Mehr Scheidungen in Türkei, weil geflüchtete Syrerinnen „Zweitfrauen“ werden

Was passiert, wenn syrische Frauen in der Türkei heiraten, um ihrer Notlage zu entkommen – notfalls auch als Zweitfrau? Das erlebt derzeit die türkisch-syrische Grenzstadt Şanlıurfa. Dort haben Scheidungen zugenommen.
Titelbild
Hoffen auf Familiennachzug: Diese syrischen Kurdinnen heirateten neulich in Abwesenheit Männer, denen die Flucht nach Deutschland gelungen ist.Foto: John Moore/Getty Images
Epoch Times22. November 2015

Seitdem sich rund 500.000 syrische Flüchtlinge in der Stadt niedergelassen haben, kam es in Şanlıurfa zu vielen Zweitheiraten türkischer Männer mit syrischen Frauen. Şanlıurfa zählte im Jahr 2014 laut Wikipedia rund 1,846 Millionen Einwohner.

Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur DHA sehen syrische Frauen in der Heirat mit einem türkischen Mann, auch wenn er bereits verheiratet ist, einen Ausweg aus ihrer Situation. Dies führe aber zu Problemen, berichtet das Deutsch-Türkische Journal.

Ehe zu dritt häufig problematisch

Hikmet Delebe von der Anwaltskammer Şanlıurfa schildert es so: „Die Ehe mit zwei Frauen führt zu wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Es kommt auch zu sozialen, zwischenmenschlichen Problemen innerhalb der Familien. Als Folge hat die Zahl der Scheidungsanträge im vergangenen Jahr um 20 Prozent zugenommen.“

Mehrere Frauen gleichzeitig zu ehelichen ist nach türkischem Recht eigentlich nicht erlaubt. Nach islamischen Recht ist es jedoch möglich, weshalb von dieser Regel Gebrauch gemacht wird.

Ende 2014 hatte das erste Familiengericht von Şanlıurfa 1.342 Scheidungsanträge zu bearbeiten und das zweite Scheidungsgericht war mit 1.219 Anträgen beschäftigt. Aktuell warten bei den Gerichten über 3000 Scheidungsanträge auf ihre Bearbeitung. Das ist ein Zuwachs von knapp 20 Prozent, wie das Deutsch-Türkische Journal berichtete.

Handel mit Mädchen und Frauen boomt

Durch den Syrien-Krieg boomt der Menschenhandel: Schon 2013 berichtete das Flüchtlingshilfswerk UNHCR, dass es in syrischen Flüchtlingslagern einen regelrechten Heiratsmarkt gebe, auf dem sich reiche Saudis eine „syrische Braut auf Zeit“ aussuchen würden. Die Notlage der syrischen Flüchtlingsfamilien, die alles verloren haben, nutzen die Scheichs aus, um sich vor allem Frauen und minderjährige Mädchen zu „kaufen“. Dabei geht es in Wirklichkeit gar nicht um Heirat, sondern um sexuelle Ausbeutung. Der Umfang des Sklavenhandels ist so groß, dass er nicht mal im Verborgenen stattfindet. Trotzdem ist er in Politik und Medien kaum Thema. (rf)

Mehr dazu unter:

Handel mit Sexsklaven in Syrien: Arabische Scheichs kaufen Flüchtlings-Kinder



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