Prozessauftakt zu Anschlag auf Istanbuler Nachtclub „Reina“ – Attentäter drohen bis zu 40 Mal lebenslang

Im vergangenen Jahr stürmte ein Usbeke den Nachtclub "Reina" in Istanbul. Er erschoss dabei 39 Menschen und verletzte 79 weitere. Heute startete ein Prozess gegen ihn.
Titelbild
Blumen vor dem Nachtclub "Reina". 5. Januar 2017, Istanbul (Symbolbild).Foto: OZAN KOSE/AFP/Getty Images
Epoch Times11. Dezember 2017

In Istanbul hat am Montag der Prozess zum Anschlag auf den Nachtclub „Reina“ begonnen, bei dem in der vergangenen Neujahrsnacht 39 Menschen getötet wurden. Vor dem Gericht im Gefängnis von Silivri müssen sich der mutmaßliche Attentäter Abdulkadir Mascharipow sowie 56 mutmaßliche Komplizen verantworten. Zu dem Anschlag, der die Türkei kurz nach dem Jahreswechsel erschüttert hatte, bekannte sich die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS).

Wie die Nachrichtenagentur Dogan berichtete, begann der Prozess am Montagvormittag in dem Gefängnis westlich von Istanbul im Beisein von 51 der 57 Angeklagten. Davon sind drei auf freiem Fuß, während der Rest in Untersuchungshaft sitzt. Mascharipow wurde von mehreren Polizisten in den Saal geführt.

IS bekannte sich zu Mascharipows Anschlag

Der 34-jährige Usbeke war zwei Wochen nach dem Anschlag in einer Wohnung am Westrand Istanbuls gefasst worden. Gegenüber der Polizei bekannte er sich zu der Tat. Ihm drohen wegen „Mordes“ und „Versuchs zum Umsturz der verfassungsmäßigen Ordnung“ bis zu 40 Mal lebenslang. Unter den Mitangeklagten ist auch seine Ehefrau Sarina Nurullajewa.

Der Attentäter hatte kurz nach Mitternacht den schicken Nachtclub am Bosporus-Ufer gestürmt und 39 Menschen erschossen und 79 weitere verletzt. Die meisten der Opfer waren arabische Touristen, die dort Silvester feierten. Erst als dem Schützen die Munition ausging, floh er aus dem Nachtclub, nahm ein Taxi und tauchte unter. Erst nach zweiwöchiger Suche wurde er gefasst.

Eine Frau legt Blumen vor dem Nachtclub „Reina“ nieder. 17. Januar 2017, Istanbul. Foto: OZAN KOSE/AFP/Getty Images

Die IS-Miliz bekannte sich in einer Erklärung zu dem Anschlag. Es war das erste Mal, dass die Extremistengruppe ein Attentat in der Türkei beanspruchte, auch wenn ihr wiederholt Angriffe in Istanbul zugeschrieben worden waren. So wurde sie für den Anschlag auf eine deutsche Reisegruppe im Januar 2016 und einen Angriff auf den Atatürk-Flughafen im Juni 2016 verantwortlich gemacht.

Hat Mascharipow die Tat für Geld verübt?

Dass sich Mascharipow anders als andere IS-Attentäter weder bei dem Attentat noch bei seiner Festnahme in die Luft sprengte, führte zu Spekulationen, dass er die Tat für Geld verübt haben könnte. Ungewöhnlich war auch, dass er sich mit Frau und Kind in der Türkei aufhielt. Nach der Tat holte er bei seiner Frau zunächst seinen kleinen Sohn ab, bevor er untertauchte.

Mascharipow gab im Verhör an, den Anschlag auf Anweisung eines hohen russischen IS-Mitglieds namens Islam Atabajew alias „Abu Dschihad“ begangen zu haben. Atabajew ist ein Karatschaier aus dem Nordkaukasus. Ein anderer Drahtzieher wurde nach US-Angaben in Syrien getötet. Mascharipow wollte zunächst den Taksim-Platz angreifen, entschied sich aber in letzter Minute wegen der hohen Sicherheitsvorkehrungen dagegen.

Der Nachtclub „Reina“ wurde nach dem Anschlag geschlossen und im Mai auf Anweisung der Stadtverwaltung wegen Verstößen gegen Bauvorschriften abgerissen. (afp)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion