Mehr als hundert Festnahmen bei Protesten zum 1. Mai in Istanbul

Bei Protesten zum Tag der Arbeit sind in Istanbul über hundert Menschen festgenommen worden. Sie hatten versucht, trotz eines Demonstrationsverbots auf den zentralen Taksim-Platz zu gelangen. Der Platz wurde weiträumig abgeriegelt.
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1. Mai-Proteste in der Türkei niedergeschlagen.Foto: BULENT KILIC/AFP/Getty Images
Epoch Times1. Mai 2019

Bei Protesten zum Tag der Arbeit sind in Istanbul mehr als 120 Menschen festgenommen worden. Sie hatten versucht, trotz eines Demonstrationsverbots auf den zentralen Taksim-Platz zu gelangen, wie die Polizei am Mittwoch mitteilte. Der Platz war weiträumig abgesperrt. AFP-Korrespondenten sahen, wie Demonstranten an mehreren Orten der Innenstadt von der Polizei mit Gewalt gepackt und in Bussen fortgebracht wurden.

Die offizielle Kundgebung zum 1. Mai fand am Nachmittag im Bezirk Bakirköy statt, doch auf dem Taksim-Platz waren Proteste wie in den vergangenen Jahren verboten. Der symbolträchtige Platz und die angrenzende Istiklal-Straße waren mit Barrikaden abgesperrt, und Polizisten sicherten mit Panzerwagen und Wasserwerfern die Zugänge in den Nebenstraßen. Die gewöhnlich stark belebte Einkaufsstraße war komplett verlassen.

Auf dem Taksim-Platz waren bei einer Kundgebung zum 1. Mai 1977 dutzende Menschen getötet worden, als Unbekannte von umliegenden Häusern das Feuer auf die Menge eröffneten. Im Jahr 2010 gab es erstmals wieder eine Kundgebung auf dem Platz, doch ist er seit 2012 erneut für Proteste gesperrt. Linke Gruppen versuchen dennoch jedes Jahr, auf den Platz zu gelangen, was regelmäßig zu Zusammenstößen führt.

Die politische Situation in der Bosporus-Metropole ist dieses Jahr besonders angespannt: Nach dem Wahlsieg des Oppositionskandidaten Ekrem Imamoglu bei der Bürgermeisterwahl am 31. März hat die regierende AKP von Präsident Recep Tayyip Erdogan die Annullierung und Wiederholung des Urnengangs gefordert. Die Wahlkommission soll am kommenden Montag über den Antrag auf Neuwahlen entscheiden.

Zudem kämpft die Türkei seit Monaten mit einer Wirtschaftskrise. Gerade in den großen Städten wie Ankara und Istanbul leiden die Einwohner unter dem starken Anstieg der Lebenshaltungskosten. Teilnehmer der Kundgebung in Bakirköy zeigten sich besorgt über die hohe Inflation und steigende Arbeitslosigkeit. „Die Leute können nicht länger vom Mindestlohn leben. Dies ist eine sehr schwierige Zeit“, sagte die Demonstrantin Selma Ergün.

Im Süden der Türkei kamen unterdessen bei einem Verkehrsunglück fünf Menschen ums Leben, die an der 1.-Mai-Kundgebung in Sanliurfa teilnehmen wollten. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete, wurden zwölf weitere Menschen verletzt, als ihr Kleinbus in der Provinz Kahramanmaras auf dem Weg in die südtürkische Stadt verunglückte. Wegen des Unfalls brachen die Organisatoren die Kundgebung in Sanliurfa vorzeitig ab. (afp)



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