Pressespiegel: Sind G7-Treffen noch in dieser Form zeitgemäß?

Was schreiben die Zeitungen über den G7-Gipfel? "Angesichts der mageren Resultate der vergangenen G7-Treffen drängt sich die Frage auf, ob diese Form noch zeitgemäß ist. Steht der kolossale finanzielle und organisatorische Aufwand, den die Ausrichtung des G7-Gipfels bedeutet, im Verhältnis zu seinem Nutzen?" (Nürnberger Nachrichten)
Titelbild
Italiens Premierminister Giuseppe Conte geht in Begleitung seiner Delegation vom Hotel du Palais (Hintergrund, rot) zum Zentrum Bellevue, um an der Plenarsitzung in Biarritz, Südwestfrankreich, am 25. August 2019, dem zweiten Tag des jährlichen G7-Gipfels.Foto: LUDOVIC MARIN/AFP/Getty Images
Epoch Times25. August 2019

„Neue Osnabrücker Zeitung“

„Während sich die G-7-Gipfelstürmer in Biarritz immerhin darauf einigen, die Brandbekämpfung im Amazonasgebiet zu unterstützen, hauen Klimaaktivisten und Ernährungsgurus hierzulande in eine andere Kerbe: ‚Esst kein Fleisch mehr!‘, proklamieren sie. Ihre Argumentation: Europas Hunger auf Fleisch zwinge die Bauern in Brasilien zum Brandroden, um neuen Platz für Rinder und den Sojaanbau zu schaffen. Aber ist das so einfach? Nein, ist es nicht. Es ist aller Ehren wert, wenn Vegetarier oder Veganer aus Deutschland das Klima retten wollen. Allerdings ist ihre Marktmacht klein. Die große Masse indes will nicht auf Fleisch verzichten. Sie ist es auch, die relativ leicht etwas ändern könnte. Verbessern ließe sich vieles, etwa die Tierhaltung – durch bessere Gräser auf den Weideflächen, Rassen, die mehr Fleisch abwerfen, und Hilfen für Bauern, die nachhaltiger produzieren wollen.“

„Nürnberger Nachrichten“

„Auch wenn der direkte Dialog dem Austausch gehässiger Twitter-Meldungen vorzuziehen ist und es bei Konflikten keine bessere Alternative gibt als unermüdliche Diplomatie: Angesichts der mageren Resultate der vergangenen G7-Treffen drängt sich die Frage auf, ob diese Form noch zeitgemäß ist. Steht der kolossale finanzielle und organisatorische Aufwand, den die Ausrichtung des G7-Gipfels bedeutet, im Verhältnis zu seinem Nutzen?“

„Frankfurter Allgemeine“

„Wer hätte sich vor Jahren vorstellen können, dass ein G-7-Teilnehmer einmal den Handelskrieger geben würde? Dass Trump bilaterale Abkommen schließt, steht dazu nicht im Widerspruch. Seine Partner geraten zwischen die Fronten. Der Konsens macht sich rar. Es herrschen Verwirrung und Dissens; siehe auch die Themen Iran, Nordkorea, Russland.“

„Der Standard“ aus Wien

„Der Fall Bolsonaro geht über die aktuelle Urwaldkatastrophe hinaus und wirft die grundsätzliche Frage auf, wie der Westen mit den Demagogen und Populisten dieser Welt umgehen soll. Macron hatte an sich vor Jahren schon einen guten Ansatz gefunden und erklärt, es gelte, ‚mit allen zu reden, aber Klartext zu sprechen‘. Rückblickend betrachtet wäre es angezeigt gewesen, auch Bolsonaro nach Biarritz einzuladen – allein schon um ihn vor den TV-Kameras der Welt in die Pflicht zu nehmen. Gut möglich, dass er im Kreis der ‚Großen‘ den Klartext auch hören würde. “

„Frankfurter Rundschau“

„Der große Eklat ist bis Sonntag ausgeblieben; noch befand sich Trump in Biarritz, aber er bleibt unberechenbar. Auf eine gemeinsame Abschluss-Erklärung wurde diesmal ganz verzichtet, weil diese Kommuniqués Macron zufolge ohnehin keiner lese – ein vielsagendes Eingeständnis, wie begrenzt der Nutzen wohlklingender Verlautbarungen ist. Biarritz wird wieder einmal zeigen, dass es Zeit ist, über eine andere Form der internationalen Begegnungen nachzudenken.“

