Mit seinem grünen Lastwagen der „Hölle entkommen“

Nach dem Einsturz einer Autobahnbrücke in Genua hat die italienische Regierung einen zwölfmonatigen Ausnahmezustand für die Hafenstadt verhängt. Ein 37-jähriger Genuese schildert seine Erfahrungen. Er war in dem grünen LKW, der kurz vor dem Abgrund anhielt.
Titelbild
Nach der Katastrophe von Genua: Autobahn ins Nichts.Foto: Luca Zennaro/ANSA/AP/dpa
Epoch Times15. August 2018

Nach dem Einsturz der Autobahnbrücke in Genua mit Dutzenden Todesopfern ging dieses Bild um die Welt: Nur wenige Meter vor dem Abgrund steht ein grüner Lastwagen und sieht seltsam unbeschadet aus. Der Fahrer des Lkw kann es selbst kaum fassen, dass er das Unglück vom Dienstag überlebte, wie er der Zeitung „Corriere della Sera“ erzählte.

Zum Zeitpunkt des Einsturzes habe es ein Unwetter gegeben, sagte der 37-jährige Genuese. „Es regnete, es regnete sehr, und schnell fahren war nicht möglich. Als mich ein Auto überholte, habe ich verlangsamt, denn es war unmöglich bei diesem Regen zu bremsen, man sah nicht viel“, sagte der noch unter Schock stehende Fahrer.

Dann habe plötzlich alles gewackelt. „Das Auto vor mir ist verschwunden. Die Wolken schienen es verschluckt zu haben“, berichtete der Fahrer des grünen Lastwagens, dessen Name in dem Bericht nicht genannt wurde. Als er aufgeblickt habe, habe er den Brückenabschnitt vor ihm einstürzen sehen.  „Als ich mich vor der Leere befand, habe ich instinktiv den Rückwärtsgang eingelegt, als wollte ich versuchen, dieser Hölle zu entkommen.“ Wie viele Meter er zurücksetzte, konnte der Mann nicht sagen.

Der marokkanische Lastwagenfahrer Afifi Idriss befand sich dahinter. „Ich habe gesehen, wie der grüne Laster anhielt und rückwärts fuhr. Ich habe angehalten, den Lkw zugemacht, und dann bin ich weggelaufen“, sagte der 39-Jährige der Nachrichtenagentur AFP.

Am Mittwochabend stand der grüne Laster noch immer vor dem Abgrund. Weiter unten suchten hunderte Helfer inmitten von Beton- und Eisentrümmern nach Überlebenden des Unglücks vom Dienstag, bei dem mehr als 30 Fahrzeuge in die Tiefe stürzten und mindestens 39 Menschen starben.

Italienische Regierung verhängt zwölfmonatigen Ausnahmezustand

Nach dem Einsturz einer Autobahnbrücke in Genua hat die italienische Regierung einen zwölfmonatigen Ausnahmezustand für die Hafenstadt verhängt. Bei einer Krisensitzung des Ministerrates am Mittwoch in Genua sei außerdem eine Soforthilfe von fünf Millionen Euro freigegeben worden, sagte Ministerpräsident Giuseppe Conte anschließend bei einer Pressekonferenz.

Bei dem Einsturz der viel befahrenen Morandi-Brücke am Dienstag waren nach neuen Angaben mindestens 39 Menschen ums Leben gekommen. Rettungskräfte setzten am Mittwoch die Suche nach möglichen weiteren Opfern fort. Die Autobahnbrücke war Teil der sogenannten Blumenautobahn A10, einer auch von zahlreichen Touristen genutzten wichtigen Verkehrsachse an der italienischen Riviera, die Genua mit Ventimiglia an der französischen Grenze verbindet.

Die Regierung machte den Autobahnbetreiber Autostrade per l’Italia für das Unglück verantwortlich. Als Konsequenz aus dem Einsturz hatte Italiens Innenminister noch am Dienstag massive Investitionen in die marode Infrastruktur seines Landes in Aussicht gestellt. Er machte deutlich, dass er sich dafür nötigenfalls auch über die Stabilitäts- und Schuldenregeln in der EU hinwegsetzen würde. (afp)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion