Mindestens 131 Tote bei Fährunglück auf dem Victoriasee

Beim Kentern einer Fähre sind mindestens 131 Menschen ums Leben gekommen. Tansanias Präsident John Magufuli sprach von "Fahrlässigkeit" und ordnete die Festnahme der Fährbetreiber an.
Titelbild
Ein Rettungsteam auf dem Victoriasee.Foto: PETER BUSOMOKE/AFP/Getty Images
Epoch Times21. September 2018

Tragisches Unglück auf dem Victoriasee: Beim Kentern einer Fähre sind in Ostafrika mindestens 131 Menschen ums Leben gekommen. Helfer aus Tansania suchten am Freitagabend mit allen Kräften nach Überlebenden, doch die Chancen auf Rettung schwanden nach der Tragödie vom Vortag. Tansanias Präsident John Magufuli sprach in einer Fernsehansprache von „Fahrlässigkeit“ und ordnete die Festnahme der Fährbetreiber an.

Die Unglücksursache war zunächst unklar, doch Augenzeugen zufolge war das Schiffs heillos überladen.

Magufuli rief eine viertägige Staatstrauer aus und erklärte, dass mindestens 131 Menschen bei dem Unglück im südlichen Teil des Sees gestorben seien. Zuvor hatte das Verkehrsministerium die Opferzahl mit 126 angegeben. „Es scheint klar, dass die Fähre überladen war“, sagte der Präsident. Die Festnahmen „aller in die Geschäftsführung Involvierten“ hätten bereits begonnen. Die Opposition warf der Regierung „Nachlässigkeit“ vor.

Die Suche dauert an

Es war zunächst unklar, wie viele Menschen sich an Bord der Fähre „Nyerere“ befanden, als das Schiff nur rund 50 Meter vom Anleger in Ukara entfernt kenterte. Rumpf und Schiffsschrauben ragten noch aus dem Wasser. Der Gouverneur der Region Mwanza, John Mongella, gab die Zahl der Überlebenden mit 40 an. Die Suche dauere zwar an, doch die Hoffnung, weitere Überlebende zu finden schwinde.

Augenzeugen sagten der Nachrichtenagentur AFP, die Passagiere hätten an Deck zu einer Seite gedrängt, als sich das Boot dem Anleger näherte. Das Unglück ereignete sich am Donnerstag. Über Nacht wurden die Rettungsarbeiten, an denen Polizei- und Marinetaucher beteiligt waren, unterbrochen.

Der Chef des Distrikts Ukerewe, George Nyamaha, sagte, an Bord seien mehr als hundert Menschen gewesen. Augenzeugen sprachen dagegen von mehr als 200 Menschen, die in Bugolora an Bord der Fähre gegangen seien – damit wäre das Fassungsvermögen des Schiffes um mehr als das Doppelte überschritten gewesen.

Die Betreiber, die Elektrik-, Mechanik- und Service Agentur, konnte keine genauen Angaben zur Zahl der Passagiere machen. Zudem hatte die „MV Nyerere“ Säcke mit Mais, Bananen und Zement geladen.

Oft sind die Fähren überladen – und wer kann schwimmen?

„Ich habe weder von meinem Vater noch von meinen jüngeren Bruder etwas gehört, die auf der Fähre waren“, sagte Domina Maua, die ihre Angehörigen vermisste. „Sie waren zum Markt in Bugolora gefahren, um eine Schuluniform und andere Sachen für das neue Schuljahr zu kaufen.“ Eine andere ältere Frau hatte bereits eine Todesnachricht erhalten: „Mein Sohn ist unter den geborgenen Leichen. Er war mit seiner Frau unterwegs, aber sie ist bis jetzt nicht gefunden worden.“

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kondolierte Magufuli am Freitag in einem Telegramm. Sie habe die Nachricht von dem Fährunglück „mit tiefer Betroffenheit aufgenommen“, hieß es darin. Die Kanzlerin drückte „den Bürgerinnen und Bürgern Tansanias meine aufrichtige Anteilnahme und mein tief empfundenes Mitgefühl“ aus.

Auf dem Victoriasee ereigneten sich bereits mehrere schwere Schiffsunglücke. Überladung ist dabei immer wieder eine der Ursachen. Im Jahr 1996 etwa waren beim Untergang einer Fähre im tansanischen Teil des Sees schätzungsweise tausend Menschen ertrunken. Mit einer Fläche von rund 68.800 Quadratkilometern ist der Victoria-See einer der größten Seen der Erde. Er liegt zwischen Tansania, Kenia und Uganda. (afp)



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