„Neues Deutschland“

„Ist die Zeit gekommen, die Runde der ‚führenden‘ Weltmächte aufzulösen, nachdem sie ihre Handlungsunfähigkeit vor aller Augen erweist? Eine Forderung, die gerade Linke seit Jahren erheben, mit dem Argument, dass der exklusive Klub selbsternannter Weltenlenker durch nichts und niemanden legitimiert sei. Doch wie sich gleichzeitig zeigt, folgen strategische Übereinkünfte auf dieser Ebene zwar ganz sicher den Interessen ausgewählter Machteliten, doch stellt Interessenausgleich auf dieser Ebene auch einen Wert an sich dar. Trump zwingt erneut zum Bekenntnis. Das hat wenigstens den nützlichen Nebeneffekt, dass jeder nun erkennen kann, wie dieses Bekenntnis der ‚Großen‘ ausfällt. Die Fronten werden klarer.“

Berliner „Tagesspiegel“

„Frankreichs Präsident unternimmt den Versuch, angesichts der Brände im Amazonas-Regenwald die Handlungsfähigkeit der internationalen Staatengemeinschaft unter Beweis zustellen. Zunächst mag es seltsam erscheinen, dass Macron unmittelbar vor dem Gipfel den brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro wegen der Brandrodungen im Amazonasgebiet scharf angegriffen hat. Brasilien sitzt bei den Gipfelberatungen in Biarritz schließlich gar nicht mit am Tisch. Dennoch hat Macrons Drohung, angesichts der von Bolsonaro gebilligten Brandrodungen im Amazonasgebiet notfalls das Mercosur-Freihandelsabkommen zu kippen, zumindest schon ein erstes Ergebnis gebracht: Der rechtsextreme brasilianische Präsident hat einen Armeeeinsatz gegen die Waldbrände angeordnet. Ob der von Bolsonaro verfügte Einsatz langfristig an seiner Klimapolitik etwas ändert, steht auf einem anderen Blatt. Aber falls sich der Staatschef nicht an die im Mercosur-Abkommen vorgesehenen Umweltstandards halten sollte, gibt es keinen Grund für die EU, sich für die Vereinbarung mit Brasilien und weiteren lateinamerikanischen Ländern zu verkämpfen.“

„Stuttgarter Zeitung“

„Die Entwicklung des G7-Formats ist besorgniserregend. Dafür ist vor allem Trumps Nationalismus verantwortlich. Das Problem dabei ist weniger, dass er die globalisierten Wirtschaftsbeziehungen mit ihren Nebenwirkungen oder internationale Abkommen in Frage stellt. Er zerstört das System dadurch, dass er nicht auf gemeinsame Korrekturen negativer Begleiterscheinungen setzt, sondern mit Beleidigungen und Drohungen gegenüber langjährigen Partnern arbeitet.“

„Neue Osnabrücker Zeitung“

„Während sich die G-7-Gipfelstürmer in Biarritz immerhin darauf einigen, die Brandbekämpfung im Amazonasgebiet zu unterstützen, hauen Klimaaktivisten und Ernährungsgurus hierzulande in eine andere Kerbe: ‚Esst kein Fleisch mehr!‘, proklamieren sie. Ihre Argumentation: Europas Hunger auf Fleisch zwinge die Bauern in Brasilien zum Brandroden, um neuen Platz für Rinder und den Sojaanbau zu schaffen. Aber ist das so einfach? Nein, ist es nicht. Es ist aller Ehren wert, wenn Vegetarier oder Veganer aus Deutschland das Klima retten wollen. Allerdings ist ihre Marktmacht klein. Die große Masse indes will nicht auf Fleisch verzichten. Sie ist es auch, die relativ leicht etwas ändern könnte. Verbessern ließe sich vieles, etwa die Tierhaltung – durch bessere Gräser auf den Weideflächen, Rassen, die mehr Fleisch abwerfen, und Hilfen für Bauern, die nachhaltiger produzieren wollen.“ (ks/afp)



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