Syrer helfen Syrern in der Türkei

In dem Gesundheitszentrum in der türkischen Hauptstadt Ankara sind neben Türken auch Mediziner aus Syrien tätig, um sich um geflohene Landsleute zu kümmern.
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Syrische Flüchtlinge warten nahe der Stadt türkischen Sanliurfa darauf, die Grenze überqueren zu dürfen. Die Türkei will die Flüchtlingszahlen durch Einführung einer Visumspflicht für Syrer reduzieren.Foto: Sedat Suna/Archiv/dpa
Epoch Times28. März 2018

Safa al-Hussein ist froh, mit dem Arzt in ihrer eigenen Sprache sprechen zu können, als sie ihre Tochter Ahed in Ankara zur Untersuchung bringt.

In dem Gesundheitszentrum in der türkischen Hauptstadt sind neben Türken auch Mediziner aus Syrien tätig, um sich um geflohene Landsleute wie al-Hussein zu kümmern. Nach einer kurzen Ausbildung können sie regulär in den Gesundheitsstationen für Flüchtlinge arbeiten. Es ist ein Arrangement, das Ärzten wie Patienten zugute kommt.

Al-Hussein war mit ihrer kleinen Tochter Ahed aus Raka geflohen, nachdem ihr Mann und ihre andere Tochter dort bei einem Luftangriff getötet worden waren. Auch Ahed wurde bei dem Angriff verletzt. Nach einer ersten Operation in Syrien reiste ihre Mutter in die Türkei, um dort die Behandlung fortzusetzen. In Ankara hörte sie von einer Klinik „mit guten syrischen Ärzten“. Heute könne Ahed laufen, freut sich ihre Mutter.

„Das erste Mal, als sie kamen, hat sich Ahed sofort an mich geklammert und wollte mich nicht mehr loslassen“, sagt der Arzt Nidal Arap, der sie behandelt, mit einem Lächeln. Er habe den gleichen Vornamen wie Aheds Vater, weshalb sie sofort Vertrauen gehabt habe. Arap arbeitet seit vergangenem Juni in dem Gesundheitszentrum für Flüchtlinge in Ankara, in das jeden Tag rund 600 Patienten kommen.

„Da sie nicht Türkisch sprechen, können sie normalerweise Ärzten nicht erklären, was sie haben, was sie wollen“, sagt Arap. „Nun können sie hierher kommen und sich in ihrer eigenen Sprache behandeln lassen.“ In der Klinik sind acht von zehn Ärzten Syrer und zehn der 13 Pfleger. Insgesamt arbeiten mehr als 800 syrische Mediziner in den landesweit 99 Gesundheitszentren, die für Flüchtlinge eingerichtet wurden.

Félix Léger ist voll des Lobes für den Umgang der Türkei mit den 3,5 Millionen syrischen Flüchtlingen im Land. Die Regierung habe „extrem fortschrittliche Gesetze für Flüchtlinge“, sagt der Beauftragte für Gesundheit der EU-Hilfsorganisation Echo, die die Ausbildung der syrischen Ärzte zum Teil finanziert. Betrieben werden die Zentren vom türkischen Gesundheitsministerium und der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Bevor sie in den Zentren arbeiten dürfen, durchlaufen die Ärztinnen und Ärzte eine einwöchige theoretische Ausbildung. Anschließend folgen sechs Wochen Praxis, bei denen ihre Fachkenntnisse von türkischen Kollegen geprüft werden. Die meisten Mediziner sind ohne ihr Diplom in die Türkei gekommen. Doch mit der seit Januar 2017 angebotenen Ausbildung erhalten sie das Recht, in den Zentren für Flüchtlinge zu praktizieren.

Die syrischen Pfleger und Ärzte helfen auch bei den Impfkampagnen für Flüchtlingskinder. „Früher stießen diese Kampagnen oft auf Misstrauen bei den Flüchtlingen“, sagt der syrische Arzt Mohamed Chattab aus Aleppo, der seit Ende 2015 in der Türkei lebt. Die Beteiligung syrischer Ärzte und Krankenschwestern habe Vertrauen geschaffen und so erheblich zum Erfolg der Impfaktionen beigetragen.

Auch im psychologischen Dienst der Gesundheitsstation in Ankara ist Vertrauen zentral. Der Dienst kümmert sich vor allem um Frauen, die Gewalt erlebt haben oder sexuelle Fragen besprechen wollen. Fünf speziell ausgebildete Mediatoren arbeiten für den Dienst. Einige der Frauen würden sofort in Tränen ausbrechen, wenn sie mit ihr sprächen, sagt eine der Mediatorinnen, die aus Aleppo stammt. „Sie vertrauen uns, denn wir haben das Gleiche erlitten und die gleiche Tragödie erlebt.“ (afp)



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