Nahles: Arbeitnehmer müssen sich besser auf Industrie 4.0 vorbereiten

Aus Sicht der Bundesarbeitsministerin führt der digitale Wandel nicht automatisch zu einem Beschäftigungsproblem: "Wenn es gelingt, die Menschen für berufliche Veränderungen zu qualifizieren, und etwaige Produktivitätsgewinne dazu führen, dass neue Produkte und Dienstleistungen nachgefragt werden, gehe ich von einem Zuwachs an Arbeitsplätzen aus."
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Andreas NahlesFoto: Adam Berry/Getty Images
Epoch Times22. September 2016

Nach Ansicht von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) sind die Menschen in Deutschland nicht ausreichend auf Veränderungen durch die Digitalisierung der Arbeitswelt, der sogenannten Industrie 4.0, vorbereitet: „Viele sind noch im Dornröschenschlaf. Momentan haben wir noch wenig Bewusstsein für den Wandel“, sagte Nahles „Zeit Online“. Zwar gingen die meisten Studien für Deutschland nicht von massiven Beschäftigungsverlusten aus.

Grundsätzlich sei es aber richtig, „dass viele monotone und automatisierbare Tätigkeiten wegfallen werden“, sagte die Ministerin. Bei Banken und Versicherungen führe das schon jetzt zu Veränderungen, teilweise auch zu Entlassungen. Deshalb dürfe man aber „nicht in Angststarre verfallen“, sagte Nahles.

Unternehmen, bei denen Veränderungen anstünden, müssten diese kommunizieren. „Das ist eine Frage der Fairness.“ Es sei wichtig, dass sich jeder Arbeitnehmer damit befasse, welche Veränderungen in seiner Branche wahrscheinlich seien. „Konkret: Wenn ich in einer Bank oder einer Versicherung arbeite, ist eine unabhängige Weiterbildungsberatung sinnvoll, weil in diesen Branchen die regelhaften Prozesse automatisiert werden“, sagte Nahles. Weiterbildung gelinge am besten durch Lernen im Betrieb.

Nahles kündigte an, die Bundesagentur für Arbeit „kontinuierlich zur Bundesagentur für Arbeit und Qualifizierung auszubauen, sie als Partner und Moderator der Veränderungsprozesse zu etablieren“. Aus Sicht der Bundesarbeitsministerin führt der digitale Wandel aber nicht automatisch zu einem Beschäftigungsproblem: „Wenn es gelingt, die Menschen für berufliche Veränderungen zu qualifizieren, und etwaige Produktivitätsgewinne dazu führen, dass neue Produkte und Dienstleistungen nachgefragt werden, gehe ich von einem Zuwachs an Arbeitsplätzen aus.“

Ein bedingungsloses Grundeinkommen lehnte Nahles erneut ab. Sie kenne kaum ein anderes Land, das besser gerüstet wäre, die Transformation zur Industrie 4.0 erfolgreich zu bewältigen. „Wir sollten uns darauf konzentrieren, den Sozialstaat so zu reformieren, dass er buntere und gebrochene Erwerbsbiografien besser absichert. Das ist zielgenauer und auch realistischer finanzierbar“, sagte die SPD-Politikerin. Im November will Nahles ein Weißbuch zum Thema Arbeiten 4.0 vorlegen.

Darin werde sie Vorschläge machen, „wie wir mit den Herausforderungen des digitalen Wandels in der Arbeitswelt in den nächsten Jahren umgehen wollen“. Ein Thema werde die Arbeitszeit sein. Ziel sei es, hier einen Rahmen zu geben, in dem sich Arbeitgeber und -nehmer freier bewegen könnten. Es gehe „nicht nur um die Stundenzahl, sondern auch darum, selbst mitzubestimmen, wann ich arbeite. Manchmal würde ja schon eine halbe Stunde morgens helfen, um das Kind besser zur Kita bringen zu können“.

(dts Nachrichtenagentur)



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