Missbrauchsskandal in Chile: Justiz ermittelt gegen 158 Geistliche und Laien – 266 Kinder und Erwachsene missbraucht

Die chilenische Justiz ermittelt im Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche gegen 158 Geistliche und Laien. In den Ermittlungen geht es um den Missbrauch von 266 Kindern und Erwachsenen, wie die Staatsanwaltschaft am Montag mitteilte.
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Protest gegen sexuellen Missbrauch in der chilenischen Kirche.Foto: MARTIN BERNETTI/AFP/Getty Images
Epoch Times24. Juli 2018

Die Justiz in Chile ermittelt im Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche des Landes gegen 158 Geistliche und Laien. In den Ermittlungen geht es um den sexuellen Missbrauch von 266 Kindern und Erwachsenen, wie die Staatsanwaltschaft am Montag mitteilte. Unter den mutmaßlichen Opfern waren demnach 178 Kinder und Jugendliche. Die Vorwürfe reichen den Angaben zufolge bis ins Jahr 1960 zurück.

Unter den Verdächtigen seien Männer, die zum Zeitpunkt der mutmaßlichen Tat Priester, Bischöfe oder auch Mönche gewesen seien, sagte Staatsanwalt Luis Torres. Auch gegen Mitarbeiter in religiösen Schuleinrichtungen werde ermittelt.

Derzeit sind noch 36 Ermittlungen anhängig, 108 wurden abgeschlossen. In 23 Fällen wurden Strafmaßnahmen verhängt, ein Fall endete straffrei. Opferorganisationen sprechen unterdessen von hohen Dunkelziffern und sehen in den Verfahren lediglich die Spitze des Eisbergs.

Im Zusammenhang mit dem Skandal um Kindesmissbrauch hatten im Mai dutzende Bischöfe des Landes geschlossen ihren Rücktritt eingereicht. Bislang nahm Papst Franziskus den Rücktritt von fünf von ihnen an.

Zahlreichen ranghohen Kirchenvertretern wird vorgeworfen, den Kindesmissbrauch durch den ehemaligen Priesterausbilder Fernando Karadima in den 80er und 90er Jahren ignoriert oder vertuscht zu haben.

Darunter ist der ehemalige Bischof Juan Barros, dessen Rücktritt Papst Franziskus im Juni angenommen hatte. Der Papst hatte Barros 2015 trotz der gegen ihn erhobenen Vorwürfe zum Bischof von Osorno ernannt. Anfang des Jahres nahm er den 61-Jährigen Barros außerdem bei einem Chile-Besuch öffentlich in Schutz. Davon rückte er später wieder ab.

Carlos Claret von der Osorno-Laienorganisation, die gegen Barros‘ Ernennung auftrat, sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Arbeit der Staatsanwaltschaft sei „zweifellos sehr positiv“. Doch wenn sie angebe, gegen 158 Geistliche und Laien zu ermitteln, scheine ihm diese Zahl zu niedrig gegriffen. Die chilenische Bischofskonferenz habe schon 2007 von der Verwicklung mindestens 120 Geistlicher in Missbrauchsfälle gewusst.

Im April hatte der Papst „schwere Fehler“ im Umgang mit dem Missbrauchsskandal eingeräumt. Er äußerte „Scham“ und „Schmerz“ angesichts des Leidens der Missbrauchsopfer. (afp)



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