Cinnamon Grand in Colombo: Mit dem Sprengsatz an Ostern zum Frühstücksbuffet

Was geschah in den Hotels in Sri Lanka? Das Osterwochenende im Luxushotel Cinnamon Grand in Sri Lankas Hauptstadt war ausgebucht gewesen. Plötzlich - eine Explosion, dann "völliges Chaos".
Titelbild
Ein Gebet an der St. Sebastian's Kirche in Negombo am 22. April 2019.Foto: JEWEL SAMAD/AFP/Getty Images
Epoch Times22. April 2019

Geduldig wartete der Attentäter mit seinem Teller am Frühstückbuffet, bis er an der Reihe war. Dann zündete er den Sprengstoff auf seinem Rücken. Binnen Sekunden schlug das geschäftige, fröhliche Treiben am Ostersonntag im Restaurant des Luxushotels Cinnamon Grand in Sri Lankas Hauptstadt Colombo in ein wahres Inferno um. Dies berichteten Augenzeugen der Nachrichtenagentur AFP.

Die Hölle brach fast zeitgleich auch an anderen Orten der Insel los: In drei christlichen Kirchen schlugen die Attentäter ebenfalls zu – ausgerechnet während der Ostermesse. Auch weitere Luxus-Hotels wurden zum Ziel von Anschlägen. Fast 300 Menschen wurden binnen kurzer Zeit aus dem Leben gerissen – Gläubige im Ostergottesdienst, Urlauber, Restaurantgäste.

„Es war 08.30 Uhr“, berichtet ein Mitarbeiter des Hotels Cinnamon Grand. „Es gab viel zu tun, wir hatten viele Familien da.“ Das Osterwochenende sei ausgebucht gewesen. Plötzlich – eine Explosion, dann „völliges Chaos“.

Weitere Häuser betroffen: Zwei Hotels und drei Kirchen

Nur wenig später traf es das Shangri-La und das Kingsbury, zwei weitere bei betuchten Touristen beliebte Fünf-Sterne-Hotels in Colombo. Unter den Opfern sind Dutzende Ausländer.

Zur gleichen Zeit erschütterten Explosionen Colombos historische Kirche St. Antonius, die St.-Sebastian-Kirche im nahegelegenen Bade- und Fischerort Negombo und die Zionskirche von Batticaloa an der Ostküste des Inselstaats. Alle drei Gotteshäuser waren voll mit Gläubigen, die gerade die Ostermesse feierten.

Dass so viele an der Messe teilnahmen, hat Dilp Fernando möglicherweise das Leben gerettet. Weil er in St. Sebastian keinen Sitzplatz mehr fand, ging er in eine andere Kirche, erzählt der 66-jährige Rentner. Auch seine Verwandten kamen nicht mehr rein, beschlossen aber, den Gottesdienst von draußen mitzuverfolgen.

Dort begegneten sie dem mutmaßlichen Attentäter. „Gegen Ende der Messe sahen sie einen jungen Mann mit einem schweren Sack in die Kirche gehen“, sagt Fernando. „Im Vorbeigehen strich er meiner Enkelin noch über den Kopf.“ Alle hätten sich gewundert, warum er so spät in die Messe wollte. Kurz darauf hörten sie die Explosion.

„Es ist einfach unterträglich, diese Art der Gewalt wieder erleben zu müssen“

Weniger Glück hatte Janaka Shaktivel. Der 28-Jährige zündete gerade in St. Antonius gemeinsam mit seiner Frau und seinem 18 Monate alten Sohn Kerzen an, als das Baby zu weinen anfing. Er habe gerade mit seinem Sohn die Kirche verlassen, da hörte er einen ohrenbetäubenden Lärm: „Ich rannte wieder rein und suchte nach meiner Frau, konnte sie aber nicht finden“.

Einen Tag später fand Shaktivel sie schließlich in einer Leichenhalle. Er habe sie nur an ihrem Ehering erkannt, berichtet er, mühsam um Fassung ringend. Neben ihm spielen sich unbeschreibliche Szenen ab, während Menschen versuchen, mit Hilfe von Fotos schwer verstümmelter Leichen ihre Liebsten zu identifizieren.

Shalini Juwinitta Gomez bricht bei der schweren Aufgabe zusammen. Die 31-Jährige verlor ihren älteren Bruder und seine drei Kinder – das jüngste gerade acht Monate alt. „Das Baby war so niedlich“, erzählt sie weinend. „Sein Kopf wurde weggesprengt. Womit hat es das verdient?“

Shanta Prasad half, verletzte Kinder aus St. Antonius ins Krankenhaus zu bringen. „Ich trug acht Kinder“, erzählt er. „Unter ihnen waren zwei Mädchen, sechs und acht Jahre alt – so alt wie meine Töchter.“ „Ihre Kleider waren zerrissen und blutgetränkt“, sagt er und fügt hinzu: „Es ist einfach unterträglich, diese Art der Gewalt wieder erleben zu müssen.“

Wie bei so vielen Menschen in Sri Lanka riefen die verheerenden Anschläge auch bei Prasad Erinnerungen an den blutigen Bürgerkrieg mit tamilischen Rebellen wach, dem zehntausende Menschen zum Opfer gefallen sind. Das Trauma ist zehn Jahre später immer noch zu spüren.

Fast jeder in Colombo, Batticaloa und Negombo kann Geschichten von den Toten erzählen. Da ist der 23-jährige Neffe, der im Cinnamon Grand umkam – eine Woche vor seiner Hochzeit. Oder der elfjährige Sohn eines Freunds, der unter den Opfern von St. Sebastian ist.

Immer wieder betonen die Menschen, wie sehr sie vor allem der Anschlag auf Christen überrascht hat. Die Minderheit blieb in dem Land bisher von gezielten Angriffen verschont – islamistische Angriffe gab es in Sri Lanka bisher nicht. Seit diesem Ostersonntag hat sich das geändert. (afp)



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