Mindestens 25 Tote bei Doppelanschlag in Kabul – Zehn Journalisten bei Anschlägen getötet

Afghanistan ist von einer Attentatsserie heimgesucht worden. Insgesamt starben am Montag zehn Journalisten bei Anschlägen in Afghanistan. Weiterhin kamen mindestens 25 Menschen in Kabul ums Leben, darunter elf Kinder.
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Sicherheitskräfte stehen nach einer Explosion in Kabul in einer Rauchwolke. Bei zwei Explosionen in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind zahlreiche Menschen getötet worden.Foto: Massoud Hossaini/dpa
Epoch Times30. April 2018

Afghanistan ist am Montag von einer Attentatsserie heimgesucht worden. Bei einem Doppelanschlag in der Hauptstadt Kabul wurden nach Angaben der Behörden mindestens 25 Menschen getötet, unter ihnen ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP. Im Süden des Landes verübte ein Selbstmordattentäter einen Anschlag auf einen Nato-Konvoi. Dabei wurden mindestens elf Kinder getötet, die sich um den Konvoi geschart hatten.

In Kabul sprengte sich ein Selbstmordattentäter auf einem Motorrad am Morgen nahe dem Sitz des Geheimdienstes NDS in die Luft und tötete mehrere Menschen. Als Journalisten zum Anschlagsort eilten, sprengte sich ein zweiter Selbstmordattentäter in die Luft. Dabei wurden die Journalisten getötet, unter ihnen der AFP-Cheffotograf in Kabul, Shah Marai. Die fünf anderen Reporter arbeiteten für die afghanischen Fernsehsender 1TV, Tolo News und Dschahan TV.

Insgesamt starben am Montag zehn Journalisten bei Anschlägen in Afghanistan. Reporter Ohne Grenzen sprach vom blutigsten Tag für Journalisten in dem Land seit dem Sturz der Taliban 2001.

Die beiden Anschläge in der Hauptstadt Kabul erfolgten in kurzem Abstand und waren offenbar aufeinander abgestimmt. Zunächst sprengte sich ein Selbstmordattentäter auf einem Motorrad nahe dem Sitz des Geheimdienstes NDS in die Luft und tötete mehrere Menschen. Als Journalisten zum Anschlagsort eilten, sprengte sich ein zweiter Selbstmordattentäter in die Luft.

Dabei wurden neun Journalisten getötet, unter ihnen der AFP-Cheffotograf in Kabul, Shah Marai. Neben dem AFP-Fotografen starben laut Reporter Ohne Grenzen Mitarbeiter für die afghanischen Fernsehsender 1TV, Tolo News und Maschal TV sowie von Radio Azadai, dem afghanischen Ableger des US-Senders Radio Free Europe.

Reporter Ohne Grenzen warf den Tätern vor, mit der zweiten Explosion am Anschlagsort „bewusst auf die Presse gezielt“ zu haben.

Selbstmordattentäter tarnte sich als Journalist

49 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt, wie das Innenministerium mitteilte. Zu der Tat bekannte sich die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS).

„Der Attentäter hat sich als Journalist getarnt und sich in der Menge in die Luft gesprengt“, sagte der Polizeisprecher Haschmat Staniksai. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen hatte er zur Tarnung eine Kamera dabei.

Marai arbeitete seit 1996 für AFP. Er fing als Fahrer an und fotografierte zunächst nur nebenbei. Unter anderem berichtete er über die Herrschaft der islamistischen Taliban in Afghanistan und den Einmarsch der US-Truppen im Jahr 2001. Ab 2002 arbeitete er hauptberuflich als Fotograf für AFP und wurde Cheffotograf im Kabuler Büro. Marai hinterlässt sechs Kinder, darunter eine neugeborene Tochter.

„Ich habe mir das Fotografieren selbst beigebracht, darum versuche ich mich ständig zu verbessern“, schrieb Marai 2015 über sich selbst. „Jetzt erscheinen meine Fotos auf der ganzen Welt.“

AFP-Informationsdirektorin Michèle Léridon äußerte sich bestürzt über Marais Tod. Sie würdigte Marais „außergewöhnliche Kraft“, seinen Mut und seine Großzügigkeit. Er habe mit Feingefühl und Professionalität über oftmals „traumatische und schreckliche Ereignisse“ berichtet. Sein Tod sei ein „verheerender Schlag“ für die mutigen Kollegen im Kabuler Büro und die Agentur insgesamt. Auch afghanische Behördenvertreter und Journalisten reagierten mit Trauer und Bestürzung.

Der afghanische IS-Ableger Provinz Chorasan erklärte in einer Mitteilung im Messengerdienst Telegram, ein Attentäter mit einer Sprengstoffweste habe die Sicherheitskräfte und Journalisten „überrascht“, die nach dem ersten Attentat zum Tatort gekommen seien.

Ein weiterer BBC-Reporter wurde bei einem anderen Angriff im Osten getötet

Bei einem Angriff im Osten Afghanistans ist am Montag ein Reporter des britischen Rundfunksenders BBC getötet worden. In einer in Kabul veröffentlichten Mitteilung informierte der Sender über den Tod des afghanischen Reporters Ahmad Shah. Der Angriff habe sich in der afghanischen Provinz Chost ereignet.

Der letzte schwere Anschlag in Kabul hatte sich in der vergangenen Woche ereignet: Ein Selbstmordattentäter sprengte sich vor einem Zentrum zur Registrierung von Wählern in die Luft und riss 60 Menschen in den Tod. Auch zu diesem Anschlag bekannte sich der IS.

Den Anschlag auf den Nato-Konvoi verübte ein Selbstmordattentäter in der Nähe des Flughafens im südafghanischen Kandahar. Nach  Behördenangaben tötete er mindestens elf Kinder. 16 weitere Menschen wurden demnach verletzt, unter ihnen fünf rumänische Soldaten und zwei afghanische Polizisten.

Zunächst war unklar, wer hinter dem Sprengstoffattentat steckt. Neben dem IS verüben auch die Taliban immer wieder blutige Anschläge. Die Taliban-Kämpfer hatten vor einiger Zeit ihre jährliche Frühjahrsoffensive gestartet. (afp)



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