Rückkehr von afghanischem Vize-Präsidenten Dostum aus Exil von Gewalt begleitet

Begleitet von Gewalt ist Afghanistans umstrittener Vize-Präsident und frühere Warlord Abdul Raschid Dostum am Sonntag in sein Heimatland zurückgekehrt. Nach seiner Landung auf dem Flughafen in Kabul sprengte sich ein Selbstmordattentäter in die Luft.
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KabulFoto: iStock
Epoch Times22. Juli 2018

Überschattet von einem schweren Anschlag ist Afghanistans umstrittener Vize-Präsident, der frühere Warlord Abdul Raschid Dostum, am Sonntag in sein Heimatland zurückgekehrt. Nach seiner Landung auf dem Flughafen in Kabul sprengte sich dort nach Behördenangaben ein Selbstmordattentäter inmitten von Menschen in die Luft, die zu Dostums Empfang zusammengekommen waren. Mindestens 14 Menschen wurden demnach getötet und 60 weitere verletzt, der Vize-Präsident blieb unversehrt.

Die Explosion ereignete sich am Eingang des Flughafens, als die dort versammelten höheren Regierungsmitarbeiter, Politiker und Anhänger Dostums den Airport verlassen wollten. Dostum war laut einem AFP-Reporter vor Ort zuvor in einem gepanzerten Auto abgefahren. Der Vize-Präsident sei unverletzt geblieben, bestätigte sein persönlicher Sprecher.

Regierungsvertreter und Anhänger hatten den einstigen Milizenführer feierlich empfangen. Dostum war im Mai vorigen Jahres in die Türkei geflohen, weil ihm in Afghanistan ein Verfahren wegen Misshandlung, Entführung und Vergewaltigung eines Rivalen drohte. Er soll Ende 2016 seinen Leibwächtern befohlen haben, seinen Widersacher tagelang zu verschleppen, zu foltern und zu missbrauchen.

Dostum ist ethnischer Usbeke und der einflussreiche Anführer der Minderheiten im Norden Afghanistans. Er half den USA 2001, die radikalislamischen Taliban zu entmachten. Zugleich ist er wegen schwerer Verbrechen nach dem Sturz der Taliban sehr umstritten. Unter anderem soll er zugelassen haben, dass hunderte Taliban in Schiffscontainer gesperrt wurden und darin erstickten.

Afghanistans Präsident Aschraf Ghani hatte Dostum 2014 zu seinem Stellvertreter ernannt, um bei den ethnischen Minderheiten im Norden seines Landes zu punkten. Die Ernennung des ehemaligen Kriegsherren brachte ihm aber auch scharfe Kritik ein. Dostums Rückkehr aus dem Exil war lange Gegenstand von Spekulationen gewesen.

In den vergangenen Wochen hatten seine Anhänger im Norden bei gewalttätigen Protesten Behördengebäude belagert und Straßen blockiert, um ihrer Forderung nach einer Rückkehr Dostums Nachdruck zu verleihen. Zugleich forderten sie die Freilassung eines örtlichen Polizeichefs, der als Dostums Vertreter in der Provinz Faryab fungierte. Beobachtern vermuten, Ghani habe grünes Licht für die Rückkehr seines Stellvertreters gegeben, um die Lage zu beruhigen.

Zugleich zielte die Entscheidung demnach darauf ab, Ghani vor den Präsidentschaftswahlen im nächsten Jahr die Unterstützung der usbekischen Minderheit zu sichern. Es wird erwartet, dass der Amtsinhaber erneut antritt. Er selbst hatte Dostum 2009 als „Mörder“ bezeichnet, war aber bei der Präsidentenwahl von 2014 mit ihm als Stellvertreter angetreten.

Wegen der Entführung und Folter von Dostums Rivalen waren 2016 sieben seiner Leibwächter verurteilt worden. Dem Vize-Präsidenten wurde vorgeworfen, das Verbrechen befohlen zu haben. Dostum wies die Vorwürfe zurück. Seine Ausreise in die Türkei begründete er mit medizinischen Behandlungen und familiären Angelegenheiten.

Nach Angaben des Sprechers von Ghani wurde Dostum mittlerweile „behandelt“ und soll seine Arbeit als Vize-Präsident nach seiner Rückkehr wieder aufnehmen. Fragen nach möglichen Ermittlungen gegen Dostum wich der Sprecher aus. Die Justiz sei unabhängig, die Regierung „mischt sich nicht in deren Entscheidungen ein“, sagte er.   (afp)



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