Friedensnobelpreis: Kolumbiens Präsidenten Santos wird ausgezeichnet

Ende November schrieb Kolumbien Geschichte: Nach über 50 Jahren machten Regierung und Farc den Weg frei für ein Ende des Guerillakrieges. Für seine Rolle in dem Friedensprozess nimmt Präsident Santos nun den Nobelpreis in Empfang.
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Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos erhält den Friedensnobelspreis 2016.Foto: TOBIAS SCHWARZ/AFP/Getty Images
Epoch Times10. Dezember 2016

Für seinen Einsatz zur Beendigung des jahrzehntelangen Bürgerkrieges in Kolumbien ist Präsident Juan Manuel Santos am Samstag mit dem Friedensnobelpreis 2016 ausgezeichnet worden.

„Den meisten von uns erschien Frieden wie ein unmöglicher Traum“, sagte der Preisträger bei der Zeremonie in Oslo. Jetzt hätten die Kolumbianer das Unmögliche möglich gemacht. Er nehme den Preis im Namen seines Volks und der vielen Opfer des Krieges entgegen.

Kurz vor der Verleihung war der historische Friedensvertrag zwischen der kolumbianischen Regierung und der Farc-Guerilla beschlossen worden. Ein erster Versuch, das Abkommen durchzusetzen, war im Oktober an dem Nein des Volkes bei einem Referendum gescheitert. Diese Ablehnung sei für ihn genauso überraschend gekommen wie die Zuerkennung des Nobelpreises vier Tage später, sagte Santos. Die Auszeichnung nannte der Präsident „ein Geschenk des Himmels“.

Mit dem neuen Vertrag zwischen Farc und Regierung sei „der älteste und letzte bewaffnete Konflikt der westlichen Hemisphäre“ beigelegt. In dem Bürgerkrieg waren seit 1964 über 220 000 Menschen gestorben, Millionen wurden vertrieben. „Dank dieses Abkommens können wir sagen, dass der amerikanische Kontinent – von Alaska bis Patagonien – friedliches Land ist“, sagte Santos.

Versöhnung geschieht nicht über Nacht

„Es ist immer noch ein langer Weg zu gehen“, mahnte Nobeljurorin Berit Reiss-Andersen bei der Feier, zu der auch einige Opfer des Bürgerkriegs kamen. „Nach 50 Jahren des bitteren Konflikts geschieht die Versöhnung nicht über Nacht.“

Den Friedensprozess in Gang zu bringen, bei dem der Präsident „eine treibende Kraft“ gewesen sei, habe „erheblichen politischen Mut und große Ausdauer“ erfordert. Der Preis sei auch „als Tribut an das kolumbianische Volk gedacht – ein Volk, das die Hoffnung auf Frieden trotz großer Nöte und unzähliger Ungerechtigkeiten nie aufgegeben hat“.

Unter den Gästen war die frühere Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt, die von der Farc entführt worden war. Vertreter der Farc waren nicht bei der Feier dabei. Santos hatte aber einen ihrer Verhandlungsführer eingeladen.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier erklärte, er wünsche sich, dass der Preis Santos „Kraft und Ansporn gibt, weiterhin mit vollem Einsatz für einen dauerhaften Frieden in Kolumbien zu arbeiten“. Jetzt gelte es, „keine Zeit zu verlieren, um den Menschen, die so sehnlich auf ein friedlicheres Leben warten, zu beweisen, dass der Friedensschluss mit den Farc nicht nur auf dem Papier existiert“.

Nach dem Votum des Kongresses für den Friedensvertrag sollen die rund 5800 Kämpfer der Farc bis April ihre Waffen abgeben. Santos will nun versuchen, einen Vertrag mit der kleineren ELN-Guerilla auszuhandeln.

2015 hatte das tunesische Quartett für den nationalen Dialog den Preis bekommen. Am Nachmittag überreicht Schwedens König Carl XVI. Gustaf die Nobelpreise in Medizin, Physik, Chemie und Wirtschaftswissenschaften.

Nur der Literaturnobelpreis wird am Samstag nicht übergeben: Preisträger Bob Dylan hat für die Feier abgesagt. Er war für seine poetischen Neuschöpfungen in der amerikanischen Gesangstradition geehrt worden. Wann und auf welchem Wege er die mit acht Millionen schwedischen Kronen (rund 830 000 Euro) dotierte Auszeichnung entgegen nimmt, ist unbekannt. (dpa)

Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos und ein Mitglied des Nobelkomitees in Oslo. Foto: Haakon Mosvold Larsen/dpa

Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos und ein Mitglied des Nobelkomitees in Oslo. Foto: Haakon Mosvold Larsen

Kolumbiens Präsident Santos mit Angehörigen der norwegischen Königsfamilie. Foto: Terje Bendiksby/dpa

Kolumbiens Präsident Santos mit Angehörigen der norwegischen Königsfamilie. Foto: Terje Bendiksby



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