Machtkampf in Venezuela spitzt sich zu – Ultimatum von EU-Staaten läuft ab

Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien, Niederlande und Portugal bestehen darauf, dass so bald wie möglich ein neuer Staatschef gewählt wird. Die EU bildete eine Kontaktgruppe zur Wahl eines neuen Präsidenten.
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Demonstranten gegen Maduro in den Straßen von Caracas am 2. Februar 2019 in Venezuela.Foto: Edilzon Gamez/Getty Images
Epoch Times3. Februar 2019

In Venezuela hat sich am Wochenende der Machtkampf zwischen Gegnern und Anhängern des Staatschefs Nicolás Maduro weiter zugespitzt. Das Ultimatum mehrerer EU-Staaten an Maduro, eine neuerliche Präsidentschaftswahl anzusetzen, sollte unterdessen um Mitternacht ablaufen. Andernfalls wollen die europäischen Länder wie zuvor schon die USA und andere Staaten Juan Guaidó als Übergangspräsidenten anerkennen.

Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien, Niederlande und Portugal bestehen darauf, dass so bald wie möglich ein neuer Staatschef gewählt wird. Das Parlament wird von der Opposition dominiert, Parlamentspräsident ist Guaidó.

Das erste Treffen der von der EU gebildeten internationalen Kontaktgruppe zur Wahl eines neuen Präsidenten findet am Donnerstag auf Ministerebene in Montevideo statt. Das gaben die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini und der uruguayische Präsident Tabaré Vázquez am Sonntag in einer gemeinsamen Erklärung bekannt.

Die französische Europaministerin Nathalie Loiseau sagte, sollte Maduro keine Anstalten zur Organisation einer Präsidentschaftswahl machen, werde Paris Guaidó als Interimsstaatschef anerkennen. Es sei dann an ihm, die Wahl anzusetzen. Die von Maduro angekündigte Parlamentswahl nannte die Ministerin eine „Farce“.

Guaidó kündigt weitere Großkundgebungen an

Guaidó sagte am Samstag in seiner Rede vor dem EU-Sitz in Caracas, der Februar werde im Machtkampf „entscheidend“ sein. Es werde weitere Großkundgebungen geben, etwa am 12. Februar, der in Venezuela als Tag der Jugend gefeiert wird.

Auftrieb bekam die Opposition durch das Überlaufen eines ranghohen Militärvertreters. Der Luftwaffengeneral Francisco Yánez prangerte in einem in den Online-Netzwerken veröffentlichten Video Maduros „diktatorische“ Amtsführung an und erklärte, dass er Guaidó als Übergangspräsidenten anerkenne.

John Bolton, der Sicherheitsberater von US-Präsident Donald Trump, reagierte darauf über Twitter mit der Bemerkung, „alle Mitglieder des Militärs“ sollten Yánez‘ Beispiel folgen. In einem später veröffentlichten Video erklärte auch der ehemalige Generalkommandeur der Luftwaffe, Jorge Oropeza, seine Unterstützung für Guaidó.

Die Armee in ihrer Gesamtheit steht derzeit weiterhin zum Staatschef. Dieser kündigte in seiner Rede eine Aufstockung der Armee durch zehntausende zivile Milizionäre an.

Hilfslieferungen aus Brasilien und Kolumbien – Maduro nennt sie „Trojanisches Pferd“

Guaidó kündigte baldige humanitäre Hilfslieferungen aus Brasilien und Kolumbien an. Für die Hilfsgüter würden in den kommenden Tagen grenznahe Sammelstellen in den beiden Nachbarstaaten und „auf einer Karibikinsel“ eingerichtet. Er appellierte an das Militär, die Hilfslieferungen ins Land zu lassen.

Maduro lehnt die Lieferungen ab; er sieht diese als „trojanisches Pferd“ für eine Militärintervention aus dem Ausland an. Seine Gegner schmähte er als „Bettler des Imperialismus“. Sie würden „ihre Heimat für 20 Millionen Dollar verkaufen“, fügte er in Anspielung an die von Guaidó genannte Summe für die humanitäre Hilfe aus den USA hinzu.

Trotz enormen Ölreichtums hat Venezuela einen jahrelangen wirtschaftlichen Niedergang hinter sich. In dem Land herrscht Hyperinflation. Selbst Artikel des täglichen Grundbedarfs sind kaum mehr zu kaufen. Seit 2015 haben rund 2,3 Millionen Venezolaner ihr Land verlassen. (afp)



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