihnen Folter, Mord und Vergewaltigung vorgeworfen, wie Seddik al-Sur, Chef der Ermittlungsbehörde, am Mittwoch sagte.
In dem Menschenhändlerring sollen demnach Mitglieder von Sicherheitsdiensten, Leiter von Flüchtlingslagern und Botschaftsmitarbeiter afrikanischer Staaten organisiert gewesen sein.
Die Schleppervereinigung hatte laut al-Sur direkte Verbindungen zur Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Diese bediene sich der Schleusernetzwerke, um von einem Land zum anderen zu gelangen, Unterschlupf zu finden und medizinische Versorgung zu bekommen.
Libysche Einheitsregierung in kriminelle Aktivitäten verstrickt
Indessen erhebt ein bisher unveröffentlichter UN-Bericht laut einer Vorabmeldung des ARD-Magazins „Monitor“ vom Donnerstag schwere Vorwürfe gegen Sicherheitskräfte der vom Westen anerkannten und unterstützen libyschen Einheitsregierung.
Die Rede sei von Folterungen, Menschenhandel und willkürlichen Verhaftungen von Flüchtlingen, begangen von der Special Deterrence Force (SDF), die dem Innenministerium unterstellt ist. Die SDF sei an „Entführungen und willkürlichen Verhaftungen von libyschen Bürgern und Ausländern beteiligt“, heißt es demnach in dem Bericht.
Seit dem Sturz von Libyens langjährigem Staatschef Muammar al-Gaddafi im Herbst 2011 herrscht Chaos in dem nordafrikanischen Land.
Libyen ist das Hauptdurchgangsland für Flüchtlinge aus afrikanischen Ländern, die über das Mittelmeer in die Europäische Union gelangen wollen. Vom Westen Libyens aus ist Italien nur etwa 300 Kilometer entfernt. Rom und Tripolis hatten im Dezember eine Kooperation im Kampf gegen Schlepper vereinbart. (afp/so)
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