Nahostexperte befürchtet Eskalation in Syrien: USA suchen Konfrontation mit Russland

Die Situation in Syrien droht zu eskalieren, meint der Nahostexperte Dr. Michael Lüders. Vor allem, weil es an mäßigenden Stimmen fehle. Denn alle scheinen sich einig zu sein: Russland sei die Inkarnation des Bösen, so Lüders.
Titelbild
Ein Luftangriff auf eine Stadt in Syrien (Symbolbild)Foto: Gokhan Sahin/Getty Images
Epoch Times13. April 2018

Droht eine Eskalation in Syrien? Der Nahostexperte Dr. Michael Lüders befürchtet dies. Sollten die USA angreifen, „dann haben wir ein großes Problem“, meinte er am Mittwoch im Fernsehsender „Phoenix“.

Denn Russland werde reagieren und nicht nur alle Raketen abschießen, sondern auch die Quelle des Angriffs ausschalten – sprich ein US-Kriegsschiff, so Lüders.

Wenn Russland und die USA direkt aufeinander schießen, könnten die Vereinigten Staaten den NATO-Verteidigungsfall ausrufen, was alle NATO-Bündnispartner auf den Plan rufen wird.

Die Situation in Syrien kann jederzeit eskalieren und man mag sich nicht vorstellen, was passiert, wenn tatsächlich Russen und Amerikaner aufeinander schießen.“

Giftgasangriff in Ost-Ghuta kann wahr aber auch Fake News sein

Was den Giftgasangriff in Syrien anbelangt, sei es schwierig zu beurteilen, was wirklich vorgefallen ist, sagte Lüders. 

Es ist denkbar, dass es einen solchen Giftgasangriff gegeben hat. Es kann aber auch Fake News sein, wir wissen es nicht“, so der Sicherheitsexperte.

Eine UN-Delegation soll das untersuchen, doch die USA, Großbritannien und Frankreich seien nicht gewillt die Untersuchungsergebnisse abzuwarten. Es gehe ihnen auch nicht um die Ergebnisse, so Lüders. Sondern darum, den Stellvertreterkrieg in Syrien zu verschärfen.

Schließlich sei die syrische Armee zum Zeitpunkt des Giftgasangriffes auf der Zielgeraden gewesen – 95 Prozent von Ost-Ghuta waren zurückerobert. Warum sollte Assad just in dem Moment ein Risiko eingehen, wo er doch um die Reaktionen wissen musste, fragte der Nahostexperte.

Russland gewann Stellvertreterkrieg bereits 2016 – USA konnten es nicht verkraften

Laut Lüders hat Russland den Stellvertreterkrieg bereits im Dezember 2016 gewonnen. Da eroberte Assad Ost-Aleppo.

Das war die letzte große Metropole in Händen der Aufständischen, wie sie gerne genannt werden, dabei handelt es sich meistens um dschihadistische Rebellen aus dem Umfeld von dem Islamischen Staat oder von Al-Qaida“, erklärt der Sicherheitsexperte.

Die USA konnten den „Sieg“ Russlands auf syrischem Gebiet nicht verkraften, so Lüders. „Jetzt haben die eine ganz gefährliche Eskalation und es fehlt Sinn und Verstand in der amerikanischen Planung“, ergänzt er.

„Russland hat geschworen, alle Raketen abzuschießen, die auf Syrien abgefeuert werden. Mach‘ Dich bereit, Russland, denn sie werden kommen […]“, twitterte Trump am Mittwoch.

Dies zeige, dass es in Washington starke Kräfte gebe, „die nicht daran interessiert sind, zu deeskalieren, sondern man sucht die Konfrontation, zum einen mit Russland, zum anderen mit dem Iran“, meinte Lüders im Phoenix.

Vor allem fehle es an mäßigenden Stimmen. Trump habe sich mit Hardlinern und Scharfmachern mit Blick auf Russland und den Iran umgeben. Dies könnte dazu führen, dass Trump Mitte Mai das Atom-Abkommen mit dem Iran aufkündigt, was eine neue militärische Auseinandersetzungen in Syrien zur Folge hätte, befürchtet der Nahostexperte.

Diese würden einerseits zwischen den USA und Russland stattfinden, andererseits zwischen Israel und dem Iran, so Lüders. 

Keine mäßigenden Stimmen in Europa

Könnte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron eine mäßigende Stimme sein, fragte der Moderator der Sendung. Dies verneinte Lüders. Denn Macron habe sich der amerikanischen und britischen Linie angeschlossen – alle scheinen sich einig zu sein: Russland sei die Inkarnation des Bösen, so der Sicherheitsexperte.

„Und da es keine diplomatischen Kontakte mehr zu geben scheint, anders als zur Zeit von Willy Brandt etwa, oder Helmut Kohl, rasen hier zwei Züge ungebremst aufeinander zu“, fügte er hinzu.

Das kurze Interview mit Dr. Michael Lüders (5:28 Minuten):

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(as)

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